In den ersten Monaten und Jahren war der Märkische Kreis viel mit sich selbst beschäftigt. Am 1. Januar 1975 gab es weder eine gewählte politische Führung noch eine Verwaltungsspitze, so dass für die ersten Monate eine kommissarische „Doppelspitze“ eingesetzt werden musste, die aus einem politischen- und einem Verwaltungs-Kommissar bestand. Vorgeschlagen wurde für die politische Seite von der CDU Heinrich Bickmann aus Iserlohn. Als Beauftragter für die Wahrnehmung der Aufgaben des Oberkreisdirektors wurde der OKD des aufgelösten Kreises Lüdenscheid, Wilfried Droste (SPD), nominiert. Der damalige NRW-Innenminister Willi Weyer bestätigte beide. Sie waren bevollmächtigt, unaufschiebbare Entscheidungen zu treffen, bis sich der Kreistag etabliert hatte.
Erste Kommunalwahl am 4. Mai 1975
Politisch war der Kreis seinerzeit zweigeteilt – im „schwarzen“ Norden hatte die CDU in Iserlohn, Hemer, Menden und vor allem in ihrer Hochburg Balve das Sagen in den Gremien. Ganz anders im „roten“ Süden. Altena, Werdohl, Lüdenscheid und Plettenberg war viele Jahre sozialdemokratisch regiert. Die erste Kommunalwahl fand am 4. Mai 1975 statt. Die CDU ging mit 47 Prozent der Stimmen als stärkste Fraktion hervor, gefolgt von der SPD mit 44 Prozent und der FDP mit 7,8 Prozent. Entgegen dem damaligen Bundestrend arbeiteten die Liberalen mit den Christdemokraten zusammen. Damit standen im Kreistag 37 Stimmen gegen 30 Stimmen der SPD. Der Kreistag, der somit 67 Sitze zählte, wählte Dr. Walter Hostert (CDU) aus Lüdenscheid zum ehrenamtlichen Landrat, Toni Monz (FDP) aus Plettenberg zu dessen Stellvertreter. Mehr als 19 Jahre lang hatte Hostert dieses Ehrenamt in vorbildlicher Weise inne und wurde dafür 1994 als bisher einziger Würdenträger mit dem Ehrenring des Märkischen Kreises ausgezeichnet. An die Spitze der Verwaltung stellte der Kreistag Dr. Jürgen Albath aus Iserlohn.
1979 trat die UWG erstmals an
Die zweite Kommunalwahl wurde auf den 30. September 1979 gelegt. Um den alten Wahltermin im Herbst wieder zu erreichen, amtierte der erste Kreistag mit einer um acht Monate verkürzten Wahlzeit. 1979 trat die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) erstmals bei einer Kreistagswahl an und kam auf 6,8 Prozent der Stimmen. Schalksmühle war seinerzeit die Hochburg der „Unabhängigen“ im Kreis. Das lag nicht zuletzt an Paul Gerhard Mühlen. Den 1921 in Halver geborenen Mühlen nannten alle nur „Conny“. Er war 1964 er das erste Mal in den Gemeinderat und schließlich 1966 als parteiloser Einzelbewerber zum Bürgermeister gewählt. Schalksmühle gehörte seinerzeit noch zum Amt Halver. „Conny“ Mühlen blieb bis 1991 Bürgermeister. Weil die UWG die politische Arbeit der CDU/FDP-Koalition unterstützte, konnte das bürgerliche Lager mit großer Mehrheit weiterarbeiten. Von 67 Sitzen entfielen 30 auf die CDU, 28 auf die SPD, 4 auf die FDP und fünf auf die UWG. Fraktionsvorsitzender für die UWG war seinerzeit Dr. Oskar Hemmert. Der Diplom-Handelslehrer war Schulleiter am Berufskolleg des Märkischen Kreises in Altena.
