Anna Gießel aus Frankfurt hängt in der 17 Meter hohen Kunstwand. „Go Anna, go“. Die mitgereisten Fans aus der Main-Metropole feuern die junge Frau an. Immer wieder greift sie in den Beutel mit Kletterkreide. Das Pulver hält die Hände trocken. So kann Anna den Halt an den Griffen verbessern. Die Anstrengung ist ihr auch von den Zuschauerplätzen aus anzusehen. Der nächste Griff. Dann rutscht sie ab und lässt sich am Sicherungsseil auf den festen Hallenboden sinken. Das Publikum applaudiert. Es hat eine weitere faszinierende Leistung gesehen.
Anna gehört zu den acht Damen, die sich fürs Finale qualifiziert haben. Sie wird schließlich Dritte. Auch die acht Herren im Finale zeigen fantastische Leistungen.
Leadklettern ist inzwischen die Wettkampfform des Vorsteigens beim Sportklettern. Bei dem auch Lead genannten Format versuchen Athleten eine Route zu durchsteigen, dabei jede Zwischensicherung einzuhängen und die Sicherungskette nicht zu belasten.
Die kniffligen Routen in der Kletterwelt wurden von Tim Lauck, Sascha Damen und Thimo Panne gebaut. René Brehm, Betreiber der Kletterwelt Sauerland, ist stolz darauf, dass der hochkarätige Wettwettkampf in seiner Anlage im Gewerbepark Rosmart stattfindet. „Es ist schön, dass der Alpenverein auch mal Sportstätten außerhalb der Metropolen auswählt“, sagt er. Dazu kommt: Thimo Panne aus dem Team der Kletterwelt war am Routenbau beteiligt. Darüber hinaus freut sich René Brehm über die Trophäen für die besten Kletterer. Sie kommen aus dem 3D-Drucker und sind eine Nachbildung der 16 Meter hohen Kletterwand in der Kletterwelt Sauerland.
Beim Lead-Klettern gilt: Je höher ein Wettkämpfer klettert, umso besser. Die gemessene Höhe wird in Zahlen ausgedrückt: „42“ bedeutet zum Beispiel, dass eine Athletin oder ein Athlet bis Griff 42 kam und diesen auch halten konnte. Das ist bereits ein sehr gutes Ergebnis: Routen sind typischerweise zwischen 40 und 50 Griffen lang. „42+“ zeigt wiederum an, dass der Teilnehmer noch weitergreifen und den nächsthöheren Griff erreichen, aber nicht mehr festhalten konnte. Das beste Ergebnis ist aber keine Zahl, sondern ein Wort „Top“. Es bedeutet, dass der Kletterer die gesamte Route klettern und das Seil in den oberen Umlenker einhängen konnte.
Die Routen im Wettkampf müssen die minimale Länge von 15 Metern haben. In der Qualifikationsrunde gibt es zwei Touren, im Halbfinale und Finale jeweils eine. Bei diesen müssen im Vorstieg alle Zwischensicherungen selbst eingehängt werden.
Geschieht das nicht, wird die Kletterin oder der Kletterer spätestens dann aus der Wand geholt, wenn sie oder er die darauffolgende Exe geklippt hat. Gewertet wird in diesem Fall die Höhe, von der aus sie oder er die vergessene Zwischensicherung noch hätte einhängen können.
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Im Wettkampf wird in zwei Modi geklettert: In der Qualifikation im Flash-Modus, das heißt, die Starter wissen bereits zuvor, wie die beiden Touren geklettert werden sollen. Sie können sich ein Video anschauen, in dem diese vorgeklettert werden. Im Halbfinale und Finale wird dann im „Onsight“-Modus geklettert, also ohne zuvor jemanden in der Route gesehen zu haben. Die Starter haben nicht die Möglichkeit, aus den Fehlern der anderen zu lernen oder sich anzuschauen, wie eine schwierige Stelle gelöst wird. Das „Onsight“ gilt als „Königsdisziplin“ des Kletterns.
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Die erfolgreichen Sportlerinnen der Landesmeisterschaft haben sich für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft im Lead-Klettern qualifiziert. Der Wettkampf findet am 11. und 12. Oktober in Hilden statt. Hier die Ergebnisse der Landesmeisterschaft:
Damen
1. Koppelmann, Elisa (Rheinland-Köln)
2. Weber, Wiebke (Frankfurt/Main)
3. Gießel, Anna (Frankfurt/Main)
4. Schmitt, Anika-Luna (Landau)
5. Kneppel, Luisa (Frankfurt/Main)
6. Jakob, Anna (Rheinland-Köln)
7. Arbeiter, Maren Leonie (Gießen-Oberhessen)
8. Bader, Frieda (Dortmund)
Herren:
1. Göthert, Philipp (Wuppertal)
2. Ecker, Jonas (Frankenthal)
3. Pollak, Erik (Wetzlar)
4. Nibler, Jakob (Frankfurt/Main)
5. Reusch, Ole (Darmstadt-Starkenburg)
6. Tensing, Joachim (Rheinland-Köln)
7. von Bothmer, Till (Worms)
8. Eggenwirth, Leo (Kassel)