Wo fängt man an? Wo hört man auf? Diese Fragen stellten sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher der „Nacht der Kultur“ am Samstag. Gerade mal vier Stunden standen für Abstecher zu den 15 Spielorten mit ihren 140 Programmpunkten und über 80 Darbietungen zur Verfügung. Hilfreich war auf jeden Fall der gut gestaltete Folder, der alle Orte und Programmpunkte auflistete. Auch wer nicht alles schaffte, erhielt einen beeindruckenden Einblick in das kreative Potenzial Lüdenscheids.

Ein Gast aus Kierspe zeigte sich fasziniert. Er ist wohl öfter mal Gast in der Bergstadt. Am Samstagabend zeigte er sich überwältigt: „So offen, aufgeschlossen und freundlich habe ich die Stadt und die Menschen hier noch nie erlebt“, gestand der Besucher.

Die vierte „Nacht der Kultur“ lockte nicht nur Interessenten aus der Nachbarschaft. Viele Lüdenscheiderinnen und Lüdenscheider wollten das kreative Potenzial ihrer Stadt neu entdecken. Dazu gab es von 18 bis 22 Uhr ausreichend Gelegenheit.

Premiere in den Städtischen Museen: Hier luden Museumsleiter Dr. Eckhard Trox, Jessica Struckmeier und Dennis Grinat sowie Jan Weigert von der Zentralen Gebäudewirtschaft (ZGW) zur ersten öffentlichen Baustellenbesichtigung ein. Zwischen Farbeimern, Schaltkästen, Probeanstrichen und Glitzerketten erhielten die Besucherinnen und Besucher einen Eindruck der Räumlichkeiten, die künftig die neue Dauerausstellung „Innovatia“ beherbergen werden.

Wann sie die Zeitreise aus der Gegenwart in die Vergangenheit antreten können, ist noch offen. Was die Ausstellung zeigen wird, ist klar: „Eine gute Zukunft braucht eine gute Vergangenheit“, sagte Dr. Eckhard Trox. Auch ein Blick in die Knopfindustrie, die Lüdenscheid groß gemacht hat, werde zu sehen sein.

Die Gänge glitzerten, als Jan Weigert, Dr. Eckhard Trox, Jessica Struckmeier und Dennis Grinat erstmals öffentlich die Baustelle für die neue Dauerausstellung im Museum vorstellten.
Foto: Wolfgang Teipel / LokalDirekt

Knöpfe beherrschen zurzeit auch die Stadtgalerie. Leiterin Dr. Susanne Conzen nahm die Nacht der Kultur zum Anlass, die neue Ausstellung „KunstKnöpfe“ zu eröffnen. Gast unter vielen anderen war der Neuenrader Künstler Kurt Kornmann. Er hatte 1988 einen der ersten KunstKnöpfe zur mittlerweile 200 Exponate umfassenden Sammlung beigesteuert. Es werden wohl noch einige hinzukommen. Galerist Detlef Kümmel, der später Bilder auf ihren Wert schätzte, versicherte: „Ich habe schon einige Künstler im Auge, die ich motivieren werde.“

Gegenwart und Vergangenheit: Zur bildenden Kunst aus nahezu allen Stilrichtungen steuerte die Band „Gimmie more“ im Museum Hits vergangener Jahrzehnte bei. Da ging vielen im Publikum das Herz auf.

Chorgesang im ehemaligen Dahlmann und im Kulturhaus, Tanzworkshops im Tanzhaus Capitol, Lesungen, Poetry Slam und weitere Angebote in der Stadtbücherei, Mitmachzirkus in der VHS, Tanz und Musik in der Musikschule – vom Pop bis zum Oratorienchor, Theater auf der Altstadtbühne, Lesungen in der ganz in Blau getauchten Freimaurerloge und Livemusik mit „Six4Jazz“ im Musikhaus Auth: Das war kaum noch zu toppen. Axel Schwabecher vom Kulturbeirat, der das Programm mit allen städtischen Einrichtungen, Vereinen und Kreativen auf die Beine gestellt hatte, sollte recht behalten. „Bei der Vorstellung des Programms hatte er gesagt: „Mehr geht kaum.“

Zu all den Aktionen kam noch ein Kampfkunst- und Tanzprogramm in der Phänomenta, ergänzt um Vorstellungen der Marionettenbühne „Mummenschanz“. Im Rathausfoyer, im Dahlmann-Saal und an Standorten in der Oberstadt war zudem Lichtkunst zu sehen. „Urban Glow – Lichtpfade der Altstadt“ heißt das Projekt, das der Lüdenscheider Lichtkünstler Tom Groll zusammen mit befreundeten Kreativen und Jugendlichen aus Lüdenscheider Schulen entwickelt hat. Es wurde im Rahmen des IHK-Altstadt gefördert. Beteiligt waren das Bergstadt-Gymnasium, das Geschwister-Scholl-Gymnasium, das Zeppelin-Gymnasium, die Adolf-Reichwein-Gesamtschule, die Theodor-Heuss-Realschule, die Hauptschule am Stadtpark und die Einrichtung Haus St. Josef. Inhaltlich unterstützt wurde das Projekt vom Lüdenscheider Unternehmen ERCO und der Lüdenscheider Stadtmarketing GmbH.

Der Ursprung geht auf das Projekt „LICHTROUTEN“ aus dem Jahr 2002 zurück, ein Ankerprojekt des Konzeptes „Lüdenscheid – Stadt des Lichts“. Es setzte einen weiteren Glanzpunkt auf die vierte Nacht der Kultur.