„Nur gemeinsam sind wir stark. Wer landesweit, bundesweit oder gar international wahrgenommen werden will, der muss in Regionen denken und handeln.“ Diese Erkenntnis setzte sich Anfang der 2000er Jahre bei den politisch Verantwortlichen immer mehr durch. Wie es gehen könnte, hatte die Region Ostwestfalen-Lippe (OWL) im Jahr 2000 vorgemacht. Dieses gute Beispiel war Ansporn für die damaligen Landräte der Kreise Siegen-Wittgenstein (Paul Breuer), Olpe (Frank Beckehoff), Märkischer Kreis (Aloys Steppuhn), Hochsauerlandkreis (Dr. Karl Schneider) und Soest (Wilhelm Riebniger) den REGIONALE-Prozess anzustoßen.
Dachmarke wird „Südwestfalen“
Von der Idee bis zur gemeinsamen Bewerbung um die REGIONALE war es aber ein steiniger Weg. Immerhin galt es, die Regionen Sauerland, Siegerland und Soester Börde unter einer Dachmarke zu vereinen. Die Lösung war eine Zweiteilung: „Touristisch sind wir Sauerland, wirtschaftlich Südwestfalen!“ Damit konnte jeder leben. Hilfreich auch, dass Südwestfalen ein wirtschaftliches Schwergewicht war und ist. Viele Weltmarktführer produzieren in der Region. Es galt nicht zuletzt, sich vom touristischen Sauerland abzugrenzen. Allerdings waren nicht alle immer und überall deckungsgleich mit den Grenzen der REGIONALE. Von Anfang an schottete sich die Region deshalb bewusst gegenüber Hagen konsequent ab.
Strukturförderprogramm des Landes
Was die Initiatoren wussten: Die REGIONALE ist ein Strukturförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen, das im Turnus von drei Jahren einer ausgewählten Region die Möglichkeit bietet, sich zu präsentieren. Es gab nicht mehr Fördermittel, man rückte aber auf der Förderliste weit nach oben. Südwestfalen war prädestiniert für den Prozess. Die Region ist eine der bedeutendsten Industrieregionen Deutschlands. Gemessen an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe zählt Südwestfalen zu den wichtigsten Industrieregionen in der Bundesrepublik. Im Vergleich mit allen Regionen belegt Südwestfalen den dritten Rang bei diesem Indikator.
Auftakt 2007 in Olpe
Bei der Auftaktveranstaltung am 15. Mai 2007 in der Stadthalle in Olpe wurde das Vorhaben, sich zu bewerben, vor rund 200 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vorgestellt. Oberstes Ziel war es, alle für den gemeinsamen Weg zu begeistern – was, wie wir heute wissen, vorbildlich gelungen ist. Fast 1,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, fünf Kreise, 59 Städte und Gemeinden: das ist Südwestfalen. Allen Akteuren war in der Startphase bewusst, dass es eine Mammutaufgabe werden würde. Gute, Mut machende Beispiele gab es schon: die Fachhochschule Südwestfalen, den Arbeitgeberverband Südwestfalen e.V., das WDR-Studio Südwestfalen, die Handwerkskammer Südwestfalen, die Wirtschaftsjunioren Südwestfalen, die Kulturregion Südwestfalen und nicht zuletzt die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen.

Jury kam nach Menden
Im Juni 2007 wurde die Bewerbung um die REGIONALE 2013 oder 2016 im zuständigen Bauministerium in Düsseldorf eingereicht. Bereits am 15. November 2007 ließ sich die Jury bei der Firma HJS in Menden von den regionalen Akteuren die Bewerbung erläutern. Nur gut zwei Wochen später erhielt Südwestfalen den Zuschlag. Seinerzeit war aber noch offen, ob für 2013 oder für 2016. Es wurde dann doch schon 2013.

Südwestfalen Agentur GmbH gegründet
Zur Unterstützung der Projekte und für das operative Geschäft wurde die Südwestfalen Agentur GmbH mit Sitz in Olpe gegründet. Die Agentur ging am 1. September 2008 an den Start, Geschäftsführer wurde Dirk Glaser, bekannt als Moderator der WDR-Lokalzeit Südwestfalen. Der Regionale-Ausschuss sowie der Regionale-Beirat konstituierten sich noch im selben Jahr, es folgten der erste Südwestfalentag in Siegen, mehrere Werkstattgespräche in den Kreisen und verschiedene Zukunftsforen.
