Kettensäge oder Teamwork? Die Frage, wohin die Reise für die Plettenberger Stadtverwaltung geht, schwang mit, als sich im Ratssaal die drei Bewerber zur Bürgermeisterwahl vorstellten. Das Wirtschaftsgespräch der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer ließ Tendenzen erkennen und immer wieder aufhorchen.

Moderator  Dr. Ralf Geruschkat wollte von den Bewerbern wissen, wie sie die Qualität der durch die Stadtverwaltung geleisteten Wirtschaftsförderung einschätzen.  -  Ralf Beßler: „Ich sehe keine Wirtschaftsförderung!“  -  Detlef Krüger: Man müsse jetzt mal definieren, was eigentlich die Aufgaben des Rathauses seien.  „Eine Stadtverwaltung macht Verwaltungstätigkeiten. Helle Köpfe hat die Industrie.“ Will sagen: Die Wirtschaft müsse für ihr Vorankommen zuvorderst selbst sorgen.  -  Patrick Hansmann urteilte, er sei mit der derzeit geleisteten Wirtschaftsförderung „in keinster Weise“ zufrieden. Eine Wirtschaftsförderung sei äußerst wichtig und zur Zeit quasi nicht vorhanden. „Genauso wie die FDP halten wir es für wichtig, einen Wirtschaftsförderer zu bekommen.“  Wir müssen versuchen, die Wirtschaft zu fördern und unterstützen, z.B. bei Anträgen oder der Möglichkeit von Fördermitteln und Programmen. Das erfordere in der Verwaltung eine vernünftige Struktur von Prozessen.

Die nächste Frage galt der künftigen Nutzung der Künstlichen Intelligenz (KI).  -  Detlef Krüger: „Im Kreis fangen  wir mit der KI an.“ Man müsse Prozesse definieren, wie und wo KI das Leben einfacher mache. „Das ist ein großer Bereich, wo wir einsteigen müssen.“  -  Patrick Hansmann sprach sich eindeutig für KI-Anwendungen aus: „Ohne KI und digitalisierte Prozesse geht es nicht. Wir haben künftiger weniger Personal und wir wollen weniger Personal haben.“ Man müsse sich aber auch eingestehen, dass die KI kein eigenständiges Denken ersetze!  -  Ralf Beßler: „KI bleibt; wir haben das auch.“ Bei der Verwaltung der Videowalls „haben wir die Sara, die kostet nichts.“ [Sara dürfte der/die Chatbot:in der Anwendung sein, d. Red.] Beßler weiter: „Das führen wir auch im Rathaus ein.“

Dr. Ralf Geruschkat wollte wissen, wie es um eine „gerechte Bildung für alle Kinder“ bestellt sei und wie Bewerber die Schullandschaft prägen wollten.  -  Ralf Beßler: Er habe bei einem Besuch in der Zeppelinschule erfahren, dass die Schule seit Jahren den Antrag auf eine 8000 Euro teure Fräsmaschine stelle und damit im Rathaus nicht vorankomme. Er habe daraufhin seine Beziehungen spielen lassen und innerhalb von 14 Tage habe die Zeppelinschule die Maschine bekommen. Beßler betonte, wie wertvoll die KBOP-Arbeit der Zeppelinschule (Kompetenzzentrum für Berufsorientierung Plettenberg) sei.  -  Patrick Hansmann stellte heraus, dass mit dem Schulbauprogramm der Stadt der Schulstandort Plettenberg für die nächsten 30 Jahre gesichert werde. Mit ihm würde dieses Konzept wie geplant zu Ende gebracht.  -  Detlef Krüger sprach Bürgermeister, Rat und Verwaltung ein Lob für das Schulkonzept aus. „Das ist vorbildlich und alternativlos.“ Genauso wertvoll sei, dass in Plettenberg jedem Kind ein Kita-Platz zur Verfügung stehe. Auch dem Jugendzentrum wolle er Dank sagen. Dort werde deutlich mehr als „nur“ die klassische JuZ-Arbeit geleistet. Dort gebe es vorbildliche Arbeit, Förderung für die Schwachen und Hilfe auch für die Familien der Kinder und Jugendlichen.

Schließlich die Frage der Fragen, jene, die den Sack zumacht: „Sagen Sie drei Gründe, wieso Sie gewählt werden sollen“.  -   Patrick Hansmann: „Weil ich Plettenberger mit Herz und Seele bin. Ich bin 20 Jahre in der Kommunalpolitik.“ Er wolle, er werde was bewegen. „Ich habe das berufliche Rüstzeug und finde im Kämmerer einen guten Sparringpartner.“  -  Detlef Krüger: „Ich habe 40 Jahre Berufserfahrung, die ich für meine Stadt einbringen möchte. Ich kann Verwaltung und ich kann umsetzen. Ich bin ehrlich und baue keine Traumschlösser. Wir haben harte Jahre vor uns, aber ich setze auf Von Plettenbergern für Plettenberg.“  -  Ralf Beßler: „Weil ich parteilos und unvoreingenommen bin. Ich habe 32 Jahre erlebt, was Verwaltung mit den Bürgern und der Industrie macht. Die anderen haben den Verwaltungsblick; ich werde die Dinge mit dem Blick der Bürger umsetzen.“

Moderator Dr. Geruschkat konnte nach 90 Minuten intensiver Debatte eine zeitliche Punktlandung verbuchen. Er freute sich über eine faire und zivilisierte Diskussion und drückte seine Achtung vor Amtsträgern aus: „Respekt vor denen, die solche Ämter wie das Bürgermeisteramt übernehmen!“ Der SIHK-Hauptgeschäftsführer verabschiedete und dankte Dirk Alte, der aus der SIHK-Vollversammlung ausgeschieden ist und künftig von Lutz Güde ersetzt wird. „Dirk Alte war ein starker Mann für Plettenberg. Danke für den Einsatz – und danke an Lutz Güde, dass er sich zur Verfügung stellt.“

Dirk Alte kam daraufhin das tatsächliche Schlusswort zu und er nutzte es, den Abend zu charakterisieren: „Wir werden sehen, was aus den Visionen wird!“ Sprach’s und bat die 90 Gäste zu einem so guten wie normal-bürgerlichen Imbiss im Rathausfoyer, wo über das Gehörte und Gesehene noch eifrig diskutiert wurde.

Teil 1 dieser Reihe: Drei wollen‘s, einer wird’s: Neuer Bürgermeister erbt leere Kasse
Teil 2 dieser Reihe: Drei Männer, die Plettenberg ein Angebot machen
Teil 3 dieser Reihe: Kann man so sparen, dass es keinem weh tut?
Teil 4 dieser Reihe: Nach der Bürgermeisterwahl die Verwaltung auf links drehen?