Noch zwei Mal schlafen, dann singen die Kinder, die Lichterketten strahlen, knistern Heizöfen und es duftet nach Punsch und Suppe auf dem Schulhof der Lenneschule: Der Weihnachtsmarkt in Nachrodt öffnet am Samstag, 29. November, um 15 Uhr. Ein Markt, der anders ist als viele. Kein großstädtischer Trubel, keine hektischen Geschenkebuden, keine Preise, die die Augenbrauen hochschnellen lassen. Sondern ein Fest, das von Ehrenamtlichen getragen wird – von Menschen, die dieses Wochenende nicht einfach mitfeiern, sondern es erschaffen.

Und während die meisten im Ort noch in der Vorweinachtshochstimmung zwischen Alltag und Advent schaukeln, herrscht in den Vereinen schon seit Tagen geschäftiges Treiben. Überall wird geschnippelt, gerührt, gebrutzelt, organisiert. In Nachrodt riecht es längst nach Weihnachten.

An der Hagener Straße weht am Donnerstagabend ein ungewöhnliches Aroma in die Nase: eine Mischung aus Weihnachten und ordentlich Wumms. Vor dem SPD-Parteibüro steigt schon jetzt ein süß-würziger Dampf auf. Drinnen geht es heute natürlich nicht um Politik, sondern um Sliwowitz. André Gütting steht mit Resul Gökdag, Bernd Greif, Ronny Sachse und Christian Pohlmann am Herd und rührt in einem Kessel, der aussieht, als könnte darin ein besonderer Zaubertrank brodeln. „Das ist Lotte Glasows Geheimrezept“, sagt Gütting und grinst. Was genau hineinkommt? Unbekannt. Sozialdemokratische Betriebsgeheimnisstufe Rot. Aber wer den Duft einatmet, riecht schon, was im Spiel ist: Karamellisierter Zucker knistert leise, schwarzer Tee und Honig glucksen in den großen Topf, der sofort eine dunkle, warme Süße verströmt.

Die SPD ist für den Weihnachtsmarkt bereit.
Video: SPD Nachrodt-Wiblingwerde

„Das Ablöschen muss in der richtigen Reihenfolge passieren“, erklärt Gütting. Er sagt das mit der Ernsthaftigkeit eines Chemikers, der weiß, dass zu viel oder zu wenig vom Falschen die ganze Mischung ruiniert. 50 Liter werden am Ende angerührt – später ausgeschenkt in kleinen türkischen Teegläsern, die perfekt in eine kalte Winterhand passen. Dazu gibt’s Crepes. Süß und heiß und klebrig. Wie Weihnachten eben.

Während es in Nachrodt schon nach süßer Würze riecht, steigen in Wiblingwerde andere Düfte auf: deftig, kräftig, heimatverbunden. Schon im Treppenhaus der Grundschule führt eine unsichtbare Duftfahne nach oben in die neue Schulküche. Die Mitglieder des Bürgerbusvereins stehen dort und schälen, schneiden, kochen.

Literweise Kartoffelsuppe entsteht – die berühmte „Wiblingwerder Dorfsuppe“, das Originalrezept von Christa Nölke. Sie rührt mit der Ruhe einer Frau, die genau weiß, wie Suppe schmecken muss. „Die muss ziehen“, sagt sie und nickt bedeutungsvoll. Kleine Portionen, nie zu große Töpfe, nie riesige Mengen. „Maximal die dreifache Rezeptmenge im Topf. Sonst leidet der Geschmack.“

Kartoffeln werden geschält, Zwiebeln angebraten, Suppen püriert. Und es duftet. Warm. Erdverbunden. Ein Hauch Majoran, ein bisschen Rauch vom Andünsten der Zwiebeln, die milde Süße der Kartoffeln. „Alles Handarbeit“, sagt Christa Nölke – und Gerlinde Sülberg-Müller ergänzt: „Und mit Liebe.“ Serviert wird die Suppe am Wochenende mit Mett- oder Bockwurst. Der Weihnachtsmarkt sorgt nicht nur für Genuss, sondern auch für Gemeinschaft: Beim Kochen wird gescherzt, gelacht, erzählt. Alte Geschichten treffen auf neue. Der Topf ist der Mittelpunkt.

Die UWG – routiniert, regional und mit Ofen im Gepäck

Bei der UWG läuft der Countdown fast professionell. „Wir sind eingespielt“, sagt die Vorsitzende Sonja Hammerschmidt. Die Planung beginnt bei ihnen im Herbst – dann, wenn andere noch nicht einmal an Nikolaus denken. Dann wird nämlich bereits geplant. „Wir legen viel Wert auf regionale Produkte“, erzählt sie. Und so duftet ihr Stand am Wochenende nach Leberkäse und Krautsalat von Kai Kantimm sowie nach frisch gebackenen Wiblingwerder Brötchen. Die Leberkäse-Burger waren im vergangenen Jahr ein Hit.

