Die Entsorgung Dortmund GmbH, eine von drei Gesellschaftern der Abfallentsorgungsgesellschaft Märkischer Kreis mbH, will mit Wirkung zum 31. Dezember 2027 aus dem Verbund ausscheiden. Das teilte die Kreisverwaltung jetzt dem Kreistag unter Punkt „Anfragen und Mitteilungen“ in dessen konstituierender Sitzung mit. Die AMK mbH betreibt das Müllheizkraftwerk an der Giesestraße in Iserlohn sowie die Deponie an der Lösenbacher Landstraße in Lüdenscheid. Ihre Verträge müsste die EDG bis zum 31. Dezember dieses Jahres kündigen.
„Die Stadt Dortmund hat über die EDG mitgeteilt, dass von dort aus eine Kündigung der Verträge angestrebt sei und eine entsprechende Beschlussfassung der politischen Gremien herbeigeführt werde. Der Rat der Stadt Dortmund ermächtigt und beauftragt den städtischen Vertreter in den Gesellschafterversammlungen der EDG Holding, der EDG Entsorgung GmbH und der MK Beteiligungsgesellschaft mbH & Co KG die Geschäftsführung dieser Gesellschaften mit der Kündigung der bestehenden Verträge zur Beendigung der Zusammenarbeit im AMK-Verbund zum 31.12.2027 zu beauftragen“, teilte die Kreisverwaltung dem Kreistag mit.
Der Märkische Kreis bereitet sich auf mögliche Veränderungen im bestehenden Verbund der Abfallentsorgung Märkischer Kreis (AMK) vor. Der Kreistag hat diesen Sachverhalt zur Kenntnis genommen. Gesellschafter der AMK mbH sind zu 51 Prozent der Märkische Kreis sowie zu 49 Prozent die MK Beteiligungsgesellschaft mbH & Co KG, bestehend aus EDG Holding GmbH (24,9 Prozent) und Lobbe Industrieservice GmbH & Co KG (24,9 Prozent).
„Um für den Fall einer Kündigung der Verträge handlungsfähig zu bleiben, bereitet die Kreisverwaltung derzeit Handlungsalternativen vor. Dazu wurde ein Markterkundungsverfahren eingeleitet. Das ermöglicht dem Kreis, ein gegebenenfalls erforderliches EU-weites Vergabeverfahren umfassend, marktgerecht und zielgerichtet vorzubereiten“, erklärt der Kreis auf Nachfrage.
Markt wird sondiert
Ziel der Markterkundung sei es, den Markt zu sondieren und potenzielle Kooperationspartner zu finden. „Das Markterkundungsverfahren wurde im EU-Amtsblatt veröffentlicht und soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Die Ergebnisse werden anschließend dem Kreistag vorgelegt“, erklärt MK-Pressesprecher Alexander Bange. Über das weitere Vorgehen und gegebenenfalls über den Inhalt einer möglichen Ausschreibung werde der Kreistag entscheiden.
Der Märkische Kreis wird das Verfahren in Stufen strukturieren:
Stufe 1: Durchführung des Markterkundungsverfahrens
Stufe 2: Je nach Erkenntnissen aus der Markterkundung Auswahl eines geeigneten Vergabeverfahrens
Ziel dieser Vorgehensweise sei es, die künftige Organisation der Abfallentsorgung im Märkischen Kreis auf eine verlässliche, wirtschaftliche und zukunftssichere Grundlage zu stellen. Dazu dürfte auch eine weitere massive Investition gehören. Die letzte umfassende Modernisierung der Anlage liegt mittlerweile 30 Jahre zurück. Da es sich derzeit um vorbereitende Verfahrensschritte handelt, werden weitere Details erst nach Abschluss der Markterkundung und Beratung im Kreistag bekanntgegeben.
105.000 Tonnen Müll werden pro Jahr verbrannt
Haupt-Standbein der Abfallentsorgung im Märkischen Kreis ist das Müllheizkraftwerk in Iserlohn. Das Gesamtabfallaufkommen in den kreiseigenen Anlagen, dem Müllheizkraftwerk Iserlohn (MHKW Iserlohn) und der Deponie Lüdenscheid-Lösenbach, ist im Jahr 2024 leicht auf 317.141 Tonnen Abfall (2023: 309.722 Mg) gestiegen. Die Siedungsabfälle zur thermischen Behandlung machen 104.142 Mg aus. Die Verbrennungsöfen an der Iserlohner Giesestraße liefern zudem die Energie für das Fernwärmenetz der Iserlohner Stadtwerke.
Die Müllverbrennungsanlage, inzwischen Müllheizkraftwerk, sorgte seit ihrer Übernahme durch den Kreis bei der Kommunalen Neuordnung 1975 vom damaligen Kreis Iserlohn für Sorgen in der Kreisverwaltung. Da war zunächst der hohe Schadstoffausstoß aus den Verbrennungsöfen. Untersuchungen in der Iserlohner Heide, dem Griesenbrauck oder Menden Platte-Heide sorgen für Belastungen mit krebserregenden Dioxinen und Furanen. Eine Belastung der Muttermilch konnte nicht nachgewiesen werden. Der Kreis reagierte mit einer Optimierung des Müllheizkraftwerks Mitte der 90er Jahre. Unter anderem wurden eine moderne Rauchgaswäsche und Filter eingebaut. Gesamtkosten damals: 360 Millionen D-Mark.
AMK mbh 1993 gegründet
Am 01. Januar 1993 wurde die Abfallentsorgungsgesellschaft des Märkischen Kreises in der Rechtsform einer GmbH gegründet, deren einziger Gesellschafter zunächst der Märkische Kreis war. Um die Steigerung der Müllgebühren in Grenzen zu halten, wurde nach weiteren Partnern gesucht. Beim eingeleiteten Bieterverfahren setzten sich die EDG sowie die Lobbe GmbH durch. Weil die Müllmengen aufgrund der Einführung vom „Grünen Punkt“ sowie die Freigabe des Gewerbeabfalls vom „Anschluss- und Benutzerzwang“ sanken, wurden Partner mit ins Boot geholt, die mit ihrem angelieferten eigenen Abfall für die Auslastung der drei Müllöfen sorgten.
Für bundesweite Schlagzeilen sorgte Anfang der 90er Jahre zudem die sogenannte „AMK-Affäre“, die letztlich gar keine war. Die Staatsanwaltschaft ermittelte ab 2003 gegen die Verwaltungsspitze der Kreisverwaltung. Das Vorermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue im Zusammenhang mit der Teilprivatisierung wurde am 16. Februar 2004 eingestellt.











