Die erschütternden Bilder aus dem Schweinzucht-Betrieb in Halver-Hohenplanken hallen nach. Während für viele Menschen die Zustände auf dem Hof noch immer völlig unbegreiflich sind und sie ihren Ärger und ihre Wut öffentlich äußern, ziehen die ersten beteiligten Stellen nun Konsequenzen aus den Geschehnissen. Zudem bestätigte die Staatsanwaltschaft Dortmund den Eingang der Strafanzeige.
Die "QS Qualität und Sicherheit GmbH" aus Bonn hatte am Dienstag, 14. Oktober, nach Bekanntwerden der Zustände auf dem Zuchtbetrieb in Halver, eine betriebseigene Auditorin nach Halver geschickt, die ihn ihrem Bericht die angeprangerten tierschutzwidrigen Zustände bestätigt hatte - LokalDirekt berichtete. Am Donnerstag, 16. Oktober, teilt Sprecherin Kathrin Voskuhl nun proaktiv mit, dass die mittlerweile angelaufene interne Aufarbeitung des Falls ergeben habe, dass erst Anfang Oktober 2025 ein QS-Audit in dem Schweinezuchtbetrieb in Halver durchgeführt worden sei. Der Auditor einer durch QS beauftragten Zertifizierungsstelle habe dabei entscheidende Abweichungen und Mängel auf dem Betrieb nicht erkannt und entsprechend auch nicht in seinem Bericht dokumentiert, so Voskuhl für "QS".
Der Bericht weiche in zahlreichen Punkten deutlich von den Feststellungen der QS-Sonderauditorin von Dienstag ab. Voskuhl: "QS hat den betreffenden Auditor daraufhin mit sofortiger Wirkung für die Durchführung von Audits im QS-System – und zwar für alle Tierarten – gesperrt". Zudem teilt QS mit, dass gegen den Betriebseigentümer aus Halver ein Sanktionsverfahren eingeleitet werde, in dem über mögliche Strafen beraten wird. Diese sehen auch Geldbußen sowie den dauerhaften Ausschluss aus dem QS-System vor, gibt das Bonner Unternehmen weiter an, das sich bemüht transparent und selbstkritisch gibt.
Völlig anders sieht es da beim Märkischen Kreis aus. Der weist auch zwei Tage nach Veröffentlichung der verstörenden Bilder aus Halver Verantwortung von sich und äußert sich nur auf explizite Anfrage. Am Mittwoch, 15. Oktober, hatte der Kreis bestätigt, von Missständen im Bereich Tierschutz und Tiergesundheit gewusst zu haben - LokalDirekt berichtete.
Weiter teilt die Pressestelle des Kreises am darauffolgenden Donnerstag mit, dass die letzte "anlassbezogene Kontrolle" des Schweinezuchtbetriebes im Frühjahr dieses Jahres stattgefunden habe. Aufgrund der damals schon festgestellten Mängel seien dem Tierhalter Auflagen erteilt worden. Um welche "Mängel", wie der Kreis die Zuständen vor Ort nennt, es sich genau handelt, könne aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht beantwortet werden.
Genauer wird das Kreisveterinäramt bei den Ergebnissen der Kontrolle am vergangenen Dienstag. Dort habe man "Mängel im Bereich Tierschutz (Versorgung einiger kranker Tiere, teilweise zu enge Kastenstände) und Tiergesundheit/Hygiene (Schädlingsbefall, Entsorgung von tierischen Nebenprodukten)" festgestellt. Nach der Kontrolle des Kreisveterinäramtes sei ebenfalls der behandelnde Tierarzt vor Ort gewesen. Die Tiere würden nachweislich regelmäßig tierärztlich untersucht und behandelt, versichert der Kreis. Warum der behandelnde Tierarzt die katastrophalen Zustände in dem Schweinezuchtbetrieb nicht unlängst beanstandete und sogar meldete, bleibt unbeantwortet.
Die Nachfrage unserer Redaktion, ob der Zustand der Tiere eine Veranlassung zur Schließung des Betriebes zulasse, beantwortet das Kreisveterinäramt deutlich mit "Nein". Vielmehr beurteilten die Mitarbeiter die Zustände als tragbar, sodass der Betrieb weiterlaufen könne. Eine Mitverantwortung für den Zustand auf dem Betrieb in Hohenplanken empfindet das Kreisveterinäramt ausdrücklich nicht; es sei auch nicht zu spät reagiert worden.

Harsche Kritik an den zuständigen Kreismitarbeitern übt indes die Tierrechtsorganisation Aninova. Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender: „Das Veterinäramt hat selbst eingeräumt, dass es in der Vergangenheit bereits Verfehlungen und Auflagen gegenüber dem Betrieb gegeben hat. Es ist völlig unverständlich, warum hier nicht früher und konsequenter eingegriffen wurde. Hätte man die bestehenden Probleme ernsthaft verfolgt, wären das jetzt dokumentierte Leiden und die Qual der Tiere vermutlich gar nicht erst entstanden.“
Hoffnung setzt die Organisation nun in die Arbeit der Staatsanwaltschaft Dortmund. Die zuständige Zentralstelle für die Verfolgung der Umweltkriminalität in Nordrhein-Westfalen bestätigte am Donnerstag, 16. Oktober, den Eingang der Strafanzeige gegen den Zuchtbetreiber.
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