Zur Berichterstattung über die Zustände auf einem Schweinezuchtbetrieb in Halver-Hohenplanken vom 14. Oktober und die diesbezügliche Stellungnahme von Kreisdirektorin Barbara Dienstel-Kümper vom 17. Oktober erreichte uns folgende Leserzuschrift:
"Tierschützer haben durch heimliche Aufnahmen die unhaltbaren Zustände in den Schweineställen in Halver-Hohenplanken öffentlich gemacht. Danach gibt es zu Recht viele Fragen an das Kreisveterinäramt. Die Antworten, welche die Kreisdirektorin Frau Dienstel-Kümper an Lokal Direkt geliefert hat, irritieren mich sehr. Ihren Worten zufolge waren dem Kreisveterinäramt ähnliche Zustände aus vorherigen Kontrollen bekannt und der Betrieb durfte nur unter Auflagen weiterlaufen.
Diese Aussage erlaubt nun zwei Möglichkeiten, die gleichermaßen erschreckend sind. Entweder hat das Veterinäramt überhaupt keine Kontrollen durchgeführt, um die Einhaltung der erteilten Auflagen zu kontrollieren oder aber es hat Kontrollen durchgeführt und es ergaben sich daraus keine weiteren Konsequenzen, was jedoch kaum vorstellbar ist, wenn die Veterinäre genauso hingeschaut hätten wie es die Tierschützer getan haben.
Anstatt jetzt konkret aufzuzeigen, welche Maßnahmen das Veterinäramt sofort und in Zukunft ergreifen wird, flüchtet sich Frau Dienstel-Kümper in Zynismus. So merkt sie an, „dass ein Schweinezuchtbetrieb der Stufe 1 kein idyllischer Streichelzoo“ sei. Möchte sie damit deutlich machen, dass Menschen billiges Schweinefleisch essen wollen und deshalb damit klarkommen müssen, dass das Leben der Tiere so erbärmlich aussieht? Wenn dem so ist, hat sie recht! Damit trifft sie einen Punkt, vor dem viele Menschen lieber die Augen verschließen.
Diese Einsicht befreit das Kreisveterinäramt jedoch nicht von seiner Aufgabe, wenigstens das gesetzlich festgelegte Schutzminimum für die Tiere durchzusetzen. Das scheint in diesem Fall nicht zu geschehen. Dieser Eindruck drängt sich zumindest bei den Videoaufnahmen aus dem Stall und bei den weiteren Antworten von Frau Dienstel-Kümper auf.
Jetzt gibt es anscheinend neue Auflagen. Doch auch diese sind völlig nutzlos ohne entsprechend engmaschige Kontrollen. Bleibt es bei dem genannten Kontrollzyklus von 3 bis 7 Jahren, werden bis zur nächsten Kontrolle mehrere tausend Schweine auf diesem Hof ihrer Schlachtung entgegengelitten haben. Von der zuständigen Kreisdirektorin erwarte ich bei diesen Aussichten Aktionismus und keinen Zynismus.
Am Ende sind wir alle in der Verantwortung. Wir entscheiden durch unseren Konsum, ob und wie Tiere massenhaft gehalten werden. Wer weiterhin Fleisch essen möchte, der sollte sich informieren und den Landwirt, die sich mit Herz und Verstand um ihre Tiere kümmern, einen angemessenen Preis für dieses wertvolle Produkt zahlen."
Jana Schrage
Halver
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