Bevor die Ausstellung „Kunst & Knopf“ in den Räumen der Städtischen Galerie an der Sauerfelder Straße Einzug hält, bietet sich noch einmal Gelegenheit, das Thema Fotografie genauer in den Blick zu nehmen. Am Sonntag, 26. Oktober, führen Henk Kosche und Dirk Vogel ab 15 Uhr gemeinsam durch die Fotografie-Ausstellungen und zeigen die Möglichkeiten und unterschiedlichen Ansätze des fotografischen Porträts von den 1920er Jahren bis heute.

Die Fotografin Anneliese Kretschmer (1903-1987) eröffnete 1929 als eine der ersten Frauen in Deutschland ein eigenes Foto-Atelier in ihrer Heimatstadt Dortmund. Ihre Arbeiten fanden internationale Anerkennung, vor allem die Porträtfotografie wurde ihr bevorzugtes Thema. Ausgehend von den charakteristischen künstlerischen Entwicklungen der Weimarer Republik - der Neuen Sachlichkeit und des Bauhaus - erarbeitete sich Kretschmer mit ihrem bildnerischen Werk eine eigenständige Position. Die am Sonntag endende Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes für Westfalen würdigt die Arbeit dieser Fotografin und zeichnet ihre künstlerische Entwicklung in vier Kapiteln nach.

"Gemeinsam wachsen" lautet der Bildtitel.
Foto: Dirk Vogel

Das fotografische Porträt ist ebenso Thema einer Serie des Künstlers WOLS, geboren 1913 in Berlin als Alfred Otto Wolfgang Schulze. Wols zählt vor allem als Maler und Zeichner zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Ab 1932 lebte er überwiegend in Paris, verkehrte im Kreis der Surrealisten und pflegte freundschaftliche Kontakte unter anderen mit Max Ernst, Tristan Tzara, André Masson und Marcel Duhamel. Sein fotografisches Werk entsteht in diesen Jahren bis 1939.

Eine weitere Position sind die großformatigen Porträtfotografien von Dirk Vogel. Diese entstanden im Rahmen einer Projektarbeit zusammen mit der Schule an der Höh in Lüdenscheid. Der Schulgarten dort ist ein besonderer Ort des Lernens, Entdeckens und Wachsens. Dirk Vogel erarbeitete mit den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten ihre Umgebung mit neuem, fotografischem Blick festzuhalten. Der Garten und das Außengelände, als zentraler Ort des Projekts, wurde zum lebendigen Atelier – zum Raum der Begegnung und des Ausdrucks.

Anneliese Kretschmer mit Kamera - aufgenommen 1928.
Foto: Nachlass Anneliese Kretschmer

Die Fotografien von Henk Kosche zeigen den Weg durch eine Stadt: „Halle an der Saale, mein Studienort ein paar Jahre vor dem noch undenkbaren Mauerfall, hatte einen ganz besonderen Charme. Die Beschaffenheit der Gebäude und die Verfassung der Menschen in dieser Stadt hatten von außen betrachtet etwas gemeinsam, und ich versuchte, diesen Eindruck auf Film festzuhalten.“

Die folgenden, einschneidenden Veränderungen für die Menschen, die Stadt und das Land waren zum Zeitpunkt der Aufnahmen völlig unvorhersehbar. Die sensiblen, ästhetisch anspruchsvollen, mitunter feinhumorig gefärbten Fotografien Henk Kosches führen in eine besondere Vergangenheit und dokumentieren auf sehr persönliche Weise eine kurze Zeitspanne an einem besonderen Ort.