Da sich der Iserlohner zu den Kadaverfunden bereits geäußert hat, geht es nun vor allem um die übrigen Vorwürfe. Zum Thema Knochenfund ergänzt er noch: „Ich bin übrigens sehr dankbar, dass Knochen gefunden wurden. Das vergisst man schnell. So konnte man reagieren. Wäre das nicht passiert, wäre es im Futter gelandet und hätte schaden können. Ärgerlich ist nur das ganze Anschwärzen und Parteien bilden.“ Aber der Züchter äußert sich auch zu den anderen Vorwürfen, zum Beispiel schlechte beziehungsweise nicht fachgerechte Zäune. Immer wieder gab es Meldungen an Ordnungsamt und Polizei, dass Pferde im Bereich Dümpel, Finkingsen oder Hegenscheid frei laufen. Der Pferdehalter empfindet die derzeitige Debatte um Missstände auf dem Hof als Hetze. Der Pferdezüchter sagt dazu, dass Zaunsysteme bewusst zerstört und unbrauchbar gemacht worden wären. In den vergangenen Jahren seien Tore geöffnet worden, weil man durch die Größe der Fläche Wasserstellen nicht hätte einsehen können. Das bestätigt auch Sebastian Putz vom Ordnungsamt der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde: „Ja, es stimmt, dass Zäune zum Beispiel von Wanderern nicht richtig geschlossen wurden.“ Dennoch gebe es eine dicke Akte und das Thema Zäune sei immer wieder Thema und es gab bereits mehrere Ortstermine. Wenn dort Pferde stehen, kontrolliere das Ordnungsamt beispielsweise wöchentlich, ob die Litzen auch wirklich Strom führen.
In der Kritik steht der Züchter öffentlich vor allem aufgrund der Verwendung von Stacheldraht. Wobei es sich laut Fachliteratur um tierschutzrelevante Missstände handelt. Dabei soll es sich jedoch um einen Sonderfall handeln, da auch Rinder auf den Weiden stehen. Vor allem ein Vorfall aus dem Januar 2024 wird seitens der Kritiker erwähnt. Spaziergänger fanden ein totes Pferd, das um Hals und Beine Stacheldraht hatte und offenbar seit mehreren Tagen dort lag. Tierfraß lag bereits großflächig vor. Der Pferdebesitzer sagt dazu: „Verletzungen kommen sehr wenig vor. Das Pferd aus Frühjahr 2024 wurde aus meiner Sicht getrieben. Wahrscheinlich war da wieder ein Hund nicht angeleint. Dass Pferde in Aufregung bergab, an der tiefsten Stelle der Wiese durch einen massiven Zaun rennen, ist ungewöhnlich. Eigentlich laufen Pferde bergauf auf die freie Fläche. Das war kein schöner Anblick. Es wurde erst ein Wolf vermutet, was sich nicht bestätigen konnte. Leider konnte ich das Pferd nur tot auffinden. Hierzu war das Veterinäramt aktiv und hat letztes Jahr die Kontrolle des Betriebes verschärft.“
LokalDirekt hakt auch nach, was es mit weiteren toten und verletzten Pferden auf sich hat, die immer wieder Thema von Diskussionen in sozialen Netzwerken sind. So seien auf Turnieren auf dem Hof Knochen gefunden worden und auch Spaziergänger hätten immer wieder verletzte oder tote Tiere gesehen. Was ist dran an den Vorwürfen? „Letztes Jahr gab es dann noch zum Beispiel eine Frühgeburt, bei der ein Bein zurück lag und die Stute beim Geburtsversuch gestorben ist. Die Stute lag offen sichtlich an der Straße. Passiert dies im Stall, interessiert das neben dem Züchter niemanden. Hier war es ein großer Aufreger. Die Haltung im Freien mit viel Bewegung wirkt in der Regel Schwergeburten entgegen. In diesem Fall leider einmal nicht. Da die Geburt nicht absehbar war, unterlag die Stute auch keiner besonderen Kontrolle mit nächtlichen Kontrollen. Wir müssen hier sehen, dass viele Landwirte ihre Tiere von den Flächen ziehen, um der Öffentlichkeit nicht ausgesetzt zu sein. In der Pferdezucht und Aufzucht führt die Bewegung bei viel Tageslicht zu gesünderen Pferden. Deshalb möchten wir darauf nicht verzichten. Wenn die Kontrollorgane, wie Veterinäramt, in Frage gestellt werden, wird diese Haltung irgendwann nicht mehr möglich sein.“

Des Weiteren steht die 365-Tage-Weidehaltung in der Kritik. Es fehle an Unterständen, es werde nicht oder nicht ausreichend zugefüttert und ein Zugang zu Wasser sei nicht immer gegeben. Im Rahmen der Kreisversammlung des Westfälischen Pferdestammbuchs sahen auch Züchterkollegen das kritisch. Denn wenn die Bäume kein Laub tragen, fehle der Witterungsschuzt. Man müsse bedenken, dass das Klima und die Bodenverhältnisse anders sind als in anderen Regionen Deutschlands, in denen diese Haltung praktiziert werde. Es entstehe schnell viel Matsch, es gibt Winter mit viel Schnee. Und der Wind sei ebenfalls ein Thema. Zufütterung sei unabdingbar. „Interessant an dieser Stelle ist, dass der Tierschutzverein am Hegenscheid Pferde ähnlich hält. Dort macht keiner Bilder, wenn Pferde im Schnee gefüttert werden. Einen Stall gibt es da auch nicht. Wasser gibt es auf allen Flächen. Wer sich interessiert, darf sich dies natürlich erklären lassen. Wir haben teilweise Tränken und Bäche. Friert mal eine Tränke ein, haben die Pferde einen Zugang zum Bach. Leider kann man das nicht überall sehen, wenn man nicht nachfragt“, erklärt der Züchter.
