Doch was war genau geschehen? Die evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde Mark beziehungsweise zuvor die Kirchengemeinde Altena suchte über Jahre einen neuen Kirchenmusiker. Nach dem Weggang von Johannes Köstlin klaffte ein musikalisches Loch in Altena und auch in Wiblingwerde stand der Chor lange vor wechselnden Leitern. Hinzu kamen die Probleme, Organisten für die Sonntage und andere Gottesdienste zu finden. Umso glücklicher waren alle, als klar war, dass die Musikerin ihre Stelle in einer Nachbargemeinde aufgibt und in die Trinitatis-Gemeinde wechselt. Beim Ansingen zum Advent zeigten sich alle glücklich mit dieser Entscheidung. Doch es kam letztlich alles ganz anders.
Die Organistin kam Anfang Dezember zum Vorspiel, bereitete Probestunden für einen potenziellen Kinderchor vor. Außerdem legte sie noch extra ihre B-Kirchenmusiker-Prüfung ab, denn darauf legte die Gemeinde wert. Sie brach alle Zelte in Hohenlimburg ab und freute sich auf ihre neue Aufgabe. Allerdings hatte die Gemeinde eines offenbar nicht auf dem Schirm: Für die Einstellung einer B-Musikerin braucht die Gemeinde eine kirchenrechtliche Genehmigung. Und die gab es aufgrund der desolaten Haushaltslage nicht.
„Ich frage mich hier wirklich, warum das Denken nicht früher angefangen hat. Nach zwei Jahren haben wir eine Lösung gefunden und dann das? Die Frau steht völlig im Freien. Man hat ihr empfohlen, sich umzusehen oder auf Honorarbasis zu arbeiten. Diese Frau hat den Glauben an die Kirche völlig verloren“, sagte der sonst eher ruhige Siegfried Kruse aus Wiblingwerde. Und bekam die Zustimmung von Monika Ossenberg-Engels aus Altena: „Das stimmt, das, was da gelaufen ist, finde ich beschämend.“ Die Antwort von Pastor Wolfgang Kube machte es nicht besser: „Für eine B-Musikerin braucht man die kirchenrechtliche Genehmigung. Es gab eine Absichtserklärung, aber man kündigt nicht seine Stelle solange der andere das nicht hat.“ Das brachte die Gemeindemitglieder noch mehr in Wallung: „Jetzt schieben sie es nicht Frau (…) in die Schuhe. Der Frau ist die Stelle zugesagt worden“, sagte Barbara Kreft aus Wiblingwerde. Und Siegfried Kruse ergänzte: „Die Frau wurde aufgefordert zu kündigen. Das ist wirklich absolut untragbar.“ Barbara Kreft: „So ein Verhalten ist für uns als Kirche und als Christen einfach nur peinlich. Herr Kube, da bin ich wirklich sauer auf Sie. So etwas macht man nicht. So geht man nicht mit Menschen um.“
Und die Vorwürfe gingen weiter: „Wir hatten die Bewerbung eines C-Musikers. Dem wurde abgesagt unter der Begründung, dass es es für einen B-Musiker Zuschüsse gebe. Jetzt haben wir nichts. Entschuldigung, aber da fühlen wir uns verarscht und da sind wir wirklich sauer“, sagte die Altenaerin Sonja Claßen. Pfarrer Wolfgang Kube gelang es nicht, die Wogen zu glätten – auch wenn er zugab, dass „das nicht toll gelaufen ist“. „Wenn die Kirchenmusik wegfällt, fehlen auch Verkündigung und Jugendarbeit“, gab Kruse abschließend noch zu bedenken. Und betonte noch einmal dass mit diesem Verhalten das Vertrauen einer Frau in die Kirche komplett zerstört wurde.
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