Marjan Eggers ist innerhalb von sechs Jahren die Karriereleiter steil hinaufgeklettert. Erst seit 2019 ist die 39-Jährige Mitglied der Grünen. Bereits 2020 zog sie in den Mendener Stadtrat ein. Aktuell ist Marjan Eggers unter anderem Ausschussvorsitzende des Umwelt- und Klimaausschusses in Menden. Ein Jahr später, 2021, wurde sie zur Kreissprecherin der Grünen im Märkischen Kreis. Die Mendenerin ist Gesundheits- und Krankenpflegerin, verheiratet und hat einen Sohn.
Ich bin Politikerin geworden, weil: „2019 war ich Mitarbeiterin des Marienhospitals in Werdohl als bekannt wurde, dass die Klinik geschlossen werden soll. Ich habe mich als Mitarbeiterin gegen die Schließung eingesetzt und kam daraufhin in Kontakt mit Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern der verschiedensten Parteien. Mir wurde klar, dass ich nur etwas bewirken kann, wenn ich mich selbst engagiere. Daraufhin bin ich Mitglied bei den Grünen geworden.“
An Politik begeistert mich: „Dass man etwas bewegen kann. Auch wenn Politik mit einem Marathonlauf vergleichbar ist, kann man einiges bewirken. Und die Gemeinschaft, die ich bei uns Grünen im Märkischen Kreis erlebe, begeistert mich immer wieder aufs Neue. Es ist toll mit so vielen engagierten Menschen Ideen zu entwickeln.“
Aus unserem Wahlprogramm sind mir diese drei Themen besonders wichtig:
„Inklusion: Wir setzen uns für eine inklusive Gesellschaft ein, in der alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können – egal ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Das beginnt schon in der Schule: Kinder mit und ohne Behinderung sollen gemeinsam lernen können. Dafür wollen wir das Bildungssystem verbessern und mehr Unterstützung anbieten, zum Beispiel durch zusätzliche Lehrkräfte oder barrierefreie Schulgebäude. Auch in der Kinder- und Jugendhilfe soll Inklusion gelebt werden. Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderung die gleichen Angebote nutzen können wie alle anderen auch. Sie sollen nicht mehr zwischen verschiedenen Ämtern hin- und hergeschickt werden, sondern eine zentrale Anlaufstelle haben, die sich um alle ihre Bedürfnisse kümmert. Im Arbeitsleben wollen wir ebenfalls für mehr Inklusion sorgen. Menschen mit Behinderung sollen leichter einen Job auf dem normalen Arbeitsmarkt finden können. Dafür sollen Arbeitgeber besser unterstützt und beraten werden. Insgesamt geht es darum, Barrieren abzubauen – nicht nur bauliche, sondern auch in den Köpfen. Wir möchten eine Gesellschaft, in der Vielfalt als Bereicherung gesehen wird und jeder Mensch die Chance hat, sein Potenzial zu entfalten. Das nutzt am Ende allen, denn eine inklusive Gesellschaft ist o ener, toleranter und innovativer.
Klimaschutz: Der Klimaschutz ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Wir wollen, dass Deutschland und Europa ihre Klimaschutzziele einhalten und bis 2045 beziehungsweise 2050 klimaneutral werden. Das bedeutet, dass wir dann nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als die Natur aufnehmen kann.
Klimaschutz ist eine Chance für Wirtschaft und Gesellschaft. Wir wollen die Maßnahmen so gestalten, dass alle Menschen sie mittragen können und niemand überfordert wird.
Pflegeversorgung: Wir setzen uns für eine umfassende und würdevolle Pflegeversorgung ein, die allen Pflegebedürftigen zugutekommt. Dabei verfolgen wir mehrere Ansätze:
- Bezahlbarkeit: Die Pflege soll wieder für alle erschwinglich werden, ohne dass Menschen im Alter auf Sozialhilfe angewiesen sind.
- Vielfältige Angebote: Es soll Unterstützung geben, egal ob die Pflege zu Hause oder in einer Einrichtung stattfindet. Auch Angebote im direkten Wohnumfeld sollen gefördert werden.
- Unterstützung pflegender Angehöriger: Wer Arbeitszeit reduziert, um Angehörige zu pflegen, soll finanzielle Hilfe erhalten.
