Sylt war immer für eine Schlagzeile gut. Im Dezember 2024 suchte die Insel der Reichen und Schönen per Inserat und Online-Stellenangebot einen hauptamtlichen Bürgermeister. Man konnte sich bundesweit auf die Stelle bewerben und zur Wahl stellen. Das gleiche Spiel auf Wangerooge, auch hier wird per Stellenanzeige ein neuer Verwaltungschef gesucht.

Wer das Netz durchstöbert, findet „Stelle als Bürgermeister frei“ ebenso oft wie „Gemeinde ohne Bürgermeister“. Mal sind die Probleme am Ort so groß, dass sich niemand das Amt antun möchte. Woanders werden Bürgermeister derart drangsaliert und in asozialen Medien niederträchtig beschimpft und bedroht , dass sich keine Bewerber mehr finden. In Plettenberg kandidieren gleich drei Männer um das Amt des Bürgermeisters. Ist es ein demokratischer Luxus oder die Qual der Wahl, bei dem geeigneten Kandidaten das Kreuz zu machen?

Beim Wirtschaftsgespräch der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer hielten die drei Bewerber ihre Gesichter in Ratssaal und Kamera und stellten sich und ihre Programme vor (wir berichteten bereits eingehend). Keck, spritzig und stringent führte SIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Geruschkat durch den Abend, leitete so zielgerichtet wie bisweilen unnachgiebig die Podiumsdiskussion.

Stets auf Ballhöhe: Moderator SIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Geruschkat.
Foto: Aschauer-Hundt

Die begann mit einer persönlichen Vorstellung der drei Bewerber. Der parteilose Ralf Beßler beschrieb sich als im 68. Lebensjahr stehend, skizzierte seinen beruflichen Werdegang vom Hauptschulabschluss über die Lehre im Metall hin zum selbstständigen Immobilienmakler seit 1973.  -  Patrick Hansmann (CDU) ist 44 Jahre alt und Vorstandsreferent der Vereinigten Sparkasse. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. Er laufe, fahre Mountainbike und sei in der PSG aktiver Schütze.  -  Detlef Krüger (SPD/PWG/Grüne unterstützt) ist 1967 geboren und hat eine umfangreiche verwaltungsfachliche Ausbildung, ist heute Fachdienstleiter Kultur und Tourismus beim Märkischen Kreis. Er erwähnte seinen Zivildienst im Plettenberger Krankenhaus und seinen Einsatz für die internationalen Partnerschaften des Kreises.

Voller Ratssaal zur Kandidatenvorstellung.
Foto: Aschauer-Hundt

Danach wollte Moderator Geruschkat wissen, wie Plettenberg 2030, am Ende der Amtszeit, aussehe: „Was hat sich Entscheidendes verändert?“ Patrick Hansmann sprach von einer gesellschaftlichen Zerreißprobe durch fehlendes Geld, was die Amtszeit präge. Die „standortentscheidenden Projekte“, die begonnen und angestoßen worden seien, müssten umgesetzt werden. Die Diskussion, was künftig nicht mehr gehe, führe zu Einsparungen und damit zur Stärkung.  -  Detlef Krüger stellte sich als „Lebensraummanager“ vor, der die Plettenberger mit auf den Weg nehme. Es gehe um Schulen, Kitas, Straßen, Kanäle und Gesundheit – „das sind die Fakten, auf die es ankommt“. Gemeinsam mit den Bürgern müsse man schauen, was nicht mehr geht und ehrlich zum Befund stehen. „Nicht mehr Mercedes, sondern Golf – ich glaube nicht, dass das Füllhorn aus Düsseldorf oder Berlin für uns kommt“.   -  Ralf Beßler reduzierte sich auf ein vierblättriges Kleeblatt, das sich in seiner Amtszeit bis 2030 geöffnet habe: „Innenstadt voll, Industrie glücklich, Rathaus offen, Gastronomie läuft.“

Stichwort Innenstadt und Handel – Geruschkat stellte die „quo vadis“-Frage: Was wird aus der City? Detlef Krüger: Der Onlinehandel sei da und er bleibe. Deshalb sei das primäre Thema bei der Innenstadtbelebung, sich auf das zu konzentrieren, was bereits da sei. Er nannte bei der weiter zu stärkenden Gastronomie das K16, Märcheneis, den Haltepunkt und das Haus zur Sonne. Mode Röther sei ein Anker wie auch die Stadtbücherei. Die wolle er zur „open library“ aufwerten und sie auch am Wochenende öffnen. Das gehe auch ohne Personal, das „feelgood“ mache es technisch vor. „Wir wollen nicht nur Probleme wälzen, sondern Lösungen erarbeiten.“ Er wolle die Vereine und Menschen dazu ermutigen, die Stadt als die ihre zu sehen und etwas zu kreieren wie bei den Plettenberger Wochen der frühen Zeit: Von Plettenbergern für Plettenberg.   -  Ralf Beßler schlug Investitionen in Beton vor. Häuser am Zentralen Omnibusbahnhof und bei Fahrrad Rahn sollten gekauft und durch Neubauten mit Tiefgaragen darunter ersetzt werden. Dort könnten Ältere, die heute im Außenbezirk wohnen, neue stadtzentrale Wohnungen finden – oben wohnen, unten shoppen. Die Häuser in den Außenbezirken könnten an junge Familien vermittelt werden. An der Christuskirche solle man Gastronomie finden.  -   Patrick Hansmann schickte voraus, dass er am Alten Markt wohne; die Sanierung der Innenstadt empfinde er in den Grundzügen als gelungen. Es habe sich viel zum Positiven entwickelt. Die Baustrukturen in der Innenstadt seien kleinteilig, „Handel geht da nicht mehr“. Der Onlinehandel mache es nicht leichter. Vielleicht seien Pop-Up-Stores eine Lösung für Kleinstläden. Bei alledem dürfe Eiringhausen nicht vernachlässigt werden. Jedenfalls müsse weiterhin Vermietung möglich gemacht werden, denn ohne Mieteinkünfte gebe es keine Investitionen in die existierenden Häuser. 

(wird fortgesetzt)