Das Bonner Unternehmen "QS Qualität und Sicherheit" bestätigt, von "Abweichungen" auf dem Schweinezuchtbetrieb in Halver-Hohenplanken auch schon 2016 und 2023 gewusst zu haben. Diese aber hätten nicht zum Entzug der Zulassung des Tierhalters im QS-System führen müssen. Das Unternehmen reagiert damit auf die jüngsten Vorwürfe durch die Tierrechtsorganisation Aninova.

"Die von der Zertifizierungsstelle vorgelegten Auditberichte enthielten bislang – auch in den Jahren 2016 und 2023 – keinerlei Hinweise auf das Vorliegen sogenannter K.O.-Verstöße, die im QS-System unweigerlich zum Entzug der Lieferberechtigung und zur Einleitung eines Sanktionsverfahrens gegen den Betrieb führen." So reagiert das Bonner Unternehmen "QS Qualität und Sicherheit" auf die Vorwürfe der Tierrechtsorganisation Aninova, schon in den Jahren 2016 und 2023 durch Audit-Prüfberichte von den Zuständen auf dem Halveraner Schweinezuchtbetrieb gewusst zu haben - LokalDirekt berichtete.

Die Organisation hatte am Donnerstag, 30. Oktober, angegeben, ihr lägen interne Prüf- und Kontrollunterlagen vor, in denen 2016 QS-Prüfer fehlendes Beschäftigungsmaterial, kurzfristige Überbelegung und mangelnde Ordnung auf dem Gelände bemängelt hätten. Im Jahr 2023 seien zudem defekte Tränken, Mängel bei Beleuchtung und Wasserversorgung sowie keine ordnungsgemäße Eigenkontrolle beanstandet worden.

Ein Ferkel steht auf den Überresten eines verwesten Tieres. Die Aufnahme soll laut Aninova 2025 in einem Schweinezuchtbetrieb in Halver-Hohenplanken entstanden sein.
Foto: Aninova e.V.

Zwar räumt QS auf Anfrage von LokalDirekt ein, dass der Schweinzuchtbetrieb in Halver 2016 und 2023 in den von der Zertifizierungsstelle bzw. deren Auditor durchgeführten Systemaudits mit Abweichungen von den Anforderungen des QS-Systems aufgefallen sei. Daraufhin aber seien "Korrekturmaßnahmen" mit dem Leiter des Betriebes vereinbart worden. "Mit der Abnahme dieser Korrekturmaßnahmen hat die Zertifizierungsstelle den systemseitig drohenden Entzug der Zulassung des Tierhalters im QS-System (den Entzug der sog. Lieferberechtigung) abgewendet", teilt ein Sprecher des Unternehmens am Donnerstagabend, 30. Oktober, mit.

Mangels „K.O.-Verstößen“ und besserer Kenntnis von den Umständen im Betrieb habe es für QS als Systemgeber keine Veranlassung gegeben, die Lieferberechtigung und damit das Prüfzeichen zu entziehen, rechtfertigt sich das Bonner Unternehmen. Mit der Aufnahme von Abweichungen sei der Betrieb im QS-System allerdings in einen schlechteren „Status“ eingruppiert worden, was zu einer verstärkten Kontrollhäufigkeit geführt habe, so das Prozedere.

Weiter gibt QS an, die Arbeit der Zertifizierungsstellen und ihrer Auditoren werde von QS in seiner Funktion als Standardgeber laufend überwacht. "Ergeben sich Zweifel an der Stichhaltigkeit der Auditberichte, an der Neutralität des Auditors oder der Systemkonformität des Audits, greift die zweite Kontrollstufe. QS entsendet QS-eigene Auditoren, die sich in den Betrieben der teilnehmenden Tierhalter selbst von der QS-Konformität der Betriebsführung überzeugen", heißt es aus dem Bonner Unternehmen.

Das war auch vor etwas mehr als zwei Wochen in Halver der Fall. Noch am 14. Oktober hatte QS eigens ein Sonderaudit in Hohenplanken durchgeführt und die von Aninova dokumentierten Zustände in dem Schweinezuchtbetrieb bestätigt. Der Betrieb wurde daraufhin für die Lieferung in das QS-System gesperrt.

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