Die dokumentierten Missstände im Schweinezuchtbetrieb in Halver-Hohenplanken sind nun auch von offizieller Seite bestätigt. Die QS Qualität und Sicherheit GmbH war am Dienstag, 14. Oktober, zu einem Sonderaudit in den Stallungen. Die Bestätigung durch das Bonner Qualitätsinstitut lassen zudem die Frage zu, wie vertrauenswürdig und belastbar derartige Siegel sind.
Die Tierrechtsorganisation Aninova erhebt schwere Vorwürfe gegen einen Schweinezuchtbetrieb in Halver-Hohenplanken - LokalDirekt berichtete. Video- und Fotoaufnahmen vom 10. Oktober dokumentieren Zustände, die eindeutig Verstöße gegen das Tierschutzgesetz darstellen. Zu sehen sind Tiere mit offenen, blutigen Wunden, die offensichtlich nicht tierärztlich behandelt wurden, verendete Ferkel in und außerhalb der Buchten sowie abgeschnittene Schweineschwänze, an denen sich bereits Maden und Insekten befinden.
Nachdem die Organisation die Missstände am Dienstag, 14. Oktober, öffentlich gemacht hatte, fanden sich auf dem Hof nicht nur Vertreter des Kreisveterinäramtes ein. Auch eine Mitarbeiterin der QS Qualität und Sicherheit GmbH aus Bonn führte angesichts der Vorwürfe ein Sonderaudit durch. Der Schweinezuchtbetrieb trägt das QS-Zertifikat und muss regelmäßigen Kontrollen durch das Institut unterliegen. Auf der Webseite der QS Qualität und Sicherheit GmbH heißt es zu den Zertifikat-Anforderungen: "Die tiergerechte Haltung, regelmäßige Tierarztbesuche, Hygienekontrollen sowie der verantwortungsvolle Einsatz von Arzneimitteln gehören zu den wichtigsten QS-Anforderungen für Tierhalter. [...] Für alle teilnehmenden Betriebe aus dem In- und Ausland gelten bei QS strenge Anforderungen, etwa zur Rückverfolgbarkeit oder zur Hygiene. Unabhängige Prüfer kontrollieren regelmäßig, ob die Anforderungen eingehalten werden."

Auf LokalDirekt-Anfrage ließ das Institut mit dem Hinweis auf Datenschutzgründe zwar unbeantwortet, wann das letzte reguläre Audit auf dem Hof stattgefunden hat. Jedoch bestätigt Sprecherin Kathrin Voskuhl am Dienstagabend, dass sich "die in dem vorliegenden Filmmaterial dokumentierten Missstände vor Ort in weiten Teilen bestätigt" hätten. "Wir haben den Betrieb daraufhin umgehend für die Lieferung in das QS-System gesperrt", teilt das Unternehmen weiter mit.
Ferner teilt die QS Qualität und Sicherheit GmbH mit, die Audits fänden alle 1 bis 3 Jahre statt. Die Erteilung des Qualitäts-Zertifikats beziehe sich auf ausgewählte Kriterien, so das Unternehmen, das auf einen 35-seitigen Leitfaden zur Schweinehaltung verweist. Die Anforderungen, die ein QS-Systempartner erfüllen muss, hingen von der Produktionsstufe ab, für die er sich anmeldet, teilt QS weiter mit. Warum und wie es trotz Zertifikat zu derartigen Missständen in dem Halveraner Betrieb kommen konnte, lässt das Bonner Unternehmen unbeantwortet.
Zu welchem Ergebnis die Mitarbeiter des Kreisveterinäramtes am Dienstagvormittag im Rahmen ihrer Begehung in Hohenplanken kamen, ist bis zum Abend nicht bekannt. Der Kreis teilte auf Anfrage mit, sich erst am Mittwoch dazu äußern zu wollen. Unbekannt ist auch, wie es nun mit den Tieren auf dem Betrieb weitergeht.
Zudem teilten sowohl die Kreispolizeibehörde MK als auch die für Umweltdelikte zuständige Staatsanwaltschaft in Dortmund auf Anfrage mit, dass bislang keine Strafanzeige gegen den Betreiber der Schweinezuchtanlage vorliege.