Die Grünen zogen 1984 in den Kreistag ein
Von jetzt ab wurde im Fünf-Jahres-Rhythmus gewählt, so dass die dritte Wahl am 30. September 1984 stattfand. Die Grünen betraten erstmals die politische Bühne und erhielten fünf Kreistagsmandate. Die FDP scheiterte damals an der Fünf-Prozent-Hürde. Die CDU mit nach wie vor 30 Sitzen arbeitete mit der UWG (vier Mandate) zusammen. Die SPD kam auf 28 Sitze.
Republikaner holen sechs Prozent
Bei der vierten Wahl am 1. Oktober 1989 traten gleich sechs Parteien an. Die SPD wurde mit 40,2 Prozent und 31 Kreistagsmandaten stärkste Fraktion. Die CDU erreichte 36,1 Prozent und damit 28 Sitze. Gemeinsam mit der UWG und der FDP, die jeweils 5,7 Prozent und vier Sitze im Kreistag erhielten, konnte die CDU mit einer Stimme Mehrheit gegenüber SPD und Grünen (6,2 Prozent und vier Sitze) ihre Politik weiterführen. Erstmals waren auch die Republikaner angetreten und erreichten sechs Prozent der Stimmen und vier Mandate in einem Kreistag, der auf 75 Kreistagssitze anschwoll. Die bis heute größte Zahl an Mandaten in der Geschichte des Märkischen Kreises. Am 8. Februar 1992 schlossen sich drei REP-Mitglieder zur Konservativ-Sozialen-Fraktion zusammen. Ein Jahr später gelang es dem Einzelgänger der Republikaner einen Mandatsträger der KSF wieder für sich zurück zu gewinnen und eine Fraktion der REP neu zu bilden. Das bedeutete dann sieben Fraktionen im Kreistag, ein Unikum der Kreisgeschichte.
Vom Oberkreisdirektor zum hauptamtlichen Landrat
Das Blatt wendete sich mit der Kreistagswahl am 24. Oktober 1994. Die SPD wurde wiederum mit 41,6 Prozent zur stärksten Fraktion gewählt, gefolgt von der CDU mit 40,3 Prozent und Bündnis 90/Die Grünen mit 7,3 Prozent. Diesmal schafften weder die Republikaner noch UWG und FDP die Fünf-Prozent-Hürde. Daher ergab sich eine klare Mehrheit für die Sozialdemokraten in Zusammenarbeit mit den Grünen. Der 5. Kreistag schrumpfte auf 63 Sitze.
Halveraner Klaus Tweer wird erste hauptamtlicher Landrat
Oberkreisdirektor Dr. Bernhard Schneider, der 1986 die Nachfolge von Dr. Jürgen Albath angetreten hatte, schied im Juni 1997 aus gesundheitlichen Gründen nach elf Dienstjahren vorzeitig aus seinem Amt. Am 20. März 1997 wählte der Kreistag Klaus Tweer aus Halver, bis dahin Fraktionschef der SPD, zum ersten hauptamtlichen Landrat. Damit hatte der Kreistag die seit 1994 geltende Übergangsregelungen genutzt und den ersten Schritt zur Einführung des neuen Kommunalverfassungsrechts gemacht. Obwohl vom Kreistag gewählt, besaß Klaus Tweer schon die umfassenden Kompetenzen des direkt von den Bürgerinnen und Bürgern gewählten hauptamtlichen Landrates. Er wurde unter anderem auch Leiter der Kreispolizeibehörde. Seine Wahl wurde durch die Stimmen der Bündnis-Grünen ermöglicht. Die erhielten quasi als Dankeschön einen Dezernenten-Posten.
1999: Bürger wählen den Landrat erstmals direkt
Die neue Kommunalverfassung sah zur Kommunalwahl am 12. September 1999 nach 53 Jahren die Abschaffung der sogenannten Doppelspitze, das nach britischem Vorbild geschaffene Nebeneinander von ehrenamtlichen Bürgermeistern/Landräten und hauptamtlichen Stadtdirektoren/Oberkreisdirektoren, vor. Nunmehr sollte der Bürgermeister oder Landrat in einer Person die Funktion eines Spitzenpolitikers und Spitzenbeamten übernehmen. Damit ist der Landrat gleichzeitig oberster Repräsentant des Kreises und Chef der Verwaltung. Der hauptamtliche Landrat führt den Vorsitz in Kreistag und Kreisausschuss, das heißt, er legt die Tageordnung fest und hat die Sitzungsleitung. Ohne Mitglied des Kreistages zu sein, hat der Landrat Stimmrecht.