42 verschiedene Projekte
Es schloss sich die Phase der Projektentwicklung an. Am Ende standen 42 Projekte, die mit dem dritten Stern ausgezeichnet wurden und somit in die Umsetzung gehen konnten. Unterteilt wurden sie in die vier sogenannten Projektfamilien – „WissenschaftWissen“ (Technikregion zum Anfassen, Erleben und Entwickeln), „LandLeben“ (Die Zukunft des ländlichen Lebens), „StadtMensch“ (Urbanes Lebensgefühl für die Städte Südwestfalens) und „NeuLand“ (Landschaft im Umbruch). Die Bilanz kann sich sehen lassen: 155 Millionen Euro Fördermittel sind nach Südwestfalen geflossen – 60 Millionen davon allein in die Projekte im Märkischen Kreis – sie lösten ein Investitionsvolumen von 300 Millionen Euro aus.
„Wirtschaft für Südwestfalen e.V.“ gegründet
Als weiterer Schritt wurde im Februar 2011 der Verein „Wirtschaft für Südwestfalen e.V.“ von Unternehmen, Kammern und Arbeitgeberverbänden mit dem Ziel gegründet, das Image der Region Südwestfalen als bedeutende Industrieregion zu schärfen. Seit September 2011 ist der Verein Gesellschafter der Südwestfalen Agentur GmbH und entwickelt hierüber gemeinsam mit den anderen Gesellschaftern, den fünf südwestfälischen Kreisen, ein Regionalmarketing mit dem Claim „alles echt“. Mehr Informationen: www.wirtschaft-suedwestfalen.de.
Die REGIONALE-Projekte im Märkischen Kreis:
Wir holen die Burg ans Lenneufer
Vorzeigeprojekt im Kreis und für die REGIONALE insgesamt wurde der Bau des Burgaufzugs von der Altenaer Innenstadt hinauf zur Burg. Dafür wurde ein alter Luftschutzbunker genutzt, der in den Berg hinein führte. Der Aufzugsschacht wurde 85 Meter in die Höhe bis zum oberen Burghof gebaut. Dazu waren zahlreiche Sprengungen erforderlich. Anwohner zogen für eine gewisse Zeit in Hotels. Der Bau des Erlebnisaufzugs wurde mit 5,7 Millionen Euro veranschlagt, wovon 5,12 Millionen Euro vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert wurden. Der Aufzug nahm am 26. April 2014 seinen Betrieb auf. Unterwegs bekommen Besucher in einem Zeittunnel an sechs Stationen Einblick in 900 Jahre Burggeschichte, von Wieland dem Schmied bis zur ersten Jugendherberge der Welt.

Multimediales Kulturerlebnis
Mit dem Erlebnisaufzug wurde ein multimediales Kulturerlebnis geschaffen, das nun die Burg direkt mit der Innenstadt barrierefrei verbindet und so zur Belebung der Innenstadt beiträgt. In dem rund 90 Meter dazugehörigen Stollen interagieren moderne Medieninstallationen mit den großen und kleinen Besuchern und entführen so auf unterhaltsame Weise in die faszinierende Sagenwelt Südwestfalens. Der unterirdische Aufzug überwindet in 35 Sekunden durch den Fels rund 85 Meter Höhe und befördert so bis zu 15 Personen direkt auf den oberen Burghof. Hier erwartet die Besucher ein außergewöhnliches Kulturangebot mit den Museum der Grafschaft Mark und dem Museum Weltjugendherberge.
Branchenkompetenzen Südwestfalen
Hinter dem Projekt-Titel „Branchenkompetenzen“ steht eine Idee, von der die Wirtschaft in ganz Südwestfalen profitiert. Heißt konkret: Enge Zusammenarbeit, aufeinander abgestimmte Aktivitäten und gemeinsame Entwicklung und Umsetzung von Themen, die branchenübergreifend relevant sind. Ein Projekt für und mit den Unternehmen der Region.
