Debatte um Termin für die Jubiläumsveranstaltung
Im Vorfeld des Jubiläums wurde zuletzt politisch mehr über den Zeitpunkt der Jubiläums-Feierlichkeiten debattiert als sich an die positiven Gemeinsamkeiten zu erinnern. Wenn es bei den Planungen bleibt, werden die geladenen Gäste im September nächsten Jahres auf das Jubiläum anstoßen – und zwar in der Balver Höhle. Für den musikalischen Rahmen sorgt dann das Märkische Jugendsinfonieorchester. Kritik hatte es in der Kreispolitik deshalb am September-Datum gegeben, weil nur zwei Wochen später Kommunalwahl ist.
Grafschaften spalteten sich auf
Ein Blick in die Historie zeigt, dass es längst vor dem Gründungsdatum 1. Januar 1975 eine gemeinsame Geschichte der Region an Lenne, Volme und Hönne gab. Sie reicht zurück bis ins Mittelalter. Davon kündet noch heute für jedermann sichtbar die Burg Altena. Die Wurzeln dieser historischen Mauern reichen vermutlich bis ins 12. Jahrhundert zurück. Denn in den Jahren 1160/61 spalteten sich die Grafen von Altena von den Grafen von Berg ab. Adolfs Sohn Graf Eberhard nannte sich nach der Teilung der Ländereien der vom Berg mit seinem Bruder ab 1160 Graf von Altena. Die so entstandene Grafschaft wurde ab 1180 in einer erneuten Erbteilung zwischen den Söhnen des Grafen von Altena aufgeteilt. Der jüngere Sohn Adolf erhielt um 1198 die Besitzung bei Hamm.
Sieg in der Schlacht von Worringen
In der Schlacht von Worringen 1288, so ist den historischen Aufzeichnungen zu entnehmen, kämpfte Graf Eberhard von der Mark auf der Seite Brabants und seines Verwandten, des Grafen von Berg. Eberhard bezog somit Stellung gegen seinen Lehnsherrn, den Erzbischof von Köln, in dessen Funktion als Herzog von Westfalen. Da Brabant mit seinen Verbündeten siegreich war, konnte die Grafschaft Mark in der Folgezeit die Vormachtstellung im südlichen Westfalen erlangen und wurde politisch von Köln unabhängig.
„Märkischer Schachbalken“ im Wappen
Deutlich wird dies heute in den Stadtwappen der 15 kreisangehörigen Städte und Gemeinden. In fast allen ist der „märkische Schachbalken“ vorhanden. Die Ausnahme: Menden und Balve. Diese beiden Kommunen haben ihren historischen Ursprung im „Kurkölnischen“, dem Herrschaftsgebiet des Erzbischofs von Köln. Die übrigen 13 mit dem Schachbalken im Wappen gehörten seinerzeit zur Grafschaft Mark mit protestantischem Glauben. Ein Beleg dafür ist bis heute, dass der Karneval – eher im Katholischen zuhause – in Menden und Balve größer gefeiert wird als im restlichen Märkischen Kreis.
Annette von Droste-Hülshoff
Soviel zu den Ursprüngen im Mittelalter. Und was sind das heute für Menschen, die im Märkischen Kreis leben. Wenn man mal die Zuwanderung ab Ende der 50er Jahre außeracht lässt, dann werden sie heute gemeinhin als „Sauerländer“ bezeichnet – trotz der Nähe zum Ruhrgebiet. Was der „Sauerländer“ für ein Menschenschlag ist, das hat die Dichter-Fürstin Annette von Droste-Hülshoff zu Anfang des 19. Jahrhunderts so beschrieben:
Der Sauerländer
„Der Sauerländer ist ungemein groß und wohlgebaut, vielleicht der größte Menschenschlag in Deutschland, aber von wenig geschmeidigen Formen; kolossale Körperkraft ist bei ihm gewöhnlicher als Behändigkeit anzutreffen.
Seine Züge, obwohl etwas breit und verflacht, sind sehr angenehm, und bei vorherrschend lichtbraunem oder blondem Haar, haben doch seine langbewimperten blauen Augen alle den Glanz und den dunklen Blick der schwarzen.
Seine Physiognomie ist kühn und offen, sein Anstand ungezwungen, so dass man geneigt ist, ihn für ein argloseres Naturkind zu halten, als irgendeinen seiner Mitwestfalen; dennoch ist nicht leicht ein Sauerländer ohne einen starken Zusatz von Schlauheit, Verschlossenheit und praktischer Verstandesschärfe, und selbst der sonst Beschränkteste unter ihnen wird gegen den gescheitesten Münsterländer fast immer praktisch im Vorteil stehen.
Er ist sehr entschlossen, stößt sich dann nicht an Kleinigkeiten und scheint eher zum Handeln und guten Fortkommen geboren, als dadurch und dazu herangebildet. Seine Neigungen sind heftig aber wechselnd, und so wenig er sie jemands Wunsch zuliebe aufgibt, so leicht entschließt er sich aus eigener Einsicht oder Grille hierzu.
Übrigens besitzt der Sauerländer manche anziehende Seite; er ist mutig, besonnen von scharfem aber kühlen Verstande, obwohl im Allgemeinen berechnend, doch aus Ehrgefühl bedeutender Aufopferungen fähig; und selbst der Geringste besitzt einen Anflug ritterlicher Galanterie und einen naiven Humor, der seine Unterhaltung äußerst angenehm für denjenigen macht, dessen Ohren nicht allzu zart sind.“