Märkischer Reiterverband:
Für den Märkischen Reiterverband beantwortet die Tierschutzbeauftragte Heilwig Donner die Anfrage: „Der Märkische Reiterverband verurteilt die offensichtlichen Missstände der Pferdehaltung am Wixberg“, schreibt sie in dem knappen Statement. Sie betont aber auch, dass diese Vorwürfe aktuell noch nicht behördlich bestätigt sind. „Die Basisarbeit der dem MRV angegliederten Vereine soll den Kindern und Jugendlichen nicht nur das Reiten und Voltigieren beibringen, vielmehr wird ebenfalls ein respektvoller Umgang mit dem Partner Pferd erlernt – sei es durch Lehrgänge, bei Abzeichen oder anderen Freizeitangeboten. Hier werden nämlich neben dem Sport Kenntnisse zur artgerechten und nutzungsgerechten Haltung, zu medizinischer Versorgung und Pflege vermittelt. Diese Basisarbeit hilft perspektivisch, Vorkommnisse, wie diese in den Anschuldigungen formulierten Ereignisse, zukünftig zu begrenzen.“
Pferdesportverband Westfalen:
Für den Pferdesportverband Westfalen beziehen Brigitte Hein und Daniel Stegemann Stellung. Die Vorstände des Landesverbandes schicken eine ausführliche Antwort auf die doch durchaus kritische Anfrage. Dem Pferdesportverband Westfalen wird unter anderem vorgeworfen, auf Hinweise seitens der Missstände auf dem Hof nicht reagiert zu haben. Reitsportler aus dem Märkischen Kreis hätten sich 2024 beim Verband gemeldet und anlässlich des gefundenen toten Pferdes im Stacheldraht den Verband um Unterstützung gebeten, aber keine Reaktion erhalten.
„Vorwürfe gegen den Pferdesportverband Westfalen sind uns im Zusammenhang mit dem Hof (…) tatsächlich bisher nicht entgegengebracht worden. Uns ist bekannt, dass im Januar 2024 ein totes Pferd aufgefunden wurde, das starke Verletzungen aufwies. Spontan hatten wir damals ebenfalls zunächst befürchtet, dass es sich um einen Riss handeln könnte. Das Foto des Pferdes war uns per Whats App von einer Pferdehalterin / Pferdesportlerin übermittelt worden. E-Mails mit weiteren Infos und Dokumenten sind uns nicht bekannt. Gleiches gilt für die von Ihnen angesprochenen Vorkommnisse aus der jüngeren Vergangenheit. Von dem aktuellen Vorfall haben wir durch Ihre E-Mail Kenntnis erlangt“, heißt es in der E-Mail des Verbandes.
Brigitte Hein und Daniel Stegemann nehmen zudem eine Einordnung vor. Anders als das Westfälische Pferdestammbuch sei der Verband nicht für die Zucht verantwortlich. Es handele sich um einen Sportfachverband: „Als eingetragener Verein handeln wir im Rahmen des Vereinsrechts. Grundlage des entsprechenden Handelns sind unsere Satzung und die Rechtsordnungen in den entsprechenden Regelwerken, vorrangig in der LPO (Anm. d. Red.: LPO = Leistungs-Prüfungs-Ordnung). Es ist eine maßgebliche Voraussetzung zur Anwendung dieser Regeln, dass der Beschuldigte sich diesen Regelwerken unterworfen hat, beispielsweise als Mitgliedsverein oder Betriebe oder als Turnierfachkraft oder Turniersportler. In diesem Fall trifft dies an keiner Stelle zu. Der Hof (…) ist kein Mitgliedsbetrieb. Ein Verfahren mit den Mitteln des Vereinsrechts kann mangels Bindung an den Verband nicht geführt werden.“
Falls verbandliche Verfahren geführt werden könnten, sei die Disziplinarkommission zuständig. Ihre Sanktionsmöglichkeiten bestehen in Turniersport-Sperren und Geldstrafen. Haltungsverbote, Umgangsverbote mit Pferden, etc. seien im Rahmen des Vereinsrechts nicht möglich.
