Kommentar.

Die aktuellen Geschehnisse im Fall des Schweinezuchtbetriebes in Halver-Hohenplanken kommentiert LokalDirekt-Redakteurin Friederike Kämper.

Der dritte Skandal innerhalb eines Jahres erschüttert die Märkische Landwirtschaft. Nach Gülle-Gau und kranker Tiere in Halver-Kotten, einem toten Pferd auf einem Misthaufen in Iserlohn nun eine desaströse Schweinezucht in Halver. Zustände, die unentdeckt blieben, Zustände, die von behördlicher Seite nicht erkannt wurden.

Wer hat wann nicht richtig hingeschaut? Welche Kontrollen haben nicht gegriffen? Diese Fragen müssen berechtigt sein. Und diese Fragen müssen nun von allen beteiligten Stellen lückenlos beantwortet werden. Eine Antwort lieferte bereits die "QS Qualität und Sicherheit GmbH" aus Bonn. Sprecherin Kathrin Voskuhl bestätigte am Dienstagabend noch am Tag des Bekanntwerdens der Anschuldigungen durch die Tierrechtsorganisation Aninova, dass sich "die in dem vorliegenden Filmmaterial dokumentierten Missstände vor Ort in weiten Teilen bestätigt" hätten. "Wir haben den Betrieb daraufhin umgehend für die Lieferung in das QS-System gesperrt", teilte das Unternehmen weiter mit.

Das Kreisveterinäramt ist so weit noch nicht. Bis Mittwochmittag liegt kein Statement zum besagten Fall in Halver-Hohenplanken vor. Auf Nachfrage erklärt die Kreis-Pressestelle, man erwarte am Nachmittag eine Aussage der Amts-Mitarbeiter. Der Druck auf die Amtstierärzte wächst, Stimmen von "Behördenversagen" werden laut. Denn die Bilder der Tierrechtsorganisation legen die Vermutung nahe, dass die Zustände auf dem Schweinezuchtbetrieb seit vielen Jahren derart desaströs sein dürften. Und das hätte, bei regelmäßigen Kontrollen durch die Amtstierärzte, auffallen und gemeldet werden müssen. Gleiches gilt für die Audits der "QS Qualität und Sicherheit GmbH", die nach Angaben des Unternehmens alle ein bis drei Jahre stattfinden. Immerhin: Die QS-Pressestelle erklärt, man habe eine "Taskforce" eingerichtet, um die Hintergründe aufzuklären und sagte Transparenz zu. Das Kreisveterinäramt muss an dieser Stelle zügig nachziehen.

Auch die Frage nach tierärztlicher Versorgung steht im Raum. Warum hat der Betreiber des Zuchtbetriebes keine tierärztliche Hilfe für die offensichtlich verletzten und stark hilfebedürftigen Tiere geholt? Und sollte doch mal ein Tierarzt zur Gabe von Medikamenten vor Ort gewesen sein, hätte auch er die Missstände erkennen und umgehend melden müssen.

Der Betreiber des Zuchtbetriebes wollte sich auf Anfrage von LokalDirekt zu den Vorwürfen nicht äußern. Er wolle sich zunächst beraten, teilte er telefonisch mit. Die Tiere, so konnte er sagen, verblieben bis auf Weiteres auf seinem Hof. Die Geschäftsstelle des Bauern- und Winzerverbands Kreisverband Ahrweiler, bei der der Hofeigentümer als Geschäftsführer tätig ist, ist telefonisch derzeit nicht mehr erreichbar.

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