Den Weihnachtsbaum selbst in der Schonung schlagen zu dürfen - das ist immer noch ein kleines Abenteuer vor allem für Familien mit jüngeren Kindern. Lange war das auf Hof Belkenscheid nicht mehr möglich, jetzt wird alles dafür vorbereitet, dass dieser weihnachtliche Brauch auch dort bald wieder starten kann.

Jahrzehntelang konnten sich Besucher des Weihnachtsmarktes auf Hof Belkenscheid dort auch ihren eigenen Weihnachtsbaum schlagen. Vor einigen Jahren hat Heinrich Gelzhäuser den Anbau der Tannen altersbedingt aufgegeben und vorbei war es mit der Tradition, den Baum im Forst selber auszusuchen.

"Das haben viele unserer Weihnachtsmarktbesucher bedauert. Denn gerade, wenn sie mit ihren Kindern kommen, haben die sich immer über das kleine Abenteuer, den Baum selber zu schlagen, gefreut", erzählt Lisa Gelzhäuser, die zusammen mit ihrem Bruder Timo den Hof übernommen hat. Die Geschwister konnten aber berufsbedingt den zeitaufwändigen Anbau der Weihnachtsbäume nicht übernehmen.

In dieser Situation sprangen Matthias Ehses und Björn Hage ein. Beide haben auf dem Hof Belkenscheid schon seit Jahren geholfen, die Weihnachtsbäume zu verkaufen. Nun legen sie selber Hand an, um sie anzupflanzen, liebevoll aufzuziehen und - wahrscheinlich schon im nächsten Jahr - die ersten Bäume zum Schlagen freizugeben.

2021 haben sie die ersten Pflänzchen, die sie von einem Lieferanten bekommen, gesetzt. Aus ihnen sollen schon bald festlich dekorierte Bäume für die Wohnzimmer ihrer Kunden werden.

"Wir mussten in der Anfangszeit viel lernen", erinnert sich Matthias Ehses bei einem Rundgang durch die Schonung. "Wir haben die ersten Tannen zum Beispiel zu früh gepflanzt. Das war in den Dürrejahren 2021 und 2022 ein großes Problem, denn viele Bäume sind uns kaputtgegangen." Ehses und Hage, beides Neulinge im Bereich der Aufzucht von Tannenbäumen, konnten und durften aber auf die Unterstützung von Heinrich Gelzhäuser setzen. "Ohne ihn wären wir nicht da, wo wir jetzt sind."

Mit seinen Erfahrungswerten aus jahrzehntelangem Anbau und dem Studium umfangreicher passender Literatur zum Thema Tannenanbau haben beide jetzt eine Mischung aus Tradition und neuem Wissen in ihren Aufzuchtbetrieb einfließen lassen.

Neu ist vor allem, dass wir die Schafswolle, die inzwischen häufig nur ein Abfallprodukt ist, mit in den Anbau mit einbringen. "Schafwolle wird kaum noch verarbeitet. Das ist zu teuer und zu aufwendig. Daher können wir sie als kostenlosen und vor allem ökologischen Dünger nutzen", beschreibt Ehses den Gedanken, der hinter der Nutzung der Wolle steckt.

Sie wird gleich vielfach eingesetzt. "Wir nutzen sie vor allem als Dünger und zum Auflockern des Bodens. Die Wolle wird dazu einfach in das Pflanzloch eingebracht und verhilft der Tanne damit zu einem ökologischen Wachstum. Wir brauchen keinen chemischen Dünger." Auch Pflanzenschutzmittel, die andernorts häufig Verwendung finden, werden auf Hof Belkenscheid nicht eingesetzt.

Die Schafwolle wird aber auch als testweise als Verbissschutz gegen Rehwild genutzt. "Das ist noch eine Testphase", schmunzelt Ehses selbst über den Anblick, den seine kleinen Pflanzen, die liebevoll Stück für Stück mit Schafswolle eingewickelt wurden, bieten. "Wir werden sehen, ob das die Wildtiere davon abhält, die jungen Triebe abzuknabbern." Ein ähnlicher Test sind die Wollfetzen, die an den Zaunpfosten rund um die Schonung angebracht sind und - so die Hoffnung - Rehwild generell vom Betreten der Pflanzungen abhalten sollen.

