Seit Dienstagnacht, 28. November, ist das Unternehmen Balmer Spezialtransporte mit Stammsitz in Mecklenburg-Vorpommern auf den Straßen unterwegs, um Teile für das Windrad anzuliefern, das die AVU an der Landwehr erbauen lässt (wir berichteten). Darunter die Betonrohre für den Turm der rund 192 Meter hohen Windkraftanlage und die Rotorblätter, die – wenn sie an der sogenannten Gondel montiert sind – später einen Durchmesser von 116 Metern ergeben.
Zeitverzögerung führt zu Zwangsstopp
„Pünktlich“ zum Start des Schwertransports stellte sich hierzulande der Winter ein, was einem Vorhaben dieser Größenordnung nicht gerade zuträglich ist. „Allerdings ist es weniger der Schnee, der unseren Fahrern in die Quere kommt, diese sind schwierige Wetterverhältnisse gewohnt“, teilt die Balmer-Dispositionsabteilung auf telefonische Nachfrage von LokalDirekt mit.
Für zeitliche Verzögerungen hätten „die Baustellen auf der A1 gesorgt“. Insbesondere am Donnerstag, 30. November, hatte die Zeitverzögerung dann zur Folge, dass zwei Gespanne des Schwertransportes in Halver an der L528 nicht mehr weiterfahren durften (wir berichteten): „In einem sehr aufwändigen Verfahren wurde mit der Genehmigungsbehörde abgestimmt, dass der Transport nur zwischen 22 Uhr und 6 Uhr fahren darf“, teilt der Regierungsbeschäftigte Christof Hüls von der Pressestelle der Polizeibehörde Märkischer Kreis mit.
Berufsverkehr hat Vorrang
Im Telefonat mit LokalDirekt erklärt er: „Egal ob Stau oder Schnee: Wenn der Lkw dadurch das vorgegebene Zeitfenster nicht einhalten kann, muss er tatsächlich stehenbleiben.“ Auch wenn es – wie im Falle der beiden im Kreuzungsbereich L528/L284 gestoppten Transporter – nur noch wenige Kilometer zum Zielort sind, dürfen sie nicht weiterfahren, betont Hüls: „In erster Linie, um den Berufs- und Alltagsverkehr nicht zu behindern.“
56 Meter lang
Denn: „Ein Gespann ist 56 Meter lang, macht zusammen 112 Meter plus die Begleitfahrzeuge“, erklärt Christof Hüls. Abgesehen von der Ausholfläche, die ein solcher Schwertransporter beim Abbiegen benötigt: Auf der L528 könnten die Lkw wegen des Baumbestandes entlang der Straße teilweise nur mittig fahren, was bedeutet, dass die Gegenfahrbahn zeit- und abschnittsweise gesperrt werden müsste: „Ein enormer Aufwand.“ Aus diesem Grund verwies die Halveraner Polizeistreife, die die Fahrer der beiden Schwertransporter am Donnerstagmorgen an der Weiterfahrt hinderten, auf die geltende Genehmigung einer Fahrzeit zwischen 22 und 6 Uhr.
Traktor zieht Schwerlaster
Ein anderer „Zwangsstopp“ hätte sich beinahe in der Nacht zuvor ergeben: An der Baustelle an der Landwehr in Breckerfeld hatte sich ein bereits abgeladener Lkw im (Schnee-)Matsch festgefahren: „Der vor Ort anwesende kaufmännische Leiter der AVU, Hans-Jörg Beckmänning, rief mich an, ob wir mit unseren Traktoren kurzum Anfahrhilfe geben können“, erzählt Landwirt Heiner Born. Und natürlich habe er zugesagt: „Man kennt sich halt von mehreren Projekten her, die AVU hat uns beim Aufforsten unterstützt (wir berichteten), also helfen wir dann selbstverständlich in so einer im wahrsten Wortsinn festgefahrenen Situation – auch nachts“, lacht Born.
50 Tonnen ohne Ladung
Gelingen konnte der „Abschleppdienst“ per Traktor allerdings auch nur, weil der Transporter schon entladen war und, so Born, demnach nur noch mit gut 50 Tonnen Leergewicht mit einer Abschleppstange aus der Matsche gezogen beziehungsweise Anfahrhilfe geleistet werden musste: „Mit Ladung wären es 100 Tonnen gewesen, da hätten wir dann sicher nicht viel ausrichten können.“
Spediteur bleibt gelassen
Beim Spezialtransportunternehmen Balmer zeigen sich die Disponenten dennoch entspannt: „Wir machen das ja nicht zum ersten Mal – und selbstverständlich fahren wir auch nur dort und dann, wenn eine entsprechende Genehmigung vorliegt.“
Rotorblätter kommen später
Überdies sei bei einem Auftrag wie dem Windrad-Transport zur Landwehr immer mit unvorhersehbaren Ereignissen zu rechnen: „Aber im Großen und Ganzen läuft alles nach Plan.“ Einzige Änderung sei, dass die Rotorblätter nun nicht – wie geplant – in der Nacht zu Freitag transportiert werden: „Sie werden erst in der Nacht zu Dienstag, 5. Dezember, in Breckerfeld eintreffen.“
Wenn dann in den kommenden Wochen auf der Baustelle an der Landwehr alles glatt läuft, könnte die Anlage vom Typ „Nordex N117“ – so wie es die AVU geplant hat – tatsächlich noch in diesem Jahr in ihrer kompletten Höhe von 192 Metern in den Breckerfelder Himmel ragen.