Rund 15 Menschen folgten am Freitag dem Aufruf der Grünen im Kreis Ahrweiler zu einer ersten Demonstration gegen den Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau. Die Demonstranten forderten nach dem Skandal in einem Schweinezuchtbetrieb in Hohenplanken personelle Konsequenzen seitens des Verbands. Denn der beschuldigte Landwirt aus Halver ist in Ahrweiler Kreisgeschäftsführer.
„Das Thema einfach auszuschweigen, ist keine Lösung“, erklärte Mathias Heeb, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreis Ahrweiler, in seinem Statement gegenüber LokalDirekt. Seine Partei hatte, wie bereits berichtet, zu der Demonstration aufgerufen. „Es geht um Tierwohl und um klare Verstöße gegen das Tierschutzgesetz“, betonte Heeb. Den Namen des beschuldigten Landwirts nannte der Organisator bewusst nicht – aus rechtlichen Gründen. Dennoch sei für ihn und die anderen Demonstranten klar: „Mein Vertrauen in diesen Verband ist gestorben – wie wohl einige Schweine in diesem Stall.“
Durch die Demonstration sollte auch noch einmal auf die verheerenden Missstände in der Schweinezuchtanlage in Halver-Hohenplanken aufmerksam gemacht werden. Dazu hatten die Demonstranten Plakate dabei. Darauf zu sehen waren Bilder der Tierrechtsorganisation Aninova sowie Schriftzüge wie "so sieht es in der Schweinezucht des Bauernfunktionärs aus". Aninova hatte am 14. Oktober Bilder und Videos aus dem Inneren des Schweinestalls an die Öffentlichkeit getragen. Nicht nur der Betreiber des Hofs, auch das Qualitätsunternehmen QS aus Bonn und die Mitarbeiter des Kreisveterinäramtes stehen seitdem in der Kritik - sowie eben auch der Bauern- und Winzerverband, der sich bislang noch nicht zu der pikanten Personalfrage geäußert hat.
Der Bauern- und Winzerverband war bereits im Vorfeld der Veranstaltung aktiv geworden und hatte unter anderem eine Nutzung des Parkplatzes für die Demonstration untersagt. Davon ließen sich die Teilnehmer jedoch nicht abhalten und wichen einfach auf die angrenzende Straße aus.
Die Teilnehmer diskutierten rund zwei Stunden lang über mögliche nächste Schritte. Für Heeb steht fest: „Das war nur der Auftakt. Wir müssen dranbleiben und noch viel mehr Bewusstsein schaffen.“
Der öffentliche Druck auf den Betreiber des Schweinezuchtbetriebs in Halver-Hohenplanken und alle beteiligten Verbände, Kommunen und Institutionen wächst seit Wochen. Die Tierrechtsorganisation Aninova hatte erschütterndes Foto- und Videomaterial aus dem Inneren des Stalls veröffentlicht. Die Aufnahmen zeigen tote, verwesende und schwer verletzte Tiere. Inzwischen ist klar, dass die Missstände offenbar nicht neu und auch nicht unbekannt waren.
Durch die Doppelrolle des beschuldigten Landwirts, der zugleich Kreisgeschäftsführer des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau in Ahrweiler ist, ist der Skandal nun auch in Rheinland-Pfalz Thema. Der Verband selbst hat sich bislang nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert. Die Grünen in Ahrweiler fordern personelle Konsequenzen und eine "lückenlose Aufklärung" sowie eine politische sowie gesellschaftliche Aufarbeitung des Falls. „Tierleid und wirtschaftliche Interessen sind in der Landwirtschaft oft untrennbar miteinander verknüpft“, heißt es in der Mitteilung der Grünen.
Auch im Märkischen Kreis und in Halver haben die Grünen inzwischen reagiert. Dort fordern sie in einem Antrag an Landrat Ralf Schwarzkopf die Klärung des Verhaltens des zuständigen Veterinäramts, das offenbar trotz Hinweisen nicht eingegriffen hatte. Für Mathias Heeb und andere Tierschutzaktivisten ist klar, dass die Diskussion jetzt erst richtig beginnt. „Wir werden dem Bauernverband diese Bilder wieder vor Augen halten“, kündigte Heeb an. „So geht man als Landwirt nicht mit Tieren um – und wer das kommentarlos hinnimmt, macht sich mitschuldig.“ Die kommenden Wochen dürften zeigen, ob aus dem kleinen Kreis der ersten Demonstrierenden eine breitere Bewegung wird. Fakt ist: Der Druck auf die Verantwortlichen steigt weiter.











