Schwelm. Rote Schuhe überall – vom filigranen High Heel bis zum abgelaufenen Sneaker. Was auf dem Schwelmer Rathausplatz am Dienstag, 25. November, auf den ersten Blick wirkte wie eine kunterbunte Modenschau, entpuppte sich als ernstes Symbol: Sie stehen für Frauen, die Opfer von Gewalt wurden.

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Ein starkes Bild mit mexikanischen Wurzeln

Die Aktion anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen geht auf die mexikanische Künstlerin Elina Chauvet zurück, die 2009 erstmals rote Schuhe als Zeichen für verschwundene und ermordete Frauen platzierte. Seitdem hat sich das Motiv weltweit verbreitet. In diesem Jahr nutzte der „Runde Tisch EN gegen Häusliche Gewalt“ diese Bildsprache, um in Schwelm stellvertretend für den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis auf Ursachen und Folgen von Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen.

Präsenz zeigen

Am Infostand in der Kreisstadt informierten die Gleichstellungsbeauftragten Ekaterini Delikoura (Kreisverwaltung) und Anke Steger (Stadt Schwelm) über Hilfsangebote, Prävention und Unterstützungsnetzwerke. Der Besuch von Landrat Jan-Christoph Schaberick und Schwelms Bürgermeister Stephan Langhard sollte der Aktion zusätzlich politischen Rückhalt verleihen.

„Femizide und häusliche Gewalt dürfen keine stillen Tragödien hinter verschlossenen Türen sein“, betonte Schaberick. Gewalt an Frauen sei „eine der klarsten Verletzungen der Menschenwürde“. Ziel der Aktion sei es, auf jene aufmerksam zu machen, „deren Leben durch Angst, Schmerz und Gewalt zerstört wurden und werden“.

Ebenso wichtig sei jedoch die Botschaft an Betroffene und ihr Umfeld: Schweigen helfe nicht — Hilfe sei verfügbar und müsse genutzt werden.

Zahlen, die alarmieren

Wie dringend das Thema ist, zeigen die aktuellen Statistiken. Bundesweit wurden im Jahr 2024 265.942 Menschen Opfer häuslicher Gewalt. Auch im Ennepe-Ruhr-Kreis findet täglich körperliche, psychische und sexuelle Gewalt statt: Gemeldet wurden hier im vergangenen Jahr 484 Fälle.

„Jeder Fall ist einer zu viel“

Delikoura unterstrich die Bedeutung des Aktionstages: „Jeder einzelne Fall ist für uns Grund genug, jährlich den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zu nutzen, um das Thema in den Blickpunkt zu rücken, dafür zu appellieren, konsequent gegen diese Gewalt vorzugehen und vorhandene Hilfen zu nutzen.“ Die zahlreichen Aktionen hätten definitiv wichtige Beiträge geliefert, um Opfer körperlicher, psychischer und sexueller Gewalt zu ermutigen, ihre Rechte zu nutzen, die Polizei einzuschalten und Beratungsangebote anzunehmen.

Schweigen ist keine Option

Zwischen roten Pumps, Schuhgrößen 35 bis 46, zwischen glänzendem Lackleder und Speakern mit ausgetretenen Sohlen entstand auf dem Schwelmer Rathausplatz ein einprägsames Bild: Gewalt gegen Frauen ist kein Randthema. Die roten Schuhe in Schwelm erinnerten daran, was sich Delikoura und Schaberick gleichermaßen betonten: „Es geht darum, Betroffenen und Wegbegleitern zu verdeutlichen, dass Schweigen niemals eine Option ist.“ Das Credo sollte daher lauten: Hinschauen, handeln, Hilfe anbieten — an jedem Tag im Jahr.