Eigentlich klang die Idee einfach: Zwei öffentliche Trinkwasserbrunnen sollen künftig an den Sportstätten Holensiepen und am Dorfplatz in Wiblingwerde für Erfrischung sorgen – für Sportler, Kindergruppen, Wanderer, Radfahrer und alle, die unterwegs ihre Flaschen auffüllen wollen. So stellte es sich die UWG in ihrem Antrag aus September vor. Was am Montagabend im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss blieb, war jedoch eine kontroverse Debatte, die vor allem eines zeigte: Der Weg zum öffentlichen Trinkwasser ist weit teurer, als viele dachten.

Die Diskussion im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss über die Errichtung zweier Trinkwasserbrunnen entwickelte sich am Montagabend zu einem Schlagabtausch über Kosten, Pflichten und Prioritäten – und darüber, ob die Verwaltung ihrem Prüfauftrag ausreichend nachgekommen ist. Ausgangspunkt war der Antrag der UWG aus der letzten Sitzung des Rats vor der Wahl, auf dessen Grundlage die Verwaltung beauftragt wurde, zu prüfen, ob am Holensiepen und auf dem Dorfplatz in Wiblingwerde öffentliche Trinkwasserbrunnen eingerichtet werden können. Begründet hatte die Fraktion ihren Antrag mit der seit 2023 bestehenden gesetzlichen Verpflichtung, Kommunen mit öffentlichen Trinkbrunnen auszustatten, sofern Bedarf und technische Machbarkeit gegeben sind. Für Sportler, Schüler, Feuerwehr, Wanderer und Radfahrer entstünde aus Sicht der UWG ein klarer Mehrwert, zumal eine Wasserleitung in beiden Fällen vorhanden sei. Auch Förderprogramme und die Erfahrungen der Stadtwerke Iserlohn sollten einbezogen werden.

Im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss wurde am Montag über die Verhältnismäßigkeit von Kosten für Brunnen diskutiert.
Foto: Machelett

Die nun vorliegende Stellungnahme der Verwaltung fiel jedoch ernüchternd aus: Einmalig 17.000 Euro pro Brunnen, dazu jährlich 8.800 Euro für Wartung, Reinigung, Desinfektion und Probenentnahmen – gesetzlich vorgeschrieben nach Trinkwasserverordnung. Und das ohne Wasser- und Abwasserkosten. Bei zwei Brunnen stünden also 34.000 Euro Investition und 17.600 Euro pro Jahr im Raum. Angesichts der Haushaltslage empfehle man, so die Verwaltung, auf eine Umsetzung derzeit zu verzichten; eine Unterversorgung an den beiden Standorten sei nicht erkennbar.

Genau diese Einschätzung wollte Petra Triches, UWG-Fraktionsvorsitzende, allerdings nicht gelten lassen. Ihr zufolge sei weder klar geprüft worden, ob Fördermöglichkeiten existieren, noch sei ausreichend berücksichtigt worden, dass in Iserlohn zwei Trinkwasserbrunnen bereits direkt von den Stadtwerken betrieben und finanziert werden. „Man muss dann auch mal mit diesen Kommunen und den Stadtwerken sprechen, wie das funktioniert“, kritisierte sie. Zudem verwies sie erneut auf die aus ihrer Sicht bestehende gesetzliche Verpflichtung. Bürgermeisterin Birgit Tupat hielt dagegen, dass die Stadtwerke Iserlohn eine hundertprozentige Tochter der Stadt seien, daher sei die Grundlage für eine Unterstützung in Nachrodt-Wiblingwerde eine andere. Sie wolle dennoch das Gespräch suchen.

Auch in der SPD herrschte keine generelle Ablehnung gegenüber Trinkwasserbrunnen – aber deutliche Skepsis gegenüber den Kosten. Ronny Sachse zeigte sich überzeugt, dass ein Leader-Projekt grundsätzlich möglich sei, doch die laufenden Kosten von 8.800 Euro pro Brunnen und Jahr seien in Anbetracht der Haushaltslage „nicht verhältnismäßig“. Diese blieben schließlich dauerhaft an der Gemeinde hängen. SPD-Fraktionsvorsitzender Resul Gökdag brachte es zugespitzt auf den Punkt: „Da können wir besser einen Kühlschrank mit Getränken hinstellen.“

Sebastian Putz aus der Verwaltung versuchte zu erläutern, dass die gesetzlichen Verpflichtungen sich vor allem auf sogenannte „Hitzeinseln“ beziehen – Orte, an denen Menschen bei besonders hohen Temperaturen Schutz finden. „Sollten wir diese in unseren Sporthallen einrichten, gibt es dort natürlich auch Getränke“, sagte er. Er betonte außerdem, dass Sportvereine sicherlich niemandem verwehren würden, dort seine Wasserflasche nachzufüllen.

CDU-Fraktionsvorsitzender Philipp Olschewski zeigte sich wenig begeistert von den genannten Zahlen, wollte das Projekt aber noch nicht vollständig abhaken. Unter den aktuellen Konditionen sei das Vorhaben schwer zu befürworten, sagte er, doch „jeder Zugewinn für die Bürger ist schön“, weshalb weitere Gespräche sinnvoll seien.

Auch Matthias Lohmann (fraktionslos) hatte Mühe, die vorgelegten Beträge nachzuvollziehen. Angesichts der Tatsache, dass über ein „schlichtes und einfaches Modell“ gesprochen worden sei, tue er sich schwer mit jährlichen Kosten von fast 9.000 Euro.

Bürgermeisterin Tupat versuchte schließlich, die Diskussion wieder auf die finanzielle Seite zurückzuführen. Die Hygienevorschriften machten den „größten Batzen“ der Kosten aus, erklärte sie. Und in Anbetracht des desolaten Haushalts der Kommune müsse immer auch die Verhältnismäßigkeit beachtet werden.

Wie es weitergeht, hängt nun wesentlich davon ab, ob Gespräche mit den Stadtwerken Iserlohn, mögliche Fördertöpfe oder alternative technische Lösungen die Zahlen verändern können. Dies soll möglichst bis zur Weihnachtsratssitzung am Montag, 8. Dezember, geklärt werden und die Vorlage entsprechend angepasst werden.