Die Bilder auf dem Video zeigen unvorstellbare Zustände. Tote Ferkel, Mastsauen in engen Käfigen, Dreck, Blut, Verwesung. Dies soll die Realität in einem Schweinemastbetrieb in Halver-Hohenplanken darstellen. Aufgedeckt hat das die Tierrechtsorganisation Aninova. Die Behörden ermitteln nun.

Schwere Vorwürfe gegen einen Schweinemastbetrieb in Halver-Hohenplanken erhebt die Tierrechtsorganisation Aninova. In einer Mail an die LokalDirekt-Redaktion teilt die Pressestelle der in Sankt-Augustin ansässigen Organisation mit, es lägen aktuelle Hinweise zu der Schweinezucht vor, die "schwerwiegende Verstöße gegen das Tierschutzgesetz" nahelegten.

Die Tierschützer stützen die Vorwürfe konkret auf Bild- und Videomaterial, das am 10. Oktober entstanden sein soll. Die Daten zeigen verletzte, abgemagerte Tiere, verendete Ferkel, unhygienische Zustände sowie massive bauliche Mängel – es bestehe "eine akute Gefährdung für die dort gehaltenen Tiere", so Aninova. Der Redaktion liegen die Bilder und das Videomaterial vor. Ein Video, das den Mastbetrieb in Hohenplanken zeigen soll, hat die Organisation auf Youtube veröffentlicht.

Schweinemastbetrieb in Halver-Hohenplanken.
Foto: Seegmüller

Aninova gibt an, das zuständige Veterinäramt, das Landwirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen sowie das Kontrollsystem QS Qualität und Sicherheit bereits am vergangenen Wochenende über die Missstände informiert zu haben. Das bestätigt der Märkische Kreis auf LokalDirekt-Anfrage. Sprecherin Ursula Erkens sagt dazu am Dienstag, 14. Oktober, dass derzeit eine Akutbegehung durch Mitarbeiter des Veterinäramtes stattfinde. Ergebnisse dazu erwarte der Kreis aber nicht vor Mittwoch, 15. Oktober. Auch QS Qualität ist vor Ort.

Ein verletztes und ein totes Ferkel in dem Schweinmastbetrieb in Halver-Hohenplanken.
Foto: Aninova
Abgeschnittene Ringelschwänze
Foto: Aninova

Die Aufnahmen, die am 10. Oktober entstanden sind, dokumentieren Zustände, die eindeutig Verstöße gegen das Tierschutzgesetz darstellen. Zu sehen sind Tiere mit offenen, blutigen Wunden, die offensichtlich nicht tierärztlich behandelt wurden, verendete Ferkel in und außerhalb der Buchten sowie abgeschnittene Schweineschwänze, an denen sich bereits Maden und Insekten befinden. In den Ställen hängen dicke Spinnweben, der Boden ist mit Gülle und Schmutz bedeckt. Zahlreiche Kastenstände wirken viel zu eng, ein ungehindertes Hinlegen und Ausstrecken der Gliedmaßen scheint nicht möglich. Die baulichen Mängel sind so gravierend, dass sie eine erhebliche Verletzungsgefahr für die Tiere darstellen. Der Stall wirkt insgesamt stark verwahrlost, teilweise ohne Fenster und mit katastrophalen Haltungsbedingungen. "Die Zustände sind erschütternd, solche Bilder machen fassungslos und zeigen, dass Kontrolle und Verantwortung völlig versagen“, sagt Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender von Aninova.

Die Beschuldigungen der Tierrechtsorganisation treffen nicht nur den Betreiber: Der Betrieb ist QS-zertifiziert und damit eigentlich verpflichtet, regelmäßig überprüft zu werden. Dennoch deute das Bildmaterial darauf hin, dass die Missstände schon über einen längeren Zeitraum bestehen.  

Vor zehn Jahren erregte der Betrieb schon einmal Aufsehen: Bei einem Großbrand verendeten rund 1000 Schweine. Aninova klagt an: "Trotz dieses tragischen Vorfalls scheint der Betrieb seither weder grundlegend modernisiert noch wirksam überprüft worden zu sein."

Ein stark verwester Kadaver
Foto: Aninova

Der Betreiber der Schweinezucht sei zudem Geschäftsführer des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau e. V., Kreisverband Ahrweiler, und hat selbst an wissenschaftlichen Publikationen zum Thema Tierschutz und Tierhaltung mitgewirkt. Dazu zählen unter anderem wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit Fragen des Tierschutzes und der Akzeptanz praxisüblicher Schweinehaltungen in Nordrhein-Westfalen befassen, so die Organisation. "Wer selbst über Tierschutz in der Schweinehaltung forscht und gleichzeitig solche Zustände verantwortet, verliert jegliche Glaubwürdigkeit und macht das grundlegende Versagen des Systems sichtbar“, sagt Jan Peifer.

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