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen: Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sollen die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessert und ehemalige Pflegekräfte zurückgewonnen werden.
- Flexibilität: Pflegebedürftige sollen verschiedene Leistungen wie Pflege, Therapie und Haushaltshilfe flexibler kombinieren können.
Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Pflegequalität zu verbessern, Pflegende zuentlasten und gleichzeitig die finanzielle Belastung für Pflegebedürftige zu reduzieren.Das soll dazu beitragen, dass Menschen in Würde altern und gepflegt werden können, ohne dass dies zu einer übermäßigen finanziellen oder persönlichen Belastung führt.“
Welche Erfahrungen haben Sie im Leben gemacht, die Sie am meisten in Ihrer politischen Arbeit geprägt haben?
„Meine berufliche Tätigkeit prägt mich sehr in meiner politischen Tätigkeit. Als Gesundheits- und Krankenpflegerin habe ich in den unterschiedlichsten Bereichen gearbeitet und habe dadurch sehr viel erlebt, dass ich mit in meine Arbeit einfließen lasse. Dazu gehört natürlich auch die Unterbesetzung auf Station oder die Problematik Fachkräfte und Auszubildende zu gewinnen. Inklusion ist für mich ein Herzensthema, da ich aus eigener Erfahrung weiß, mit welchen Hürden man zu kämpfen hat, wenn man ein besonderes Kind hat. All diese Erfahrungen prägen mein politisches Handeln.“
Wer sind Ihre Vorbilder und warum?
„Zu meinen Vorbildern gehören unsere Grüne Außenministerin Annalena Baerbock und unsere ehemalige Bundesvorsitzende Ricarda Lang. Beides sind Frauen, die sich unermüdlich politisch in ihren Themenbereichen stark machen und sich mit Leidenschaft einsetzen und nicht den Mut verlieren.“
Was ist Ihr größter politischer Erfolg bisher?
Mein größter Erfolg ist die Umsetzung der Stillen Stunde in einem Supermarkt in Menden. Der Weg dahin war sehr steinig. Mit toller Unterstützung des Inklusionsbeirates in Menden konnte mein Antrag auf Einführung der Stillen Stunde umgesetzt werden, dienun alle zwei Wochen stattfindet.“
Was sind die drei größten politischen Herausforderungen des neuen Bundestags und welche Lösung sehen Sie?
„Eine Herausforderung ist sicherlich der Beschluss des Haushaltes, der zügig erfolgen muss. Dazu gehört eine Reformierung der Schuldenbremse, um Investitionen zu ermöglichen. Des Weiteren muss eine Altschuldenlösung für die Kommunen gefunden werden. Denn unsere Kommunen dürfen nicht abgehängt werden. Eine weitere Herausforderung wird die weitere Umsetzung des Ausbaus der erneuerbaren Energien sein.“
Wie gehen Sie mit Kritik und unterschiedlichen Meinungen um?
„Unterschiedliche Meinungen bereichern den Dialog in der Politik. Ich akzeptiere und respektiere andere Meinungen. Konstruktive Kritik finde ich immer super. Dadurch kann ich mich nochmals selbst reflektieren. Wichtig bei Kritik und unterschiedlichen Meinungen ist aber immer, dass dies respektvoll geschieht.“
Wie beschreiben Sie Ihre persönliche Philosophie?
„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wenn ich nicht versuche etwas zu verändern oder anders zu machen, kann ich nicht wissen, ob es funktioniert. Dazu gehört auch ab und an die Komfortzone zu verlassen und Dinge zu tun, die ich vorher noch nicht getan habe. Denn nur dann kann ich feststellen, ob es funktioniert.“
Was sind Ihre drei größten Stärken und Schwächen?
„Meine Stärken: Geduld, Selbstreflexion, Resilienz
Meine Schwächen: Nehme mir oft zu viel auf einmal vor, oftmals ein schlechtes
Namensgedächtnis, manchmal zu gutmütig
Was treibt Sie an, was gibt Ihnen immer wieder neue Kraft?
„Meine Familie gibt mir wieder Kraft. Auch durch den Austausch mit anderen Grünen Mitgliedern kann ich immer wieder Kraft und Motivation sammeln.“
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