Anwenderzentrum Formenbau
Hinter dem Titel „Anwenderzentrum Formenbau Südwestfalen – MOLDCENTER_SWF“ steckt eine einfache und innovative Idee: Ein gemeinsames Kompetenzzentrum, in dem Zukunftstechnologien erforscht, Maschinen für die Herstellung von Hochpräzisions-Werkzeugen genutzt und auf aktuelles Wissen und Know-how zugegriffen werden kann. Das Anwenderzentrum ist branchenübergreifend für alle Unternehmen aus Südwestfalen zugänglich und kann gerade für kleinere Betriebe – auch aus dem Handwerk – zur Netzwerkplattform und zum Innnovationstreiber werden.
415m über NN – Denkfabrik Lüdenscheid
Mit dem Projekt „415m über Null – Denkfabrik“ verfolgt die Stadt Lüdenscheid große Ziele: Es entstand ein neuartiger Bildungs- und Weiterbildungsstandort mit Ausstrahlungskraft und Bedeutung für die gesamte Region Südwestfalen. Die Denkfabrik besteht aus verschiedenen Bausteinen, von denen der Ausbau der Phänomenta und das Technikzentrum die Eckpfeiler und zentralen Elemente des Projektes sind. Die Phänomenta, ein Wissenszentrum zum Mitmachen und Erleben, wurde um einen Neubau erweitert und neue Exponate und Lernobjekte erhalten. Ein „Foucault’sches Pendel“ mit einem 75 Meter hohen zugehörigen Turm wurde das bereits von Weitem erkennbare neue Aushängeschild.
Naturerlebnisgebiet Biggesee – Listersee
Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket im Zuge der REGIONALE 2013 haben die Seen und die umliegende Landschaft deutlich an Attraktivität gewonnen. Darüber hinaus wurden der Freizeitwert gesteigert sowie die Tourismusangebote aufgewertet. Hierfür arbeiten die Kommunen Olpe, Attendorn, Drolshagen und Meinerzhagen sowie der Kreis Olpe und der Märkische Kreis an gemeinsamen Vorhaben.
Oben an der Volme
Mehr Lebensqualität durch städtebauliche Veränderungen, bessere Mobilitätsmöglichkeiten und Konzepte gegen die Folgen des demographischen Wandels – diese Aufgaben gingen die vier Kommunen Halver, Kierspe, Meinerzhagen und Schalksmühle mit ihrem Projekt „Oben an der Volme“ gemeinsam an. Das Vorhaben umfasst ein vielfältiges Maßnahmenbündel, für das ca. 65 Millionen Euro investiert wurden. Die Deutsche Bahn AG beteiligte sich dabei mit 20 Millionen Euro für die Reaktivierung der Volmetalbahn. Unter dem Motto „gemeinsam sind wir stark“ sind die vier Volme-Kommunen im Rahmen der Regionale 2013 folgende Schwerpunkte angegangen:
Reaktivierung der Volmetalbahn und Ausbau der Bahnhöfe
Volmetalradweg und Revitalisierung der Volme
Interkommunale Kunst- und Kulturachse „Art Volmetal“

LenneSchiene
Acht Kommunen aus Südwestfalen verwirklichten gemeinsam ein umfassendes Maßnahmenpaket. Das Ziel: die Lebensqualität entlang der LenneSchiene steigern, die Außenwahrnehmung verbessern und die Identifikation der Bewohner mit ihrem Raum erhöhen. Im Rahmen der REGIONALE 2013 wurden zwölf umfangreiche Maßnahmen umgesetzt:
Iserlohn-Letmathe: Lennepromenade / Anbindung Bahnhof und Hagener Straße:
Nachrodt-Wiblingwerde: Lenneufer / Umfeld Raststatt mit Klaras Höhe:
Altena: Rad- und Fußwegbrücke Bahnhof-Innenstadt/Lenneroute Stortel-Winkelsen:
Werdohl: Brüninghausplatz/ Verbindung zur Lenne:
Werdohl: Westpark
Plettenberg: Lenneuferpark / Fischbauchbrücke und Lennecafé:
Plettenberg: „Energie-Natur-Geschichte“ Lennebogen-Siesel:
Soziale Stadt Iserlohn
Im Gebiet „Südliche Innenstadt / Obere Mühle“ sind in Iserlohn durch den wirtschaftsstrukturellen und demografischen Wandel Probleme wie leerstehende Wohnungen und Fabriken sowie soziale Missstände entstanden. Mit einem umfassenden Stadtentwicklungskonzept ist die Stadt dabei, diese Probleme anzugehen und die Quartiere wieder attraktiver zu machen. Dabei wurde darauf geachtet, möglichst viele Akteure in die Entwicklung der Maßnahmen einzubinden – insbesondere die Bewohner, Geschäftsleute, Unternehmen und Vereine/Institutionen.
Ein Kreis packt aus
Die Renaturierung von Flüssen und Bächen, verbesserter Hochwasserschutz, mehr Lebensqualität entlang der Gewässer – all dies hängt mit der „Europäischen Wasserrahmenrichtlinie“ zusammen. Kurz gesagt geht es darum, den Zustand von Flüssen und Bächen zu verbessern, die Gewässer freizulegen sowie eine natürliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren herzustellen. Bis 2027 sollen diese Aufgaben erfüllt sein. Mit seinem Regionale-Projekt hat der Märkische Kreis beschlossen: Wir beginnen sofort mit der Arbeit, möchten möglichst viele Menschen an diesem Vorhaben beteiligen und gehen als Beispiel für andere Kreise und Kommunen voran.

WasserEisenLand
Mit dem Projekt „WasserEisenLand“ begibt sich Südwestfalen auf eine Zeitreise durch die eigene Industriegeschichte. Ob Technikdenkmäler, Museen, Bergwerke, Hohlwege oder Hauberge – die Region besitzt nach wie vor viele industriegeschichtliche Zeugnisse. Diese wurden inhaltlich weiterentwickelt und werden gemeinsam touristisch vermarktet. Pate hierfür steht der Förderverein WasserEisenLand e.V., der die technischen Kulturdenkmäler und die damit verbundenen Vereine, Kommunen, Firmen und Privatpersonen vernetzt und unterstützt.
Radnetz Südwestfalen
Mit dem „Radnetz Südwestfalen“ wurde Radfahren in der Region zu einem flächendeckenden Genuss. Einheitlich beschildert, für Jung und Alt gut zu befahren, mit Hinweisen zu den Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung und über Kreisgrenzen hinweg verbunden: So sollen alle Radwege in Sauerland und Siegerland-Wittgenstein aussehen. Um dies zu bewerkstelligen wurde das über 3.030 Kilometer lange Radnetz in eine Art Wabenstruktur eingeteilt. Zur weiteren Verbesserung des Radverkehrs hat im Februar 2014 die „Radwerkstatt Sauerland – Siegerland Wittgenstein“ ihre Arbeit aufgenommen.

Sauerland Höhlen
Tourismusattraktion, Wissensspeicher und Kulturstätte: Etwa 80 Prozent der bekannten Höhlen Nordrhein-Westfalens befinden sich in Südwestfalen. Mit Hilfe der REGIONALE 2013 wurde dieses Potential bekannter. Dafür arbeiten die fünf Schauhöhlen Dechenhöhle in Iserlohn, die Heinrichshöhle in Hemer, die Balver Höhle und die Reckenhöhle in Balve sowie die Bilsteinhöhle in Warstein eng zusammen. Gemeinsam machen sie mit einem einheitlichen Erscheinungsbild im Internet und auf Werbemitteln auf sich aufmerksam.
Lesen Sie hier die Serie zu 50 Jahren Märkischer Kreis:
Serie: 50 Jahre Märkischer Kreis (1): Die Ursprünge liegen im Mittelalter | LokalDirekt
Serie: 50 Jahre Märkischer Kreis (2): Ein Kreis wird geboren | LokalDirekt
Serie: 50 Jahre Märkischer Kreis (3): Es war keine Liebesheirat | LokalDirekt
Serie: 50 Jahre Märkischer Kreis (5): Retter von Marienhospital und Dechenhöhle | LokalDirekt
Serie: 50 Jahre Märkischer Kreis (6): Dr. Walter Hostert war „Mister Märkischer Kreis“ | LokalDirekt
Serie: 50 Jahre Märkischer Kreis (7): Die gute Stube Burg Altena | LokalDirekt
Serie: 50 Jahre Märkischer Kreis (8): Die Partnerschaften | LokalDirekt