Die ersten Tage in der Landarztpraxis sind bereits geschafft. Vier Studierende der Universität Witten/Herdecke haben ihr einwöchiges Praktikum im Rahmen des Projektes Localhero (LOngitudinales Curriculum ALlgemeinmedizin zur Stärkung der Hausärztlichen VErsorgung in ländlichen RegiOnen) und sammeln erste Erfahrungen in einer Hausarztpraxis. Nina Pant aus Freiburg ist derzeit im Rahmen des Projekts in der Praxis von Julian und Matthias Hartig in Nachrodt.
Stefanie Normann von der Gesundheits- und Pflegeplanung des Märkischen Kreises, ist die Ansprechpartnerin für Ärzte, die sich im Kreisgebiet niederlassen wollen. Sie sieht in den Famulaturen eine gute Chance, angehende Mediziner für die Arbeit in einer Landarztpraxis zu begeistern. Sie weiß, dass für den Schritt aufs Land zu gehen, mehr gehört als eine schöne Praxis. Um die Studierenden willkommen zu heißen und besser kennenzulernen, hat die Gesundheits- und Pflegeplanung des Kreises daher ein kleines Rahmenprogramm zusammengestellt. Programmpunkte waren ein Ausflug mit Alpakas in Wiblingwerde und eine Besichtigung der Luisenhütte in Balve. Das Projekt ist langfristig ausgerichtet: Dieselben Famulanten werden in diesem Semester weitere zwei Wochen im Märkischen Kreis Praxiserfahrungen sammeln und 2024 wieder eine Woche.
„Anders als bei anderen bekannten Landarzt-Projekten hat sich Localhero zum Ziel gesetzt, angehende Medizinerinnen und Mediziner bereits im Studium für das Thema zu interessieren und Faktoren zu identifizieren, die den ärztlichen Nachwuchs langfristig in der Region halten“, erklärte Ursula Erkens, Pressesprecherin des Märkischen Kreises. Localhero werde vom Bundesministerium für Gesundheit mit 1,7 Millionen Euro gefördert und als Verbundprojekt mit den Universitäten Duisburg-Essen, Bochum, Düsseldorf und Witten/Herdecke durchgeführt. Zu den teilnehmenden Kreisen, in denen nun die Wittener Studierenden Praxiserfahrungen sammeln, zählen neben dem Märkischen Kreis auch Soest, Olpe und der Hochsauerlandkreis.
Die Begeisterung für ein Leben und Arbeiten auf dem Land soll dem Mangel an Ärzten in denen am Projekt teilnehmenden Regionen entgegenwirken. So sei mit Localhero ein innovatives Lehrkonzept für den theoretischen Teil des Studiums entwickelt worden, das mit vielen unterschiedlichen praktischen Erfahrungen sowie einem Begleitprogramm ergänzt werde, das die jeweiligen Kreise durchführen und so den Studierenden einen umfassenden Einblick in die Tätigkeit als Landarzt gewährleisten.
„Auch die Studierenden freuen sich auf die Erfahrungen auf dem Land und dürfen zugleich innerhalb des Projektes viele eigene Vorschläge unterbreiten, die das Studium, welches an der UW/H bereits sehr praxisorientiert ist, noch attraktiver machen sollen“, heißt es in der Pressemitteilung von Ursula Erkens. Durch das Projekt konnten darüber hinaus viele neue Lehrpraxen in Gebieten rekrutiert werden, die sonst eher keine Anbindung an eine universitäre Ausbildung hätten. Die Lehrärzte profitierten somit ebenso von der Hinwendung zum ländlichen Raum und könnten vielfältige kostenfreie Fortbildungen an der UW/H nutzen und sich selbst mehr in die universitäre Lehre einbinden. „Zu guter Letzt sollen am Ende durch die Verstärkung junger Ärztinnen und Ärzte die Patienten vor Ort profitieren, denn für sie soll durch das Projekt in der Zukunft eine funktionierende hausärztliche Versorgung sichergestellt werden“, betont Erkens.
Das Projekt Localhero startete im Januar 2022 und läuft bis Ende 2024. In den kommenden zwei Jahren folgen jeweils weitere Gruppen mit geplanten Größen von 50 bis 75 Studierenden pro Jahr.
Lesen Sie hierzu auch:
Teil 2: Localhero – Arbeiten als Landarzt
Teil 3: Localhero und die Work-Life-Balance
Teil 4: Localhero – Ein Kommentar