Aloys Steppuhn löst Klaus Tweer ab
Am 12. September 1999 entschieden die Wählerinnen und Wähler im Märkischen Kreis nicht nur über die Zusammensetzung des Kreistags und der Räte in ihren Städten und Gemeinden. Sie wählten erstmals ihren hauptamtlichen Landrat und ihren hauptamtlichen Bürgermeister für die Dauer von fünf Jahren. Im Märkischen Kreis lieferten sich die drei Landratskandidaten, Amtsinhaber Klaus Tweer (SPD) aus Halver, Kreissozialdezernent Aloys Steppuhn (CDU) aus Hemer und Rechtsanwalt Karl-Werner Lohmann (FDP) aus Lüdenscheid einen fairen Wahlkampf. In der Wählergunst setzte sich im ersten Wahlgang Aloys Steppuhn mit 52,58 Prozent der Stimmen durch, Klaus Tweer kam auf 42,73 Prozent, Karl-Werner Lohmann auf 4,69 Prozent. Bei der Kommunalwahl am Sonntag, 26. September 2004, wurde der Hemeraner Aloys Steppuhn mit 52,40 Prozent zum zweiten Mal direkt zum Landrat gewählt.
CDU gewinnt als 32 Direktmandate
Der Kreistag der 7. Wahlperiode wurde auf Grund der Überhangmandate von 64 auf 72 Sitze plus Landrat aufgestockt. Der CDU gelang es, alle 32 Direktmandate im Märkischen Kreis zu gewinnen. Fraktionsstatus erhielten die CDU (44,4 Prozent), die SPD (34,6 Prozent – 22 Sitze), Bündnis 90/Die Grünen (7,7 Prozent – 6 Sitze), die FDP (7,4 Prozent – 5 Sitze) und die UWG (6,7 Prozent – 5 Sitze). Die Republikaner (1,8 Prozent) und die NPD (1,9 Prozent) erreichten je einen Sitz im Kreistag.
Thomas Gemke (CDU) löst Aloys Steppuhn ab
Bei der Wahl am 30. August 2009 wurde Diplom Betriebswirt Thomas Gemke aus Balve neuer Landrat im Märkischen Kreis. Der damals 51-jährige Christdemokrat, Fraktionsvorsitzender im Kreistag, erhielt 43,4 Prozent der abgegebenen Stimmen. Sein Vorgänger, Aloys Steppuhn hatte sich nicht wieder zur Wahl gestellt. Bei der Direktwahl reichte die einfache Mehrheit, eine Stichwahl war nicht erforderlich. Kreisdirektor Michael Rolland (SPD) konnte 32,2 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinigen. Für Axel Hoffmann von der FDP votierten 8,5 Prozent der Wählerinnen und Wähler, Renate Oehmke, die für die Bündnisgrünen angetreten war, erhielt 8,1 Prozent. Karsten Renfordt (Die Linke) erhielt 4,4 Prozent, Sascha Hellerfort (NPD) erreichte 1,6 Prozent und Einzelbewerber Berthold Wagner 1,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 48,9 Prozentpunkten.
Stärkste Fraktion im Kreistag in der 8. Wahlperiode blieben die Christdemokraten. Die CDU kam auf 39,7 Prozent der Stimmen, die SPD auf 28,4 Prozent, die FDP auf 10,3 Prozent, die Bündnisgrünen erreichten 9,6 Prozent, die UWG 5,8 Prozent, Die Linke 4,3 Prozent, NPD 1,4 Prozent, REP 0,5 Prozent. Die Sitzverteilung im Kreistag sah damit wie folgt aus: CDU 26, SPD 19, FDP 7, Bündnisgrüne 6, USG 4, Die Linke 3, NPD 1.
