Präsentationsstände statt Klassenzimmer, Werkzeuge statt Schulbücher: An der St. Jacobus-Sekundarschule fand am 1. Oktober erstmals eine eigene Ausbildungsmesse statt. 22 Betriebe aus Breckerfeld und der Umgebung präsentierten dabei ihre Ausbildungsangebote und ermöglichten den Schülerinnen und Schülern direkte Einblicke in verschiedene Berufsfelder.
Auf dem Info-Tisch der Dachdeckerei und Zimmerei Neuendorf liegen Schraubzwingen, Holzbalken und eine kleine Handsäge. Ein Schüler mit aufgekrempeltem Ärmel schlägt konzentriert einen Nagel ein. Daneben, am Stand des Bauunternehmens Gensler, versucht sich ein Jugendlicher mit Mörtel und Kalksandsteinen an einem Mauerwerk. Nicht weit entfernt lässt sich eine Gruppe Neuntklässler mithilfe eines Vermessungsgerätes erklären, wie man ein Grundstück exakt vermisst. „Ich wusste gar nicht, dass das so technisch ist“, murmelt ein Schüler – und schaut beeindruckt durch das Stativgerät.
Ort des Geschehens: Die St. Jacobus-Schule, die sich am Mittwoch, 1. Oktober, für einen Tag in ein berufliches Entdeckerland verwandelt hatte. Denn zum ersten Mal fand dort eine eigene Ausbildungsmesse statt. 22 Betriebe aus der Stadt und der näheren Umgebung – darunter Schalksmühle und Hagen – waren gekommen, um jungen Menschen Einblicke in ihre Arbeitswelt zu geben. Und das mit deutlich mehr als nur Flyern.

Mitmachen statt nur zuhören
Ob Mauerwerk mauern, Produktionsteile begutachten oder ein Versicherungs-Memory spielen – die Aussteller setzten auf Mitmachangebote und direkte Gespräche. „Es ist uns wichtig, den Schülern nicht nur trockene Infos zu geben, sondern Berufe greifbar zu machen“, erklärte Robin Feldhaus von der Dachdeckerei und Zimmerei Neuendorf. Für ihn sei klar: „Der erste Kontakt ist entscheidend. Man muss zeigen, dass man Interesse an den jungen Leuten hat – und ihnen ehrlich sagen, was sie erwartet. Auch, dass es mal regnet auf der Baustelle“, lacht er. Und Malermeister Mark Tschiesche ergänzte, die Messe sei eine gute Gelegenheit, das Handwerk ansich besser zu vermarkten und junge Menschen dafür zu begeistern: „Es gibt viele kreative Handwerksberufe, wir konnten den Schülern heute zeigen, dass das Handwerk viel Action bereithält.“
Wie Tschiesches Betrieb "Markante Farbgestaltung" und Neuendorf stammten viele der teilnehmenden Unternehmen direkt aus Breckerfeld, darunter Deller Plastics, der Pflegedienst Lebenswert oder die Stadtverwaltung selbst. Andere, wie beispielsweise die Manz AG und die Firmen Lumberg und Spelsberg aus Schalksmühle oder der Garten- und Landschaftsbertrieb Rötz aus Hagen, reisten aus dem Umland an.
Insgesamt war ein breites Spektrum an Branchen vertreten: Pflege, Industrie, Handwerk, Verwaltung, auch die Diakonie Mark-Ruhr und die Pfarrei Christus-König zeigten Präsenz, ebenso Bethel Regional. „Viele Schüler wussten bislang nicht, dass es in diesen sozialen Einrichtungen nicht nur Jobs gibt, bei denen Menschen gepflegt werden, sondern auch kaufmännische Ausbildungsgänge. Dies in direktem und persönlichem Gespräch vermitteln zu können, ist für beide Seiten enorm hilfreich“, so die katholische Gemeindereferentin Eva Koch.
Begeisterung auf beiden Seiten
Organisiert wurde die Messe maßgeblich von Eva-Maria Tetzlaff, Lehrerin und Berufswahlkoordinatorin der St. Jacobus-Schule. Sie zeigte sich rundum zufrieden mit der Veranstaltung: „Die Schüler waren total begeistert – viele hatten keine Ahnung, wie viele spannende Ausbildungsberufe es direkt vor ihrer Haustür gibt.“