„Losgelöst davon: Als Verband steht uns – wie jeder privaten Person auch – die Kontaktaufnahme mit dem Veterinäramt, den Ordnungsbehörden oder in strafrechtlichen Belangen auch mit der Staatsanwaltschaft offen. Diesen Weg beschreiten wir durchaus, insbesondere wenn deutlich wird, dass die verbandlichen Ermittlungsmöglichkeiten nicht ausreichen werden. Beispielsweise haben wir keine Möglichkeit, private Hofräume oder Stallungen zu betreten“, betonen die Vorstände. Im Januar 2024 sei sehr schnell kommuniziert worden, dass die zuständigen Ordnungsbehörden und das Veterinäramt bereits eingeschaltet waren. „Dies hätten wir anderenfalls unsererseits angestoßen“, betonen Brigitte Hein und Daniel Stegmann.
Den Wunsch der Kritiker, das im Raum stehende Fehlverhalten zu ahnden, „ist für uns (auch persönlich) total nachvollziehbar“. Es fehle aber an den nötigen Möglichkeiten.
Westfälisches Pferdestammbuch:
Die Pferdezüchter fanden die deutlichsten Worte am Montag. Mit ihrer Abstimmung setzten sie ein klares Statement. Carsten Rotermund, Geschäftsführer des Westfälischen Pferdestammbuchs, ist deutlich gemäßigter. Konkrete Antworten auf die von LokalDirekt gestellten Fragen, vermeidet er und formuliert es allgemein: „Pferdewohl ist ein Dauerthema des Westfälischen Pferdestammbuchs in der gesamten Kommunikation bei Veranstaltungen, Mitteilungen an die Mitglieder oder in der Verbandszeitschrift „Reiter & Pferde in Westfalen“. Das Westfälische Pferdestammbuch hat zur Modernisierung seiner eigenen Stallungen auf den neusten Stand des Tierwohls jüngst eine Investition in Höhe von insgesamt drei Millionen Euro getätigt.“ Das Stammbuch sei im regelmäßigen Austausch mit den mehr als 8000 Mitgliedern zur Zucht, zu der selbstverständlich die Themen Pferdehaltung und Pferdegesundheit gehören. „Permanente Kontroll- und Aufsichtsinstitution aber können wir nicht sein. Eine Behördenrolle dürfen wir uns nicht anmaßen und können auch keine Sanktionen wie die zuständigen Ämter verhängen. Wenn wir aber von dort um Rat und Hilfe gebeten werden, wozu die Behörden nicht verpflichtet sind, haben wir eine solche Unterstützung nie abgelehnt“, erklärt er.
Bei Besuchen von Zuchtbetrieben spreche das Westfälische Pferdestammbuch offenkundige Missstände klar an und scheue gegebenenfalls auch nicht davor zurück, den zuständigen Behörden entsprechende Hinweise zu übermitteln. Ob das in Iserlohn jemals der Fall war und wann Mitarbeiter des Stammbuchs da waren, ist nicht bekannt. „Von den von Ihnen aktuell übermittelten Bildern hatte das Westfälische Pferdestammbuch zuvor weder eigene Kenntnis noch zuverlässige Hinweise aus fremder Quelle. Anfang 2024 uns zur Kenntnis gebrachte Fotodokumente erforderten unsererseits insofern keine Reaktion, als in diesem Zusammenhang behördlicherseits bereits eingegriffen und sanktioniert worden war“, betonte Carsten Rotermund.
Auf die Frage, die Kritiker stellten, ob der Verband die Einnahmeverluste scheue, wenn man einen großen Züchter verliere – und Ansehen und Finanzen wichtiger seien als das Pferdewohl entgegnete der Geschäftsführer: „Unabhängig von den in Rede stehenden Vorfällen dürfen finanzielle Erwägungen keinen Vorrang gegenüber der Tiergesundheit und den rechtlichen Bestimmungen haben. Das ist für das Westfälische Pferdestammbuch im vorliegenden Fall auch schon insofern erkennbar, als die erwähnte Anzahl von Stutbucheinträgen enorm übertrieben ist.“
Lesen Sie dazu auch:
Teil 1: Die Debatte um die Pferdezucht am Wixberg
Teil 3: Die Rolle des Veterinäramts
Und aus dem Archiv:
Mitglieder entziehen Pferdezüchter das Vertrauen