Während viele Anwohner den Planungen skeptisch gegenüberstehen und sich seitens der Verwaltung teilweise unverstanden und ungehört fühlen, scheint zumindest auch dieser Ausschuss geschlossen hinter dem Öko-Bauprojekt zu stehen. Denn sie stimmten zum Ärger einiger Anwesenden einstimmig dafür.
In dem Schreiben, dass die Bürgerinitiative „Halver wacht auf“ im Vorfeld der Ausschusssitzung allen Ratsmitgliedern zukommen ließ, heißt es: „Wir werden unseren Standpunkt gegebenenfalls auch vor Gericht bringen.“
Und genau dies könnte jetzt geschehen. Siegbert Schomann, einer der Sprecher der Initiative, hat einen Tag nach der Ausschusssitzung an LokalDirekt eine E-Mail geschickt: „Wir können bei der Stadt Halver kein Einlenken erkennen und gehen davon aus, dass es letztendlich auf ein Gerichtsverfahren hinauslaufen wird.“
Obwohl dies bereits vor der Sitzung angekündigt war, haben die Ausschussmitglieder – viele sind auch im Rat vertreten – kaum darauf reagiert. Kämmerer Simon Thienel betonte, dass er um die „vielen Bedenken seitens der Bürger, die sich überrannt fühlen“ wisse. Er habe ihnen „bewusst zugehört“ und der Arbeitskreis habe „ihre Bedenken mit eingebaut“. Es sei aber so, dass in Halver eine „sehr hohe Nachfrage an Wohnraum“ bestehe.
Peter Kaczor vom Fachbereich 3 (Bauen und Wohnen) erwähnte die vom Arbeitskreis zusammengeführten Vorzüge des „ökologisch sinnvollen Baugebiets am Rande der Stadt“.
Derweil wies Thienel darauf hin, dass es „bis heute Nachfragen insbesondere für ökologisch nachhaltigen Wohnraum“ gebe. Das ist kein Ladenhüter – im Gegenteil“, erklärte er.
Der Hintergrund
Mit der möglichen Umsetzung des Wohngebiets Herksiepe / Schillerstein hat sich in den vergangenen Monaten ein Arbeitskreis intensiv beschäftigt. Verschiedene Fachvorträge, Ortsbegehungen und Beratungen hatten stattgefunden und schließlich am 25. Mai zu einer einstimmigen Empfehlung geführt.
Wichtige Punkte:
- Im neuen Wohngebiet sollen zwei bis vier Wohneinheiten / Gebäude zulässig sein.
- Die Verteilung soll in offener und geschlossener Bauweise durchmischt, ergänzt um Tiny Houses, erfolgen.
- In Angrenzung an die Falkenstraße muss eine sich an die vorhandene, angrenzende Wohnbebauung angepasste Gestaltung mit höchstens zwei Wohneinheiten / Gebäude erfolgen.
- Herksiepe und Schillerstein sollen ‚in einem Guss‘ zeitgleich erschlossen und vermarktet werden.
- Das Wohngebiet soll durch einen Bauträger erschlossen werden, damit insbesondere die ökologischen Standards zielorientierter umgesetzt werden können, der Bauverkehr wesentlich konzentrierter erfolgen kann sowie die Kosten durch die gebündelte Beschaffung von Roh- und Baustoffen etc. für die Käufer geringer gehalten werden. Außerdem erscheint die Vermarktung dadurch effektiver, das Kostenrisiko für die Stadt auf Null reduziert und die Erträge planbarer.
- Die Bauleitplanung obliegt der Verwaltung. Anhand eines Kriterienkatalogs, der insbesondere die im Arbeitskreis für den Ausschuss erarbeiteten Vorgaben berücksichtigt, soll ein Bauträge gefunden werden, der diese Vorgaben dann wiederum im Wohngebiet durchsetzt.
Besondere Aspekte:
Die Verwendung nachhaltiger Baustoffe; Barrierefreiheit; Gemeinschaftsflächen an geeigneter Stelle; ein Spielplatz; Wasserversorgung und Entwässerungslösungen unter Berücksichtigung der angrenzenden Anwohner inklusive Brunnen-Thematik; höchstens zwei-geschossige Bauten; gesetzliche Mindeststandards an die Energieeffizienz; durchdachte landschaftsökologische Gestaltung der Frei- und Randflächen; maximal 30-prozentige Versiegelung eines Grundstücks.

Außerdem soll der Entwurfsbeschluss als Phase zwei / drei der Bauleitplanung im September 2023 erfolgen. Parallel soll die Suche nach einem Bauträger gestartet werden. Eine Bürgerversammlung sei zeitnah durchzuführen.
Bedenken der Bürgerinitiative „Halver wacht auf“
Die Bürgerinitiative „Halver wacht auf“ hatte in einer Erklärung den Ratsmitgliedern ihre Bedenken formuliert.
Darin wird bemängelt, dass „trotz der grundlegend geänderten Ausgangslage auf dem Immobilienmarkt (rapide gesunkene Nachfrage nach Baugrundstücken wegen explodierender Kosten und Material-/ Handwerkermangel)“ das Bauprojekt im Eilverfahren vorangetrieben werde.
Und weiter: Auch der Vorwurf, dass die Stadt, weil sie „das Gelände für viel Geld erworben hat, … jetzt um jeden Preis dort“ bauen und die Bedenken mit dem Gutachten einer Anwaltskanzlei zerstreuen wolle.
Die Initiative bietet auf der Internet-Seite Unser-Halver.de weitere Informationen an.
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