Wenn die Dämmerung über Wiblingwerde fällt und die Schatten zwischen den Buchen länger werden, verwandelt sich der Wald am Herlsener Weg in ein schimmerndes Kinderparadies. Das Lichterfest des Waldkindergartens – jedes Jahr ein besonderer Höhepunkt – zog auch diesmal wieder Groß und Klein in seinen Bann. Hunderte Kerzen, Laternen und Lichterketten tauchten das Waldstück in ein warmes Leuchten, das in den Augen der Kinder widerstrahlte.
Viele Gäste, darunter Geschwister, Eltern, Großeltern und Freunde, sahen den Kindergarten zum ersten Mal. Und ihr Staunen war unübersehbar: Zwischen Schutzraum, Sandkasten, Hügel und Matschberg liegt ein kleines Reich, das wie für Kinder geschaffen scheint – wild, frei, naturverbunden.
Bevor es in den Wald ging, hatten die Kinder ihren Gästen eine kleine Show vorbereitet. Direkt am Kindergarten spielten sie die Geschichte von St. Martin nach. Malea durfte den Martin verkörpern, der seinen Mantel mit dem frierenden Bettler Jano teilte – natürlich mit einem echten Holzschwert. Und auch ein Pferd fehlte nicht: Rosalie galoppierte als vierbeiniger Begleiter mit großem Ernst in ihre Rolle. Während die Kleinen ihre Szenen spielten, sangen die Gäste das bekannte Martinslieder dazu.
Warme Worte, leuchtende Kinderaugen – und eine Stimmung, die sich wie ein goldener Faden durch den ganzen Abend zog.
Ein Lichterzug voller Magie
Dann setzte sich der Zug in Bewegung. Immer wieder hielten die Kinder an, sangen, schwenkten ihre Laternen und tauchten den Wald in ein bewegtes Lichtmeer. In diesem Jahr hatten sie kleine Fledermaus-Laternen gebastelt – aus Tetrapaks, bemalt, mit Glitzer die Ohren beklebt und mit Flügeln versehen. Passend zum Theaterstück, das sie später im Wald aufführen sollten.
Das Team des Waldkindergartens hatte sich zuvor mächtig ins Zeug gelegt: Bäume waren mit Lichterketten umwickelt, Windlichter säumten den Weg, jede Lichtquelle sorgte für ein bisschen mehr Zauber. Bis zum "Zwergenwald", einem Lieblingsplatz der Kinder, entstand so eine geheimnisvolle, fast märchenhafte Atmosphäre.
Im Wald stand eine kleine Bühne – einfache Holzbretter mit Lichterkette zwischen zwei Bäumen, aber für die Kinder ein echtes Theater. Dort präsentierten sie eine eigens für diesen Abend geschriebene Klanggeschichte: Die Geschichte von Fledermaus Luna, die in einer kalten Nacht Zeugin wird, wie St. Martin seinen Mantel mit einem frierenden Mann teilt.
Mit einfachen Naturmaterialien und kleinen Instrumenten ließen die Kinder die Szenen lebendig werden:
- Wind und Nacht rauschten durch Tücher und leises Pfeifen.
- Lunas Flug klang durch Glöckchen und Triangel.
- Martins Pferd galoppierte mit Kokosnussschalen durch den Wald.
- Die Mantelteilung wurde durch das langsame Reißen eines Stoffes hörbar.
- Der Traum von Martin glitzerte im feinen Ton eines Glockenspiels.
- Und am Ende riefen alle gemeinsam: „Teilen macht warm – von innen und außen!“
So machten die Kinder erfahrbar, worum es im Martinsfest geht: Licht, Wärme, Mitgefühl – und darum, etwas von dem zu geben, was man hat.
Zurück am Kindergarten wartete ein gemütlicher Abschluss: Kinderpunsch und Glühwein dampften in Tassen, Martinsbrezeln wurden geteilt, und auf dem Platz standen die Laternen wie kleine Lichtinseln. Manche Kinder spielten noch zwischen den Bäumen, andere kuschelten sich müde an ihre Eltern.
Es war einer dieser Abende, an denen der Wald ein bisschen heller scheint als sonst – nicht wegen der Lichter allein, sondern wegen der Gemeinschaft, die ihn füllt. Ein Fest, das lange nachhallt.