Und auch die Unternehmen zogen ein positives Fazit. „Wir haben viele gute Gespräche geführt – mit neugierigen Schülern, die konkrete Fragen hatten“, sagte Arthur Badura vom Breckerfelder Vertriebsunternehmen Stafi, das im Groß- und Außenhandel sowie im Bereich Logistik ausbildet. Für ihn war klar: „Die Messe war überfällig. Gerade für kleinere Betriebe in Breckerfeld ist das eine echte Chance, sichtbar zu werden.“
Mittendrin statt Messehalle
Damit kein Schüler im Gedränge unterging, liefen die Klassen 8, 9 und 10 vormittags gruppenweise durch die Ausstellungsräume. Nach jedem Standbesuch gab es einen Stempel auf dem Teilnahmebogen – inklusive Kontaktdaten. Ein System, das nicht nur für Ordnung sorgte, sondern auch als Erinnerungshilfe für spätere Praktika oder Bewerbungen dienen soll.
Am Nachmittag öffnete die Messe dann für Eltern und Schüler anderer Schulen, was ebenfalls gut angenommen wurde. Schulleiter Dirk Bollwahn zeigte sich zufrieden und freute sich, dass das Konzept der ersten Ausbildungsmesse auf Anhieb aufgegangen ist: „Die Jugendlichen sind hier in der Schule ja quasi zu Hause. In dieser vertrauten Umgebung fällt es ihnen viel leichter, auf die Betriebe zuzugehen.“
Ganz konkrete Pläne
Für einige Schüler war die Veranstaltung sogar bereits mehr als nur Orientierung – sie brachte Klarheit. „Ich will im Pflegebereich arbeiten. Es war super, dass ich heute direkt mit Arbeitgebern aus dem Ort sprechen konnte“, sagte Lisa S. aus der 10. Klasse. Ihr Mitschüler Leon G. hingegen hatte das Handwerk im Blick: „Zimmerer, Maurer – das hat mir gefallen. Schade, dass kein Heizungs- und Sanitärbetrieb dabei war. Das hätte mich auch interessiert.“
Für Eva-Maria Tetzlaff steht fest: Die Messe hat Perspektiven eröffnet – auch für die jüngeren Jahrgänge. „Viele haben hier heute auch Praktikumsstellen und Ausbildungsmöglichkeiten entdeckt, über die sie sonst vielleicht nie gestolpert wären.“ Alexandra Volkmer von der ebenfalls mit einem Stand vertretenen Arbeitsagentur ergänzte, auch sie gehe davon aus, dass die Ausbildungsmesse einen wichtigen Beitrag zur Berufsorientierung geleistet habe und erinnerte daran: „Wir stehen den Schülerinnen und Schülern der St. Jacobus-Schule ab Klasse 8 - und ihren Eltern - regelmäßig auch außerhalb der Messe hier vor Ort in der Schule mit einem eigenen Beratungsbüro zur Verfügung.“

Wiederholung geplant
Nach der mehr als gelungenen Premiere dankten Schulleiter Bollwahn und Berufswahlkoordinatorin Tetzlaff allen Beteiligten Unternehmen - es sei nicht selbstverständlich, dass sie für den Messetag personelle Ressourcen und zusätzlich noch interessante Aktionen bereitgestellt hätten. Beide sind sich einig, dass auch im nächsten Jahr wieder eine Ausbildungsmesse stattfinden soll.
Die Schule möchte das Format weiterentwickeln – und vielleicht noch den ein oder anderen bislang fehlenden Betrieb ins Boot holen. „Dabei geht es uns nicht darum, die Messe größer zu machen, sondern noch besser, facettenreicher - und näher an der Lebensrealität der Jugendlichen“, so Tetzlaff. Denn in einer Zeit, in der viele junge Menschen zwischen zu vielen Möglichkeiten den Überblick verlieren, könne eine Messe wie diese helfen, Orientierung zu finden – direkt vor der eigenen Klassenzimmertür.
Impressionen von der 1. Ausbildungsmesse in Breckerfeld: