Für seine besonderen Verdienste um den Kreis wurde der Historiker am 24. November 1994 als erster und bisher einziger mit dem Ehrenring des Kreises ausgezeichnet. Der promovierte Dr. phil. war in seiner beruflichen Laufbahn an verschiedenen Gymnasien tätig, zuletzt als Oberstudiendirektor am Lüdenscheider Bergstadtgymnasium.
Viele Verdienste und Ehrungen
In die CDU eingetreten war er 1952. Dr. Walter Hostert war Kreisvorsitzender und im Landesvorstand der CDU-NRW tätig, Ratsmitglied in Lüdenscheid von 1953 bis 1958, vertrat die Union von 1968 bis 1989 in der Landschaftsversammlung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, war zeitweise deren Fraktionsvorsitzender dort. Dem Kreistag des Märkischen Kreises gehörte er von dessen Gründung 1975 bis 1999 an. Am 18. Februar 1981 wurde Hostert das Bundesverdienstkreuz am Bande und am 22. Dezember 1987 das Bundesverdienstkreuz I. Klasse verliehen.
Maßgeblich an Gestaltung des Kreises beteiligt
Der Ehrenvorsitzende der CDU im Märkischen Kreis war wie kein anderer an der politischen Willensbildung im Kreis beteiligt. Ob in der eigenen Partei, in Gesprächen mit den politischen Mitbewerbern oder den jeweiligen Spitzen der Kreisverwaltung sowie im Landschaftsverband Westfalen-Lippe: Dr. Walter Hostert war maßgeblich an der Gestaltung des Märkischen Kreises beteiligt. Er galt als „Mister Märkischer Kreis“.
Grenzen zwischen Nord und Süd
„Es gibt heute ein Wir-Gefühl. Es ist gelungen, die verschiedenen geschichtlichen Wurzeln und alle unterschiedlichen Interessen zusammen zu führen und unter dem Dach Märkischer Kreis zu vereinen. Die Integration hat geklappt“, urteilte er einmal in einem Interview. Wie man heute weiß, war sein Urteil seinerzeit wohl eher von der Hoffnung darauf getragen. So ganz scheinen die emotionalen Grenzen zwischen dem Nordkreis und dem Südkreis auch nach 50 Jahren noch nicht überwunden zu sein.
Kreis Olpe als Partner im Gespräch
Verständlich, die Anfänge vor und nach der Bildung des Kreises waren alles andere als einfach. „Wir haben Gespräche in Olpe geführt, ob nicht der Altkreis Lüdenscheid mit Olpe zusammengehen sollte. Später war die Aufteilung des Kreises Olpe zwischen Siegen-Wittgenstein und uns ein Thema“, erinnerte sich der langjährige Landrat damals. Ein großes Problem sei seinerzeit die Einbindung der kreisfreien Stadt Iserlohn gewesen. „Mit entscheidend war, dass es mir als CDU-Kreisvorsitzenden gelungen war, die Parteifreunde aus Iserlohn von Anfang an der Arbeit zu beteiligen“, so Dr. Hostert. Und das Motto sei auch bald klar gewesen: „Entweder wir trauern der Vergangenheit nach, oder wir beginnen damit die Zukunft zu gestalten.“
Kreistag beschließt 1976 neues Wappen
Wo ist der Kreissitz, wie soll der Kreis heißen, welches Autokennzeichen bekommt er und welches Wappen? Fragen über Fragen, mit denen sich die Gremien in der Startphase zu beschäftigen hatten. „Es ist leichter einen Haushalt von vielen Millionen zu verabschieden als ein gemeinsames Wappen zu finden“, erinnerte sich Dr. Walter Hostert später noch an den „Zirkus“, den es seinerzeit bei der Diskussion um das Hoheitszeichen gab. „Letztlich einigte sich der Kreistag 1976 auf den Löwen, den märkischen Schachbalken und das kurkölnische Kreuz.“
Erste Kreistagswahl brachte Klarheit
Ähnlich war es mit dem Sitz der Kreisverwaltung. Altena lag verkehrstechnisch nicht gut, in Lüdenscheid wurde dann zeitig das Grundstück an der Heedfelder Straße gefunden. Dr. Walter Hostert im damaligen Interview: „Teile der Verwaltung blieben aber in Iserlohn, wegen der kurzen Wege. Und im alten Iserlohner Kreishaus wurde die Kreispolizeibehörde gebündelt.“ Ebenso schwierig erwies sich die Zusammenführung der beiden Verwaltungen. „Es war ja alles doppelt besetzt“, so Dr. Hostert. Klarheit brachte die erste Kreistagswahl am 4. Mai 1975. Die CDU wurde stärkste Fraktion, arbeitete mit der FDP zusammen. „Das war nicht selbstverständlich. Vor allem die Liberalen im Altkreis Lüdenscheid mussten überzeugt werden.“ Weil das gelang, war der Weg frei für Dr. Jürgen Albath (CDU) als OKD und seinen Parteifreund Karl-Ludwig Schiffer aus Altena für den Posten des Kreisdirektors.
