Nachdem die katastrophalen Zustände in einem Schweinezuchtbetrieb in Hohenplanken durch die Tierrechtsorganisation Aninova aufgedeckt wurden, äußert sich einen Tag später der Märkische Kreis zu den Vorwürfen. Das Kreisveterinäramt habe demnach entschieden, dass der Betrieb vorerst weiterlaufe. Die Zustände auf dem Hof scheinen den Amtsärzten nicht neu zu sein.

Das Kreisveterinäramt hat sich am Mittwochnachmittag, 15. Oktober, zu den Vorwürfen der katastrophalen Zustände in einem Schweinezuchtbetrieb in Halver geäußert. Demnach wussten die zuständigen Mitarbeiter im Kreishaus von den desaströsen Haltungsbedingungen in dem Betrieb in Hohenplanken.

Auf die Frage, ob die Zustände auf dem Hof dem Kreisveterinäramt bekannt waren, teilt die Pressestelle mit: "Auf dem betroffenen Betrieb wurden auch in der Vergangenheit schon Mängel im Bereich Tierschutz und Tiergesundheit/Hygiene festgestellt." Das Amt habe daraufhin dem Tierhalter Auflagen erteilt, welche im Rahmen der Nachkontrollen im Anschluss erfüllt worden seien.

"Mängel" hätten die Mitarbeiter des Kreisveterinäramtes auch am Dienstag, 14. Oktober, auf dem Schweinezuchtbetrieb festgestellt, nachdem die Tierrechtsorganisation Aninova die Bild- und Videoaufnahmen aus den Stallungen verbreitet hatte. Laut Kreispressestelle seien es wieder "Mängel im Bereich Tierschutz und Tiergesundheit/Hygiene", die festgestellt wurden. Genaueres lässt die knappe Antwort aus dem Kreishaus aus. Auch diesbezüglich erhalte der Betrieb nun wieder Auflagen, die im Rahmen von Nachkontrollen überprüft würden. Das bedeutet: Die Tiere bleiben auf dem Hof, der Betrieb läuft weiter.

Insgesamt 2000 bis 2500 Tiere hält der Betreiber des Zuchtbetriebes in den Stallungen in Hohenplanken. "Je nachdem wie viele Ferkel geworfen wurden", teilt der Kreis weiter mit. Die Tiere werden zum Teil auf zwei Etagen gehalten.

Wann genau die letzte reguläre Kontrolle auf dem Betrieb durch das Veterinäramt stattgefunden hat, ist Inhalt einer weiteren, bislang unbeantworteten Anfrage an den Märkischen Kreis. Mitgeteilt wurde bislang nur, dass der Hof im Schnitt alle drei Jahre kontrolliert werde. Es gebe keine rechtlichen Vorgaben mit konkreten, vorgeschriebenen Kontrollfrequenzen. Im Rahmen der risikobasierten Überwachung von landwirtschaftlichen Betrieben müsse die zuständige Behörde in NRW je nach Betriebsrisiko eine Kontrollfrequenz zwischen drei und sieben Jahren wählen.

LokalDirekt stellte eine weitere Anfrage an die Kreisverwaltung. Die Beantwortung der Fragen steht derzeit noch aus.  

Unsere Redaktion möchte vom Kreisveterinäramt wissen:

  1. Welche Mängel wurden genau festgestellt bei älteren Kontrollen? Welche Auflagen genau musste der Halter daraufhin erfüllen?
  2. Wann genau waren die letzten drei regulären Kontrollen auf dem Hof?
  3. Lässt der Zustand der Tiere (Verletzungen, Tote Tiere, Verstümmelung) nicht eine Veranlassung zur Schließung des Betriebes zu?
  4. Beurteilt das KVA die am Dienstag gesichteten Zustände als noch tragbar, sodass der Betrieb weiterlaufen kann?
  5. Sieht das KVA bei sich eine Mitverantwortung für den Zustand auf dem Betrieb in Hohenplanken? Wurde zu spät reagiert?
  6. Wie beurteilt ein KVA die zumutbaren Umstände für ein Tier? Werden Leiden und gesundheitliche Mängel kategorisiert? Werden die Tiere tierärztlich versorgt?

Lesen Sie zu dem Thema auch:

Tote Ferkel, Maden, abgeschnittene Schwänze - Organisation beklagt "katastrophale Zustände" in Schweinezucht |

Qualitätsinstitut bestätigt Missstände in Schweinezuchtbetrieb

"Desaströse Zustände im Schweinezuchtbetrieb hätten auffallen müssen"