Selbst die Greifvögel wollen die Hager und Ehses mit in den ökologischen Anbau der Tannenbäume einbinden. Dazu wurden extra hohe Stangen am Rand der Schonung aufgebaut, die die Vögel als Aussichtspunkt nutzen können. Von dort aus sollen sie dann die Mäuse, die den Wurzeln der Bäume schaden können, jagen.

Rund 1.000 bis 1.300 Bäume haben die beiden in den letzten Jahren gepflanzt. "Viele schaffen es nicht und dann müssen wir die Lücken mit neuen Setzlingen auffüllen", beschreibt Matthias Ehses eine der vielen Arbeiten, die rund ums Jahr ausgeführt werden müssen. "Da wir das Gras zwischen den Pflanzen selber mähen, ist es wichtig, durchgehende und geordnete Reihen zu haben." Um diese Arbeit einzusparen, aber auch aus dem ökologischen Gesichtspunkt hatten Ehses und Hager auch schon die Idee, Schafe zum Kurzhalten des Grases einzusetzen. "Aber die Fläche ist zu klein, als dass sie sich für einen Schäfer, der seine Tiere zu uns bringen müsste, lohnen würde. Eigene Schafe machen wiederum noch mehr Arbeit - und die Aufzucht der Bäume ist ja für uns alle eine Tätigkeit neben dem Hauptberuf. Und da ist dann ja auch noch die Gefahr durch den Wolf, der rund um Hof Belkenscheid bereits gesichtet wurde", berichtet Lisa Gelzhäuser von den Schwierigkeiten, die diese Idee mit sich bringt.

Nun steht der traditionelle Weihnachtsmarkt auf Hof Belkenscheid an und die angebotenen Weihnachtsbäume kommen in diesem Jahr nochmal aus dem Oberbergischen, statt vom eigenen Hof.

"Vielleicht können wir schon in diesem Jahr den einen oder anderen gut gewachsenen Baum selber aus der Schonung entnehmen und so die ersten Tannen aus eigener Produktion verkaufen. Aber um hier viele Menschen durch die Schonung laufen zu lassen, dazu ist das hier noch alles zu frisch. Die Bäumchen werden dann aber wohl eher noch die Größe haben, dass sie sich fürs Kinderzimmer eignen. Größere gibt es dann im nächsten Jahr", erklärt Matthias Ehses.

Sicher sei, dass die Weihnachtsbäume in diesem Jahr teuer würden. Darauf müssten sich die Kunden einstellen, bedauert Lisa Gelzhäuser. "Das liegt daran, dass die Großabnehmer wie Baumärkte oder Supermarktketten ihre Bäume häufig aus Dänemark beziehen. Dort gab es im Frühjahr viele Schäden an den Pflanzen durch extremen Frost. Daher können die Dänen weniger Bäume liefern und das knappere Angebot treibt die Preise nach oben."

Aber auch mit dieser Aussicht werden sich die Kunden, die den Belkenscheider Weihnachtsmarkt seit Jahren kennen und lieben, nicht vom Besuch auf dem Hof abhalten lassen. Am dritten und vierten Adventswochenende (13. und 14. sowie 20. und 21. Dezember) wird er samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet sein.

So gemütlich wie 2024 soll auch der diesjährige Weihnachtsmarkt wieder werden.

15 Kunsthandwerker bieten dann wieder selbstgenähte Kinderkleidung, Lederwaren, Hundeaccessoires, Makramee und Adventsdeko an.

Vor oder nach dem Schlendern über die Stände können sich die Besucher mit Glühwein, Waffeln oder Wildbratwurst stärken. Für die weihnachtliche Stimmung sorgen zwei weihnachtliche Bläsergruppen aus Kierspe und Meinerzhagen. Selbst schlechtes Wetter müssen die Besucher nicht fürchten, denn der Weihnachtsmarkt findet komplett geschützt in der Scheune statt. Dort ist es bei allen äußeren Bedingungen warm und trocken.