Der Iserlohner kritisiert vor allem, dass die Beschwerdeführer sich nicht persönlich melden, sodass ein direkter Austausch möglich werde. Viele Probleme würden sich so direkt klären lassen. Vor allem die aktiven des benachbarten Pferdeschutzhofs am Hegenscheid würden gegen ihn wettern. „Insgesamt haben wir schon Tiere verloren, weil Tierschützer Probleme dem Veterinäramt gemeldet haben und sich nicht direkt an uns gewendet haben. In diesem Fall war ein Tier morgens am koliken, wurde gesehen und unsere tägliche Kontrolle am Nachmittag konnte nicht mehr zur Rettung führen. Hier wird gerne die Angst vor uns vorgeschoben. Es geht hier um Leben und Tod. Wer sich wirklich einem Tier verbunden fühlt, meldet sich bei uns. Meldungen, die anonym eingehen, sollen aus meiner Sicht nicht helfen, sondern nur uns in Frage stellen. Da wir uns auf eine Rezession zu bewegen, in der die Spendenbereitschaft für Tierschutz sinkt, helfen gerade diese Schlagzeilen. Das ist Frau Raflör und Spohr auch bewusst. Aus diesem Grund ist es aus unserer Sicht sehr gefährlich die bewährten Strukturen und Kontrollorgane in Frage zu stellen.“
Auch LokalDirekt bekommt über Umwege Fotos von diesen Tierschützern. Diese sind offenbar weit verbreitet. Auf einem Foto ist ein Pferd mit Nasenbluten zu sehen. „Würde es hier um das Tier gehen, hätte man uns hier ja (auch anonym) informieren können. Als wir zur täglichen Kontrolle da waren, hat sie sich das wahrscheinlich abgeleckt. Dass das mehrtägig da gewesen ist, bezweifel ich. Grundsätzlich sind platzende Äderchen immer mal möglich. Ich erhielt hier keinen Hinweis und denke, dass es für Nichtpferdeleute bedrohlich aussieht.“
Anmerkung der Redaktion: LokalDirekt hat einige anonyme Bilder und Hinweise erhalten. Da keine Möglichkeit für Nachfragen bestand, Bilder nicht einwandfrei diesem Betrieb zugeordnet werden konnten, unklar ist, wann diese Bilder entstanden und die Echtheit somit nicht bestätigt werden kann, sind diese nicht Gegenstand der aktuellen Berichterstattung. Auch gab es keinen direkten Kontaktversuch seitens der Tierschützer. Sehr wohl flossen jedoch Bilder und Anschuldigungen ein, die von Personen kamen, deren Namen der Redaktion bekannt sind und bei denen eine eindeutige Zuordnung zum Betrieb erfolgen konnte. Anonyme und nicht identifizierbare Bilder wurden auch nicht in den Anfragen an Behörden und Verbände weitergeleitet. Allerdings waren darauf auch keine Missstände zu erkennen, die ein Tier aktuell akut gefährden. In die Berichterstattung ist also ausschließlich Material eingeflossen, das verifiziert werden konnte.
Lesen Sie dazu auch:
Teil 1: Die Debatte um die Pferdezucht am Wixberg
Teil 3: Die Rolle des Veterinäramts
Teil 4: Die Stellungnahmen der Verbände
Und aus dem Archiv:
Mitglieder entziehen Pferdezüchter das Vertrauen