SPD stellte bis 2008 den Kreisdirektor
Dr. Walter Hostert damals: „Als Schiffer in den Ruhestand ging, war es an der Zeit, auch die andere große Fraktion in die Verwaltungsspitze einzubinden. Deshalb wurde SPD-Mann Dr. Jochen Stemplewski im Juli 1985 zum Kreisdirektor gewählt“, erzählte Hostert. Er konnte die CDU von diesem Schritt überzeugen, die Sozialdemokraten nahmen dankend an. Seither stellte die SPD immer den Kreisdirektor. Auf Stemplewski folgte Ulrich Noetzlin und am 25. Juni 1992 Michael Rolland. Die Verabredung der beiden großen Kreistagsfraktionen endete mit der Wahl der parteilosen Barbara Dienstel-Kümper im Jahr 2008 zur Kreisdirektorin. Dr. Jochen Stemplewski wurde später Oberstadtdirektor in Hamm. Mehr Überzeugungskraft bedurfte es laut Dr. Hostert damals, die Sozialdemokraten vom Bau eines neuen Kreishauses zu überzeugen. „Die wollten erst nicht.“ Eine Entscheidung, die gleichwohl unverzichtbar war. Schließlich war die Kreisverwaltung anfangs in 17 verschiedenen Gebäuden untergebracht.
Fast 30 Jahre in der Landschaftsversammlung
Es ist unbestritten: Dr. Walter Hostert hat sich für den Märkischen Kreis stark gemacht. Beispielsweise im Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Dem Westfalenparlament gehörte er fast 30 Jahre an und war dort lange CDU-Fraktionsvorsitzender. „Das war als Informationsquelle für uns ganz wichtig.“ Mit der Westfälischen Schule für Körperbehinderte, der Felsenmeerschule, sowie der Hans-Prinzhorn-Klinik ist der Landschaftsverband mit zwei wichtigen Einrichtungen noch immer in Hemer präsent.
Rückzug aus der Politik 1999
Aus der Politik hatte sich Dr. Hostert im Jahr 1999 zurückgezogen. Gleichwohl verfolgt er das politische Geschehen in „seinem Kreis“ sehr aufmerksam, nicht immer zu seiner Freude. Er urteilte damals: „Die beschäftigen sich viel zu sehr mit sich selbst.“ Er vermisste das gedeihliche Miteinander der Fraktionen zum Wohle des Märkischen Kreises. „Die politische Kultur war zu meiner aktiven Zeit besser“, so Christdemokrat in seiner Erinnerung. Die Abschaffung der „Doppelspitze“, bestehend aus ehrenamtlichem Landrat und hauptamtlichem OKD als Verwaltungschef, hat er bis zu seinem Tod am 14. April 2008 für falsch gehalten. „Die Doppelspitze verlangte nach einem Konsens. Deshalb musste man sich stets darum bemühen“, war seine Meinung. Er selbst stand wie kein anderer für den Konsens in der Kreispolitik. Sein Lebenswunsch, ein „Wir-Gefühl“ der „Märker“ nach der kommunalen Neuordnung zu erreichen, ist ihm weitestgehend nicht erfüllt worden.
Lesen Sie hier die Serie zu 50 Jahren Märkischer Kreis:
Serie: 50 Jahre Märkischer Kreis (1): Die Ursprünge liegen im Mittelalter | LokalDirekt
Serie: 50 Jahre Märkischer Kreis (2): Ein Kreis wird geboren | LokalDirekt
Serie: 50 Jahre Märkischer Kreis (3): Es war keine Liebesheirat | LokalDirekt
Serie: 50 Jahre Märkischer Kreis (5): Retter von Marienhospital und Dechenhöhle | LokalDirekt