Montagmorgen, 9 Uhr. Ein eisiger Wind fegt über die Höhen von Brenscheid, während hinter den Häusern die kleine Container-Zentrale der XXL-Baustelle langsam zum Leben erwacht. Drinnen, zwischen aufgefalteten Lageplänen und dampfenden Kaffeebechern, trifft sich das Baustellen-Team zur wöchentlichen Besprechung: Stefan Becker von DW Ingenieure aus Kamen, Patrick Litz vom Abwasserwerk, Marc Trappe von der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde und Roland Diederichs von der Firma Stricker, die den Ausbau vor Ort stemmt.

Es ist ein eingespieltes Team – und bei diesem Projekt auch ein dringend benötigtes. Schließlich gehört die Brenscheider Maßnahme zu den umfangreichsten ihrer Art im Gemeindegebiet. Die Arbeiten laufen bereits seit einiger Zeit. Der Grund: Die komplette Straße durchs Dorf muss geöffnet werden, um Schmutz- und Regenwasserkanäle zu sanieren, teilweise neu zu verlegen. Damit Brenscheid während dieser langen Bauzeit erreichbar bleibt, wird rund um den Ort eine temporäre, aber vollwertige Ersatzstraße gebaut. Ein Provisorium nur dem Namen nach – technisch wird sie wie eine echte Straße ausgeführt. Zudem entstehen am Rand noch Parkflächen für die Anlieger, die während der Maßnahme nicht an ihre Grundstücke fahren können.

Hinter dem Stall von Landwirtin Regina Weustermann arbeiten derzeit die schweren Maschinen. Dort, wo einst ein schmaler Wirtschaftsweg verlief, wird der Boden Schicht für Schicht abgetragen. Die Mischung aus Lehm, Stein und vor allem viel Wasser macht die Stelle zu einem der anspruchsvollsten Abschnitte des Straßenbau-Projekts. „Überall drückt hier Grundwasser aus dem Berg“, erklärt Marc Trappe. „Der Boden ist so weich, dass eine Straße darauf wegsacken würde. Deshalb muss er komplett ausgetauscht werden.“

Grundwasser und extrem weiche Böden sind an einigen Stellen großes Problem. Daher muss in einigen Bereichen der Boden abgetragen und getauscht werden.
Foto: Marvin Schmidt

Der alte Boden, der im gesamten Streckenverlauf entnommen wird, wird allerdings nur zwischengelagert – nach dem Ende der Maßnahme kommt er wieder zurück. Fast die gesamte Ersatztrasse wird dann zurückgebaut. Nur der landwirtschaftlich genutzte Weg hinter Weustermanns Hof bleibt in verbesserter Form erhalten.

Ein Punkt, der während der Besprechung immer wieder Thema ist: die bemerkenswert gute Zusammenarbeit mit den Brenscheidern. „Wir haben selten eine Baustelle, auf der es so wenig Konflikte gibt“, lobt Marc Trappe. Besonders Landwirtin Regina Weustermann hebt das Team hervor. Obwohl sie von der Maßnahme am stärksten betroffen ist, unterstützt sie überall dort, wo es möglich ist. „Wir mussten dringend noch eine Fläche mulchen. Das hätten wir am nächsten Morgen selbst gemacht. Als wir kamen, war die Arbeit schon erledigt.“ Gerade bei einer Baustelle dieser Größenordnung sei eine solche Unterstützung alles andere als selbstverständlich.

Zeitplan: Asphaltierung möglichst noch in diesem Jahr

Der Wunsch aller Beteiligten ist klar: Die Asphaltierung der neuen Umfahrungsstraße soll idealerweise noch vor Jahresende erfolgen, damit im kommenden Jahr nur noch Restarbeiten an den Rändern notwendig sind. Doch hier entscheidet vor allem das Wetter. „Ein großes Problem ist auch die Winterruhe der Asphaltmischwerke“, erklärt Projektplaner Stefan Becker. „Wenn die geschlossen haben oder die Temperaturen fallen, geht gar nichts mehr.“

Noch aber ist das Team optimistisch, dass der Zeitplan zu halten ist. Dann könnte im Frühjahr des kommenden Jahres die eigentliche Hauptmaßnahme beginnen: der Ausbau des kompletten Kanalnetzes im Dorf. Für diesen zweiten Bauabschnitt laufen bereits Vorbereitungen. Die Firma Lobbe hat die Kanäle noch einmal genau befahren. „Wir haben hier aufgrund des hohen Grundwasserspiegels unzählige Drainagenleitungen“, sagt Marc Trappe. „Die müssen später alle sauber ins neue Netz eingebunden werden. Dafür müssen wir sie aber zuerst finden und kartieren. Wir wollen schließlich nicht riskieren, dass nach dem Ausbau irgendwo ein Keller vollläuft.“

Hintergrund:

Die Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde wird in der gesamten Ortslage die Schmutz- und Regenwasserkanäle sanieren und, wo notwendig, erneuern. Im Rahmen dieser Maßnahme werden die vorhandenen Verkehrsflächen ebenfalls erneuert und die Oberflächenentwässerung den Anforderungen an eine sichere Regenwasserbeseitigung angepasst. Zusätzlich werden die Versorger ihre vorhandenen Leitungen ebenfalls sanieren oder erneuern, um nachfolgend weitere Baumaßnahmen zu vermeiden.

Da die Arbeiten im Zeitplan liegen, soll 2026 mit der Kanalsanierung begonnen werden. Rund acht Monate sind dafür geplant. Allerdings ist die Maßnahme witterungsabhängig. Geplant ist, dass die Kanalsanierung Anfang 2027 abgeschlossen ist.

Danach folgt der Straßenbau. Dieser soll planmäßig im Jahreswechsel 2026/2027 starten. Je nach Wetter werden dafür drei bis vier Monate benötigt. Die Fertigstellung soll im dritten Quartal 2027 erfolgen.