Im Januar wurde dem Bevollmächtigtenausschuss der Haushaltsplan für das kommende Jahr vorgelegt. Dieser Haushaltplan deckt ein großes finanzielles Defizit auf. „Damit müssen wir uns beschäftigen. Daher haben wir eine Arbeitsgruppe zur Sanierung des Haushaltes gebildet. Außerdem möchten wir euch zu einem Informationsabend einladen“, hieß es in der Einladung. Wie ernst die Lage tatsächlich ist, wurde im Rahmen der Informationsveranstaltung am Mittwochabend im Lutherhaus deutlich.
Vorgestellt wurden die Zahlen von Olivia Steinhelfer. Sie ist im Rahmen eines Pilotprojekts seit Januar 2023 als Gemeindemanagerin in der Kirchengemeinde aktiv. Was sie vorstellte, ließ die Anwesenden kurzzeitig sprachlos zurück. Das Defizit beläuft sich nach jetzigem Stand 2024 auf 262.570 Euro und ist damit deutlich höher als 2023 (166.530 Euro). „Wir bekommen 120.000 Euro weniger aus kirchlichen Steuerleistungen“, erklärte Steinhelfer. Das liege daran, dass die Bemessungsregeln geändert wurden. Die Gemeindemanagerin hatte nur das Gesamtergebnis im Gepäck, konnte am Abend einzelne Fragen nicht beantworten. „Das steht in den 150 Seiten Haushalt.“
Fragen gab es viele. Vor allem die Frage, wie es so weit kommen konnte. „Wir brauchen wenigstens in groben Zügen Zahlen und Antworten. Das, was Sie hier heute zeigen, sagt uns gar nichts“, monierte ein Besucher. Ein anderer fragte nach den Personalkosten. Die seien mit 268.000 Euro deutlich höher als im Vorjahr – und das obwohl die Pfarrer und Gemeindepädagogen aus einem anderen Topf gezahlt werden. „Was sind das für Mitarbeiter? Es wurde doch sogar Personal abgebaut. Beispielsweise die Küsterstelle in Altena und die Kantorenstelle.“ Eine verständliche Antwort für die Besucher blieb aus.
Grundsätzlich sind die Posten Personal, Gebäude und Kindergärten die großen Punkte im Haushaltsplan. „Ganz ehrlich: Bevor eine Firma Konkurs geht, kündigt sich das an. Solch eine Misere muss man kommen sehen. Sie haben offenbar gar keine Kontrolle“, sagte einer der Besucher. Zudem werde der Haushaltsplan viel zu spät präsentiert. Kay Kürschner aus dem Bevollmächtigtenausschuss erklärte, dass er bereits im August danach gefragt habe. Aber es sei ein Mitarbeiter für 18 Gemeinden zuständig. Letztlich sei der fertige Haushalt erst im Januar gekommen.
Und was jetzt? Diese Frage blieb am Abend noch gänzlich offen. „Heute ging es darum, zu erklären, wie die Lage ist. Es wurde ein Ausschuss gebildet, der sich mit der Thematik befasst und bitte machen auch Sie sich Gedanken“, appellierte Pfarrer Wolfgang Kube an die Anwesenden. Aber er garantierte auch, dass er an dem Versprechen, dass bei der Fusion der drei Gemeinden gegeben wurde, festhalte: „Drei Standorte müssen erhalten bleiben.“ Allerdings, so sagte er am Anfang, müsse sich die Gemeinde auch die Frage stellen, ob ein Gemeindehaus erhalten bleiben muss, dass eigentlich gar nicht genutzt würde (gemeint ist das Gemeindehaus Mühlendorf, Anm. d. Red.). „Drei Kirchen und vier Gemeindehäuser, das sind einfach zu viele Gebäude“, sagte Kube zu Beginn.
Die defizitäre Haushaltslage war nicht das einzige strittige Thema des Abends. „Wir sollten so einen Austausch öfter machen. Reibungspunkte klären“, sagte Kube. Das nächste Treffen soll nach Ostern stattfinden. Dann sollen erste Lösungswege präsentiert werden.
Eine Anfrage an die Gemeinde mit konkreten Fragen zu den strittigen und unklaren Posten, die aufgrund des fehlenden Haushalts nicht beantwortet werden konnten, wurde noch am selben Abend von LokalDirket an die Kirchengemeinde gestellt. Diese leitete die Fragen an die Finanzexperten weiter. Eine Antwort steht jedoch noch aus. Sobald diese in der Redaktion eingeht, folgt ein entsprechender Bericht.
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