Die Plettenberger Comedy-Night ging am Samstag, 11. Oktober, in die sechste Runde – und das nicht nur mit Gästen, die sich sehen lassen konnten, sondern auch wieder - wie im Vorjahr - mit einer Saalräumung aufgrund eines Feueralarms. Dazu später mehr.

Die beliebte Moderatorin und Comedienne Jacky Feldmann kehrte am Samstag in ihre Heimatstadt zurück und brachte einige hochkarätige Gäste mit auf die Bühne der Aula des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Böddinghausen. 450 Zuschauer sorgten für ein ausverkauftes Haus. Jacky Feldmann führte in ihrem Heimspiel wie gewohnt witzig und souverän durch den langen Abend. Sie dankte der Plettenberger Kultour mit den zahlreichen Helfenden um die Geschäftsführerin Sylvia Eick für die Organisation und begrüßte besonders die anwesende Feuerwehr in Anspielung an die Ereignisse des Vorjahres. Da konnte sie noch nicht ahnen, dass diese wieder mit zum Hauptact des Abends zählen würde.

Die erste Reihe hat es immer besonders schwer bei Comedyabenden, so auch diesmal. Ute und Guido aus der Oester, auch Dimi nebst Familie mit Kleinkind aus Attendorn wurden nicht verschont. Aber auch die einzelnen Plettenberger Stadtteile bekamen in der Moderation von Jacky Feldmann ihr Fett weg. So sorgte sie schon für eine Lockerheit des Publikums und rief als ersten Gast Marvin Spencer auf die Bühne.

Marvin Spencer
Foto: Hans-Jörg Dietz/LokalDirekt

Dieser zeigte vom Start eine Bühnenpräsenz, die sofort mitriss. Seine Herkunft von einem schwarzen Vater und der „dermaßen abartig weißen Mutter, deren Gene wie Tipp-Ex“ seien. „Drei Pigmente weniger und sie wäre transparent.“ Die Lacher waren auf seiner Seite. Ein Bericht über ein Studium der Islamwissenschaften und das Übergreifen des Islams auf die Gesellschaft war das nächste Thema. In Anspielung auf einen deutschen Konvertit, den er optisch als Umschulung von Pumuckl auf Ayatollah bezeichnete. Die nächste Lebensstation war die Arbeit als Sozialarbeiter in einem Flüchtlingscamp, was praktisch war: „Ich fiel nicht so auf“, so Marvin Spencer, „Arbeit ist nicht so mein Ding, die Welt könnte ein besserer Ort sein, wenn ich nicht mehr arbeiten müsste“, ist sein Lebensmotto.

Bei Bewerbungsgesprächen und den Nachfragen nach den Stärken des Herrn Spencer, war nicht die Trinkfestigkeit oder die Pünktlichkeit gefragt. Bei den Schwächen angekommen, war seine Ansage: Was mir an Stärken fehlt, mache ich mit meinen Schwächen wieder weg. Danach ging es um ein einschneidendes Erlebnis beim Arzt. Diagnose war Übergewicht. Auch eine Zweitmeinung brachte kein anderes Ergebnis. Für die Rolle des Sams’ vor über 30 Jahren hätte er zugenommen und da er auf den Teil zwei des Sams’ wartete, sei er nicht zum Abnehmen gekommen. Vom Einkauf von Schokolade im Supermarkt ging es über eine Fernbeziehung weiter mit der Suche nach einer neuen Partnerin mit Einladung zum Essen mit Mayo auf der Currywurst in einer Imbissbude. Trotz Auslecken der Pommesschale sei er mit der Frau seit fünf Jahren verheiratet. Mit sexuellen Präferenzen endete der starke Auftritt von Marvin Spencer.

Esel ist verlässlicher als Deutsche Bahn

Nachdem Jacky Feldmann in der Zwischenmoderation von der erfolgreichen Suche nach einer neuen Wohnung in Berlin berichtet hatte, folgte der Auftritt von Anissa Loucif. Sie ist Komikerin und Narkoseärztin aus Berlin. Seit zwei Jahren ist sie in der Comedyszene aktiv. Sie erzählte vom ersten Kind. Dessen Namensfindung nach einem männlichen, arabischen Vornamen wurde über die App Uber angeleiert. Es kam dann der Name Mohammed-Rüdiger (Morü) heraus. Ihr biodeutscher Mann bringt Anissa Loucif weitere typische deutsche Dinge bei. Als Beispiel nannte sie Stauballergie und Fahrradführerschein und das Öffnen eines Getränks mit einem Feuerzeug, obwohl es schwer ist, ein Paket Eistee damit zu öffnen. Ein fehlendes Fahrrad wurde kurzerhand durch die arabische Verwandtschaft besorgt. Geschichten von ihrer Freundin Stephanie und deren Sohn Sören rundeten diesen Teil ab.

Anissa Loucif
Foto: Hans-Jörg Dietz/LokalDirekt

Dann ging es um eine Dating-App namens Minder für Muslime. Ein Match gab es mit Ali mit den kleinen Händen und das nächste war mit einem Afghanen, der als Fortbewegungsmittel einen Esel benutzte. Sie hatte es eher auf den Esel als Transportmittel abgesehen, da er verlässlicher erschien, als die Deutsche Bahn. Danach wurde die Zeit vor Comedy beleuchtet. Sie berichtete aus ihrer Tätigkeit als Narkoseärztin an der Berliner Charité. Narkose wurde nach dem ASL-Prinzip durchgeführt: Alle Spritzen Leer, da viele Patienten schon mit Drogen vollgepumpt waren. Von dem Patienten, der beim Salatmachen auf die Gurke gefallen war, wusste sie gekonnt zu berichten. Der letzte Teil handelte um die Geburt ihres Kindes und der Anwesenheit des Mannes per Zoom. Anissa Loucie überzeugte mit ihrer sympathischen Art, messerscharfen Beobachtungen und einer gehörigen Portion Selbstironie. Lauter Applaus war der Dank des Publikums.

Nach einer kleinen Pause hatten die Gäste gerade wieder Platz genommen, um den nächsten Teil des Programms zu genießen, als die Alarmsirene losging und das Publikum aufgefordert wurde, die Aula unverzüglich zu verlassen. Mit viel Ruhe wurden alle Besucher durch die Ordner der Kultour GmbH über die Ausgänge ins Freie geleitet. Die Feuerwehr rückte an und es stellte sich heraus, dass ein Mülleimer im Eingangsbereich wahrscheinlich durch eine Zigarettenkippe brannte und der in das Gebäude ziehende Rauch den Alarm ausgelöst hatte. Der Brand konnte schnell gelöscht werden und nach ca. 30 Minuten war eine Fortsetzung der Comedy-Night möglich.

Work And Travel in Bielefeld

Nach einem Dank an die Feuerwehr und einigen Geschichten aus ihrem Leben präsentierte Jacky Feldmann Robert Alan als nächsten Gast. Er präsentierte Comedy mit Gitarrenklängen zu Hits der 60er Jahre, mit ganz eigener Textur. Er steht eher für den trockenen Humor, der aber absolut gekonnt vorgetragen wurde. Das Warten auf den Auftritt im Backstagebereich wurde deutlich gemacht. Er überlegte, den Beruf zum Hobby zu machen, und bezeichnete Sigmund Freud kurzerhand als Fußballer, um dann ein Zitat von eben diesem Freud zu zitieren. Humor schützt vor Schlaganfall, war der Tenor von Robert Allan. Von Erfahrungen eines Work-And-Travel-Aufenthalts in Bielefeld schlug er den Bogen zu seiner neuen „Lieblingsstadt Plettenberg“. Die Geschichte eines Kumpels, der in einem veganen Tierheim arbeitet, und dem Schachspiel, bei dem eine Drei gewürfelt wurde, rundete das bekiffte Kapitel ab. Eine Besucherin bekam noch ein nachträgliches Ständchen auf der Mundharmonika. Das Thema einer Fernbeziehung mit einer Freundin aus Portugal und die Namensfindung sowie Ausflüge mit dem Kinderwagen und guten Tipps der Freunde waren das nächste Thema. Ein Hinweis auf das Soloprogramm am 5. November in Köln rundeten diesen gelungenen Auftritt ab.

Robert Alan
Foto: Hans-Jörg Dietz/LokalDirekt

Termin für 7. Comedy-Night steht schon fest

In der Moderation zum letzten Gast wies Jacky Feldmann schon einmal auf die nächste Comedy-Night am 26. September 2026 hin, bevor der letzte Gast des Abends, Abdelkarim, die Bühne betrat. Nach mühevoller Anreise per Bahn hatte er es doch noch pünktlich nach Plettenberg geschafft. Er spielte zu Anfang mit dem Publikum, um dann auf seine Geschichte zurückzukommen. Die Aussprache seines Namens ist ein Problem für viele, sodass er auch auf Achim reagiert. Das schönste Gespräch des Jahres führte er mit vier Migrantenjungs: Durchtrainiert, gut aussehend und trotzdem sympathisch „Typ Hobbygangster“. Wie würde eine berüchtigte Schwulengang heißen, wurde KI gefragt. Heraus kam u. a.: „Die glitzernden Schatten“und „Die Regenbogenräuber“. Er berichtete von gelebtem Rassismus bei der Kontrolle von Dunkelhäutigen und seinem Abschluss mit der Polizeigrundausbildung durch diese Erfahrungen. Sein Kumpel Ali gibt ihm immer wertvolle Tipps fürs Leben. Integration in Deutschland bedeutet, „wenn du kein Alkohol trinkst, bist du am Ende der Nahrungskette“, so Abdelkarim mit Augenzwinkern.

Abdelkarim
Foto: Hans-Jörg Dietz/LokalDirekt

Klischees, wie der „Böse Moslem“ am Flughafen bringen auch Ehepaare wieder zusammen und die Frage während eines Fluges an einen älteren Mann: „Und sie freuen sich auch auf das Paradies“ kommt nicht gut an. Die Erfahrungen von St. Martin mit dem Umzug einer Laterne mit vier Griffen als Gang bildende Maßnahme und der Spende von vier Mandarinen war der nächste Punkt. Der in Bielefeld geborene Künstler nahm seine Schuhgröße humorvoll und spannte den Bogen auf Nahrungsmittel wie Kapern, Meerrettich oder Schattenmorellen, die er früher als Tier angesehen hat und nicht gegessen hatte. Beendet wurde der Vortrag mit einer humorvollen Begegnung einer schwarzen mit einer weißen Frau im Zug. Tosender Applaus war der Dank der Zuschauer.

Jacky Feldmann dankte den Akteuren und dem Team der Organisation und es gab noch die Möglichkeit, im Foyer mit den Künstlern Bilder zu machen. So ging ein langer, ereignisreicher Abend in der Aula zu Ende.