Während vielerorts über schwindendes Interesse am Volkstrauertag geklagt wird, bot sich am Sonntag im Höhengebiet von Veserde ein anderes Bild: Mehr als 100 Menschen kamen zur zentralen Gedenkfeier der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde am Ehrenmal zusammen – so viele wie seit Jahren nicht mehr.
Schülerinnen und Schüler der Lenneschule eröffneten die Veranstaltung mit einem Totengedenken und einem Gebet. Für den musikalischen Rahmen sorgte der Wiblingwerder Posaunenchor, der die feierliche Atmosphäre untermalte. Die Freiwillige Feuerwehr trat an, um den Kranz niederzulegen und so der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken.
Im Mittelpunkt stand die Rede der Veserderin Barbara Kreft, die mit klaren Worten eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlug. Zunächst richtete sie ihren Blick auf die junge Generation, die zahlreich vertreten war: „Liebe Kinder und Jugendlichen, die ihr heute mit an diesem Ehrenmahl steht, euch gehört die Zukunft, darum erinnern wir immer wieder, wie wichtig Frieden, Freiheit und Demokratie sind.“
Kreft erinnerte daran, dass fast alle Anwesenden erst nach dem Krieg geboren wurden und „ganz viele vor 35 Jahren die Wiedervereinigung Deutschlands gefeiert haben“. Zwei historische Zäsuren, die – so Kreft – bis heute zum Nachdenken über Verantwortung und gesellschaftliches Miteinander anregen.
Mit eindringlichen Worten schilderte sie die Situation Deutschlands im Mai 1945: „Der Kontinent lag in Trümmern. Millionen Menschen hatten durch diesen Krieg oder durch die Vernichtungsmaschinerie des NS-Staates ihr Leben verloren. Der Tiefpunkt deutscher Geschichte war erreicht.“ Schuld, Trauer und Angst hätten damals das Land geprägt. Und doch sei der 8. Mai rückblickend ein „Tag der Befreiung“ gewesen – die Befreiung von einem menschenverachtenden Regime, von Rassismus, Antisemitismus und Gewalt.
Die Erinnerung daran falle in eine Zeit, „in der in Europa erneut ein Krieg stattfindet und in der die Demokratie, auch in Deutschland, von innen wie von außen angegriffen wird“. Kreft appellierte an die Anwesenden: „Stehen wir ein für die Demokratie, für Menschenwürde und Freiheit. Bieten wir denen die Stirn, die den Grundsatz der Gewaltfreiheit missachten und damit den Frieden zerstören.“
Einen zentralen Gedanken ihrer Rede entnahm sie dem Lukasevangelium. Jesu Warnung „Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt!“ sei heute aktueller denn je. Angesichts von Krieg, Klimakrise, gesellschaftlichen Spaltungen und politischer Unsicherheit rief Kreft dazu auf, „besonders in Krisenzeiten sorgsam zu unterscheiden“ und sich nicht von falschen Propheten verführen zu lassen: „Der Weg zur Wahrheit liegt nicht in der Vermeidung der Krisen, sondern in der Form, wie wir damit umgehen.“
Viele Menschen empfänden die Gegenwart als Dauerkrise, sagte Kreft – ein Gefühl, das Angst schüren könne. Umso wichtiger sei der Blick zurück: Die Geschichte lehre, dass Demokratien „wehrhaft und solidarisch sein müssen, um sich gegen aggressive Mächte zu behaupten“.
Kreft betonte, dass Kriegsgräber und Ehrenmale keine stummen Monumente seien: „Sie sind lebendige Orte des Erinnerns.“ Hier werde sichtbar, was auf dem Spiel stehe – und welche Verantwortung jede Generation trage. „Freiheit fußt auf Verantwortung, und dauerhaften Frieden gibt es nur in Freiheit. Das ist die Lektion aus dem 8. Mai 1945, auch 80 Jahre danach.“
Einmal mehr zeigte sich auch wieder, wie wenig Rücksicht manch ein Autofahrer nimmt. So gab es mehr als eine kritische Situation. Obwohl die Feuerwehr mitten auf der Straße stand und sichtlich kein Durchkommen war, fuhren viele Fahrzeuge nah an die Menschen heran. Einer übertrieb es und fuhr gleich zwei Mal von jeder Seite heran, um dann zu drehen und mit quietschenden Reifen umzudrehen. Aufgrund dessen soll beim nächsten Mal die Straße richtig gesperrt werden.










