Es riecht nach Pappe, Klebeband und ein bisschen nach Weihnachten. Im Wohnzimmer von Anke und Christoph Schulte stapeln sich 97 kleine Kartons – bunt, liebevoll beklebt, prall gefüllt. Ein einziges Päckchen fehlt noch. „Das wird heute auf den letzten Drücker abgegeben“, sagt Anke Schulte und lacht. Es ist ein Lachen, das ein bisschen Müdigkeit und Stolz gleichzeitig verrät. Seit Wochen ist sie im Einsatz – für Weihnachten im Schuhkarton.
„Weihnachten im Schuhkarton“ ist die bekannteste Geschenkaktion der christlichen Hilfsorganisation Samaritan’s Purse, die jedes Jahr Millionen Pakete für bedürftige Kinder weltweit verteilt. Die Idee ist simpel: Menschen packen Schuhkartons mit kleinen Geschenken – Spielsachen, Schulmaterial, Hygieneartikeln – und spenden sie für Kinder, die sonst keine Weihnachtsgeschenke bekommen würden.
Samaritan’s Purse, gegründet in den USA, ist eine christliche Hilfsorganisation, die weltweit in Krisenregionen aktiv ist und humanitäre Hilfe leistet. Die Geschenkaktion ist dabei ein Herzensprojekt – getragen von Freiwilligen wie Anke Schulte.
Rennerde, das kleine Dorf genau zwischen Nachrodt und Wiblingwerde, ist seit Jahrzehnten eine der lokalen Sammelstellen. Einst waren es die Rennerder Inge und Hermann Hülle, die die Aktion bekannt machten. Nun führt Anke Schulte diese Tradition fort – mit einer Energie, die man in jedem Karton spürt.
„Ich habe erst einmal in der ganzen Gemeinde Flyer verteilt“, erzählt sie. Man muss die Leute erinnern – und motivieren. Dann ging es ans Packen – und ans Kontrollieren. Denn ein Päckchen, so sagt Schulte, „soll nicht nur schön sein, sondern auch durch den Zoll kommen.“
Die Regeln sind streng. Rein dürfen zum Beispiel: Zahnbürsten, Seifen, Kämme, neue Kleidung in Kindergrößen, Malstifte, Blöcke, Federmäppchen, kleine Spielsachen wie Springseile, Autos oder Kuscheltiere. Verboten sind hingegen Lebensmittel und Süßigkeiten (wegen Haltbarkeit und Zoll), gebrauchte Kleidung, zerbrechliche oder spitze Gegenstände, Flüssigkeiten und Kriegsspielzeug.
„Bis auf drei waren alle Päckchen total schön“, sagt Anke Schulte. Doch diese drei Kartons machten Arbeit – und Kummer. „Da war gebrauchte Kleidung drin, die überhaupt nicht kindgerecht war. Und ein schmuddeliger Plüschi, der in die Waschmaschine gehört hätte.“
Die Kartons seien so ungeeignet gewesen, dass sie sie komplett entsorgen musste. Das tut ihr leid, aber es musste sein. Schließlich sei das Ziel, dass die Kinder schöne, saubere, sichere Geschenke bekommen – und dass an der Grenze alles sauber durchgeht.
Süßigkeiten: aussortiert – aber nicht weggeworfen
In einigen Päckchen waren auch Süßigkeiten. Die dürfen grundsätzlich nicht verschickt werden. Doch Anke Schulte hat einen Plan: „Die gehen an die Tafel in Altena. Da werden sie hier vor Ort verteilt.“ Ein ganzer Jutebeutel ist schon zusammengekommen.
Ab Donnerstag beginnt der nächste Kraftakt: Die Versandkartons müssen gepackt, beschriftet und versandfertig gemacht werden. „Je schneller das geht, desto eher kommen die Päckchen überall rechtzeitig an.“ Sie hofft, die Abholung bald bestellen zu können.
Während sie zwischen gestapelten Kartons steht, wirkt Anke Schulte zufrieden. „Nachrodt-Wiblingwerde und die Freie Christliche Schule in Lüdenscheid haben ein gutes Herz und den Geist der Weihnacht verstanden“, sagt sie. 97 Päckchen – vielleicht heute noch Nummer 98 – liegen bereit, um Kinderherzen irgendwo auf der Welt zum Leuchten zu bringen.