Ehemann Markus hat derweil schon den Ofen besorgt, das Zelt organisiert und die Holzbude auf den Anhänger geschnallt. Ein Zelt gibt es dieses Jahr zum ersten Mal - und das sogar beheizt. Daher bekommt die UWG auch einen neuen Standplatz. Die Getränkevorräte – Aperol, Eierlikör, Wein und endlose Liter Apfel- und Orangensaft – hat Sonja Hammerschmidt so nebenbei im Alltag zusammengekauft. Der Aufbau startet Freitagmittag. „Jeder hat seine Aufgabe“, sagt die Vorsitzende. „Und das macht Freude. Die Gemeinschaft stimmt.“

Für die UWG ist der Weihnachtsmarkt längst mehr als eine Pflichtveranstaltung – er ist ein außerpolitischer Höhepunkt des Jahres. „Wir freuen uns jedes Mal darauf“, betont Sonja Hammerschmidt. Nicht wegen des Verkaufs oder der Organisation, sondern wegen der Menschen, die man dort treffe und der Gemeinschaft unter den Parteifreunden. Für viele im Team ist der Weihnachtsmarkt einer der wenigen Momente, in denen man sich in Ruhe mit Nachbarn, Freunden und Bekannten austauschen könne. Es sei einfach schön, wenn man mitten auf dem Schulhof stehe, überall vertraute Gesichter sehe und merke, wie gut die Stimmung ist. Die UWG schätzt genau diese Wärme und dieses Miteinander, das der Markt jedes Jahr schafft. Es ist das Gefühl, Teil einer lebendigen Dorfgemeinschaft zu sein.

Ein Organisationsteam zwischen Vorfreude und Chaosmanagement

Ordentlich unter Strom stehen derweil die Hauptorganisatoren André Gütting, Resul Gökdag und Jan Schneider. Sie sind die Männer für alles – Abstimmung, Programm, Standplätze, Strom, Tannenbäume. „Eigentlich läuft alles zu gut. Ich traue dem Braten nicht“, sagt Gütting lachend. Nur der Backwettbewerb – Nachrodts Suche nach der Spritzgebäckkönigin oder dem Spritzgebäckkönig – ist noch etwas mau. Drei Anmeldungen. „Da geht noch was“, findet er.

Resul Gökdag erzählt von Sonderwünschen bei den Standplätzen. Manche brauchen mehr Strom, andere möchten gerne den gleichen Platz wie immer und wieder andere unbedingt neben ihren Freunden stehen. André Gütting berichtet von der Herausforderung, ein Musikprogramm ohne großes Budget aufzustellen. „Gospel hätte ich gern gehabt“, sagt er. „Aber die waren alle ausgebucht.“

André Gütting (links) und Resul Gökdag freuen sich auf den Weihnachtsmarkt.
Foto: Gütting

Fast unersetzlich ist Jan Schneider – der Mann für Strom, Bäume, Kabel, Böden, alles. Einer, der den Weihnachtsmarkt in Plänen baut, bevor der Weihnachtsmarkt überhaupt da ist. Und Ironie des Schicksals: Jan Schneider ist gar kein Weihnachtsfan. Dafür aber das wandelnde Techniklexikon des gesamten Marktes.

Wenn am Samstag, 29. November, um 15 Uhr die Lichter angehen, dann riecht es auf dem Schulhof der Lenneschule nach viel mehr als Sliwowitz und Kartoffelsuppe, nach Leberkäse und Apfelpunsch. Denn zahlreiche Vereine bieten noch viel mehr an. Es ist kein Weihnachtsmarkt wie die großen, glänzenden. Es ist ein Weihnachtsmarkt, der aus der Gemeinde kommt, für die Gemeinde ist und von der Gemeinde lebt.

Programm Samstag, 29. November

15:00 Uhr                           Öffnung Verkaufsstände und Bewirtung

15:00 – 18:00 Uhr            Kinderschminken in der Aula

16:00 Uhr                           Weihnachtsmann beschenkt Kinder

17:00 Uhr                           Samba AG Sekundarschule

17:15 Uhr                            Grußwort der Bürgermeisterin

17:20 – 17:50 Uhr             Konzert Blasorchester Altena  – Einstimmung in den Advent

18:00 Uhr                            Auslosung Jury Mitglieder „Wer wird Spritzgebäck-Königin/König 2025?“           

18:30 – 19:30 Uhr             Musikalische Unterhaltung der Band „Two Feelings“

20:00 Uhr                            Kleinkunststände schließen / Angebot im Außenbereich nach Bedarf

Programm Sonntag, 30. November

11:30 – 12:00 Uhr             Einstimmung in den Advent durch die Lennekirche  

12:00 – 16:00 Uhr            Kinderschminken in der Aula

12:00 Uhr                           Öffnung Verkaufsstände und Bewirtung

12:00 – 12:30 Uhr            Schulchor Gemeinschaftsgrundschule Nachrodt-Wiblingwerde

13:00 Uhr                           Weihnachtsmann beschenkt Kinder

14:00 – 14:30 Uhr            Konzert Blasorchester Altena  – Einstimmung in den Advent

15:00 Uhr                            „Wer wird Spritzgebäck-Königin/König 2025?“           

17:00 Uhr                            Ende des Weihnachtsmarktes