Im Besprechungsraum der Stadtwerke Meinerzhagen skizzierte IG Metall Bevollmächtigter Fabian Ferber die Lage und machte am Abend der US-Wahl deutlich, dass angesichts der Abhängigkeiten von China und drohender Strafzölle unter Trump der Export als Basis unserer Volkswirtschaft wegzubrechen drohe. Gerade darum sei es auch wichtig, die heimische Kaufkraft zu stärken. „Alles wird teurer, nur die Arbeitsstunde nicht“, so Ferber, der die 7-Prozent-Lohnfordeurng seiner Gewerkschaft damit begründete. Was hier produziert werde, dürfe kein Luxusgut sein. Das müssten sich Menschen hier auch leisten können. Dass es entgegen der Erwartungen im 3. Quartal ein leichtes Wachstum gegeben habe, führte Ferber auch auf eine anziehende Binnenkonjunktur zurück.
Zudem machte der Bevollmächtigte der IG Metall deutlich, dass alles daran gesetzt werden müsse, Südwestfalen als Industrieregion Nr. Eins in NRW zu erhalten. Für Produkte aus der Autozulieferer-Industrie, die bei E-Mobilität entfallen, müsse Ersatz gefunden werden. 70 Prozent aller Pleuel für Automotoren kämen aus Plettenberg. 2,8 Millionen aus einem Werk. „Wenn davon zwei Millionen Teile wegfallen – wer kompensiert die?“, wies Ferber auf nötige Anpassungen hin.
„Industriellen Kern sichern“
Zwischen 15.000 und 17. 000 Jobs im Kreis hängen an der reinen Stahlverarbeitung. Wenn davon ein Teil abgeschnitten würde, „findet hier keine Produktion mehr statt“, warnte Ferber Probleme der Stahlbranche zu ignorieren. Er kritisierte „Ungleichgewichte“ bei der Belastung von Arbeit und Kapitalerträgen. Die Politik forderte er auf, entsprechende Rahmenbedingen zu schaffen. „Wir müssen es schaffen, hier den industriellen Kern zu sichern.“ Bei Krisenlagen sei die IG Metall bereit, über Sonderreglungen zu sprechen. Dank Kooperation von Betriebsrat, Gewerkschaft und Geschäftsführung sei der geplante große Personalabbau bei der Firma Otto Fuchs bisher ausgeblieben sei.
Ferber warb zudem dafür, durch Kurzarbeit oder Kürzungen der Wochenarbeitszeit Flauten zu überbrücken. So könnten Fachkräfte gehalten werden, die nötig seien, wenn die Konjunktur wieder hochlaufe. „Lösungen gibt es“, so Ferber.
Den Schulterschluss zwischen den Wirtschaftsakteuren und der Politik sah auch Udo Faust als richtigen Weg an. Nina Fiedler, Betriebsrätin bei Otto Fuchs plädierte dafür, „gemeinsam bei strukturellen Problemen aufzutreten.“ Die Transformation müsse begleitet werden, so Gordon Dudas, Landtagsmitglied der SPD. „Wir müssen als Region deutlich lauter werden“, forderte er. Die Region müsse gestärkt werden durch bessere Bildungsangebote, eine gute Infrastruktur und günstigere Strompreise. Die Gespräche sollen fortgesetzt werden. „Wir müssen mehr für unsere Interessen einstehen“, so das Fazit der Ortsvereinsvorsitzenden Petra Gossen. Möglicherweise seien alle etwas zu bequem geworden. Es klang wie ein Weckruf, die eigene Komfortzone zu verlassen, sich einzubringen, sich zu engagieren.