2014 wieder Landrats-Stichwahl
In die Verlängerung ging die Wahl des Landrates im Märkischen Kreis bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014. Nach Wiedereinführung der Stichwahl mussten die Wählerinnen und Wähler am 15. Juni noch einmal an die Wahlurnen. Obwohl Amtsinhaber Thomas Gemke (CDU) sein Ergebnis von 2009 von 43,42 auf 48,68 Prozentpunkte steigern konnte, reichte es nicht für die diesmal erforderliche absolute Mehrheit. Sein Kontrahent bei der Stichwahl hieß Lutz Vormann (SPD). Der Altenaer hatte beim ersten Urnengang 31,38 Prozent auf sich vereinigen können. John Haberle (Bündnis 90/Die Grünen) aus Iserlohn kam auf 7,69 Prozent, Angela Freimuth (FDP) aus Schalksmühle schaffte 5,25 Prozentpunkte, Josef Filippek (Die Linke) aus Lüdenscheid erreichte 4,97 Prozent und Joachim Kleppisius (NPD) aus Iserlohn kam auf 2,03 Prozent.
AfD, Piraten und NPD ziehen in den Kreistag ein
Und so entschieden die Bürgerinnen und Bürger bei der Kreistagswahl: CDU 40,71 Prozent, SPD 31,06 Prozent, Bündnis90/Die Grünen 8,24 Prozent, FDP 5,16 Prozent, Die Linke 4,21 Prozent, UWG 4,45 Prozent, AfD 3,01 Prozent, Piraten 1,82 Prozent, Sonstige 1,34 Prozent. Danach ergab sich folgende Sitzverteilung im Kreistag: CDU 27, SPD 21, Bündnisgrüne 5, FDP 3, Die Linke 3, UWG 3, AfD 2, Piraten 1, NPD 1. Die Wahlbeteiligung lag mit 44,49 Prozent niedriger als bei der Kreistagswahl 2009 mit seinerzeit 48,87 Prozent und das obwohl der Wahltermin mit der Europawahl zusammenfiel.
Gemke entscheidet Stichwahl gegen Vormann
Die Stichwahl um das Landratsamt am 15. Juni gewann der 56-jährige Balver Thomas Gemke dann deutlich mit 61,97 Prozent vor seinem einzig verbliebenen Herausforderer Lutz Vormann von der SPD. Der Altenaer kam auf 38,03 Prozent der abgegebenen Stimmen. Für Gemke votierten 40.832 Wählerinnen und Wähler, für Vormann 25.060. Insgesamt kamen 65.892 der mehr als 338.000 Wahlberechtigten in die 439 eingerichteten Wahllokale der 15 Städte und Gemeinden. Somit lag die Wahlbeteiligung bei lediglich 19,64 Prozent.
Marco Voge gewinnt im zweiten Anlauf
Bei der Kommunalwahl im Jahr 2020 kandidierte Thomas Gemke nicht mehr. Deses Mal bewarben sich Marco Voge (CDU), Volker Schmidt (SPD), Angela Freimuth (FDP), Walter Gertitschke (UWG), Christian Kißler (Die Linke) und Manfred Droßel (AfD) um den Chefposten im Lüdenscheider Kreishaus. Die Entscheidung fiel in der Stichwahl: Am 27. September 2020 wurde Marco Voge aus Balve zum Landrat des Märkischen Kreises gewählt. Der Christdemokrat erhielt 56,35 Prozent der abgegebenen Stimmen. Sein Herausforderer, Volker Schmidt von der SPD, kam auf 43,65 Prozent der abgegebenen Stimmen. Das Ergebnis der Kreistagswahl: CDU 38,13 Prozent, SPD 22,84 Prozent, Bündnis90/Die Grünen 14,24 Prozent, FDP 7,50 Prozent, UWG 6,89 Prozent, Die Linke 4,34 Prozent, AfD 5,74 Prozent, FWG 0,32 Prozent. Die nächste Kommunalwahl ist am 23. September 2025.