Kommentar.
Eins ist sicher: Der Radweg wird kommen. Ob 2026, 2027 oder 2036 – er kommt. Ganz gleich, ob die Nachrodt-Wiblingwerder ihn wollen oder nicht, ob er sinnvoll ist oder nicht, ob er im Alltag überhaupt jemanden entlastet oder am Ende nur dasteht wie ein Denkmal für verlorene Zeit. Nach knapp dreißig Jahren Planung ist dieser Radweg längst zu mehr geworden als ein Projekt. Er ist ein Symbol. Ein Symbol für den deutschen Bürokratiewahnsinn, der sich an 410 Metern festfrisst wie ein Hund an einem alten Knochen.
Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: Zwei Jahre Bauzeit für einen Abschnitt, den man in weniger als zwei Minuten ablaufen kann. Aber vielleicht überrascht das niemanden mehr, wenn die Planung schon drei Jahrzehnte gedauert hat. Und dennoch: Der Ärger, die Sorgen und Ängste sind berechtigt. Denn mit der Baustelle kommt der Stau. Nicht vielleicht, nicht möglicherweise – er kommt. Und vermutlich wird Armin Speckmann am Ende Recht behalten: Die Reisezeiten, die im Ausschuss bisher präsentiert wurden, sind reine Illusion. Drei Minuten hier, sechs Minuten dort – das klingt nach Rechenmodell im Elfenbeinturm, nicht nach Nachrodt zur Rushhour. Wer die Realität kennt, weiß es besser.
Doch bei allem Frust stellt sich eine nüchterne Frage: Wäre ein späterer Baubeginn wirklich besser? Die Antwort ist ebenso ernüchternd wie eindeutig. Würde der Radweg erst nach dem Neubau der Lennebrücke entstehen, dann hätte die Gemeinde am Ende nicht weniger Stau, sondern mehr. Erst jahrelange Belastung durch die Brücke, und kaum ist diese fertig, kämen direkt zwei weitere Jahre Stau für den Radweg hinten dran – diesmal auf der neuen Brücke.
Kurz gesagt: Wir würden doppelt zahlen. Wenn die Gemeinde schon keinen Einfluss auf den Bau selbst hat, dann wenigstens auf die Zeitplanung. Und so bleibt nur ein einziger realistischer Weg: jetzt bauen, während ohnehin Chaos herrscht. Ja, das ist bitter. Ja, das tut weh. Aber es ist immer noch das geringste Übel in einer Situation, in der es keine guten Optionen gibt.
Der Radweg kommt. Die Staus kommen. Und die Nachrodt-Wiblingwerder werden sie einmal mehr überstehen. Nicht, weil es ihnen gefällt, sondern weil sie alternativlos sind.









