Der öffentliche Druck auf den Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau nimmt zu: Nach dem Skandal um Tierquälerei in einem Schweinezuchtbetrieb in Hohenplanken fordert nun die Tierrechtsorganisation Aninova personelle Konsequenzen. In einem offenen Brief an Verbandspräsident Marco Weber verlangt die Organisation die sofortige Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Halveraner Landwirt, der in Ahrweiler als Kreisgeschäftsführer tätig ist.
Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender von Aninova, schreibt in dem Brief, der LokalDirekt vorliegt, dem Verein liege umfangreiches Foto- und Videomaterial aus dem Halveraner Betrieb vor, das „erschütternde Zustände“ dokumentiere. Zu sehen sind, wie bereits mehrfach berichtet, Schweine in verdreckten Kastenständen, verletzte Tiere ohne Versorgung und verendete Tiere in überfüllten Ställen.
Der Betrieb sei schon mehrfach negativ aufgefallen. Sowohl das Veterinäramt des Märkischen Kreises als auch die Qualitätssicherungsgesellschaft QS hätten gravierende Mängel festgestellt. Nach einem Sonderaudit habe QS die Zusammenarbeit beendet, auch der Fleischkonzern Westfleisch habe sich von dem Betrieb distanziert. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Dortmund – Zentralstelle für Umweltkriminalität (ZeUK NRW) gegen den Landwirt.
Pfeifer betont in dem Brief: "Diese Entwicklungen zeigen klar, dass es sich nicht um bedauerliche Einzelfälle handelt, sondern um ein strukturelles und wiederkehrendes Versagen im Betrieb." Vor diesem Hintergrund sei es nicht nachvollziehbar, dass der Landwirt weiterhin als Geschäftsführer der Kreisverbände Ahrweiler und Mayen-Koblenz tätig ist und diesen öffentlich repräsentiert. "Auch wenn unsere Auffassungen über Tierhaltung sicherlich auseinandergehen, sollte unstrittig sein: Tierquälerei darf in keinem Betrieb Platz haben", schreibt der Vorsitzende der Tierrechtsorganisation. Das Wegsehen und Totschweigen solcher Vorgänge stehe in deutlichem Widerspruch zu den Werten, für die der Verband nach außen stehen wolle. "Wenn Sie die Glaubwürdigkeit und Integrität des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau wahren wollen, ist jetzt der Zeitpunkt, klar zu handeln – im Sinne der Tiere und der Öffentlichkeit", appelliert Pfeifer an den Vorstand des Verbandes.
Aninova fordert den Bauern- und Winzerverband auf, umgehend die Zusammenarbeit mit dem Halveraner zu beenden. Ein solcher Schritt wäre "nicht nur eine organisatorische Entscheidung, sondern ein klares moralisches Signal: dass Ihr Verband nicht bereit ist, Tierleid zu tolerieren und Verantwortung konsequent wahrnimmt".
Bereits am vergangenen Freitag, 7. November, gab es eine Demonstration vor dem Bauernverband in Ahrweiler. Die Grünen des Kreises hatten dazu aufgerufen und forderten aufgrund des Skandals einen sofortigen Rücktritt des Geschäftsführers. Der Fall sorgt bereits seit Wochen für Aufsehen. Aninova hatte Mitte Oktober Bild- und Videomaterial aus dem Inneren der Stallungen veröffentlicht. Die Aufnahmen zeigen tote, verwesende und verletzte Tiere, die offenbar über längere Zeit unbehandelt blieben. Nach Recherchen sollen Behörden und Kontrollinstanzen schon länger von Missständen gewusst haben, ohne konsequent einzuschreiten.
Dass der beschuldigte Landwirt gleichzeitig als Funktionsträger des Bauern- und Winzerverbandes in Rheinland-Pfalz tätig ist, verleiht dem Fall zusätzliche Brisanz. Für viele Beobachter steht damit nicht nur die Verantwortung eines einzelnen Landwirts, sondern auch die Glaubwürdigkeit des gesamten Berufsverbands auf dem Prüfstand. „Das Thema einfach auszuschweigen, ist keine Lösung“, sagte beispielsweise Mathias Heeb, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreis Ahrweiler. „Es geht um Tierwohl und um klare Verstöße gegen das Tierschutzgesetz.“ Er sprach von einem "Vertrauensverlust in den Verband“.
Nicht nur im Ahrtal, auch im Märkischen Kreis wächst der politische Druck. Dort haben die Grünen einen Antrag an Landrat Ralf Schwarzkopf gestellt, in dem sie Aufklärung über das Vorgehen des zuständigen Veterinäramts verlangen. Das Amt habe trotz mehrfacher Hinweise offenbar nicht ausreichend eingegriffen.
Der Fall hat damit längst überregionale Bedeutung. Während Tierschutzorganisationen und Politiker Konsequenzen fordern, hält sich der Bauern- und Winzerverband bislang bedeckt.











