Ein Satz mit X, das war wohl nichts. Der Frust über das Aus war im ganzen Saal spürbar. Zu groß waren die Hoffnungen in den Ivestor. Wie bereits mehrfach ausführlich berichtet, scheiterte die Zusammenarbeit mit Klaus Weihrauch. Monatelang hatte er sich gar nicht gemeldet. Er reagierte weder auf Anrufe, auf Mails oder sonstige Kontaktversuche. Dann kam Mitte November eine kurze Mail, dass die wirtschaftliche Lage eine kurzfristige Umsetzung nicht ermögliche. Wieder kein persönliches Gespräch. „Mit Vertragspartnern geht man so nicht um. Da kann er wenigstens den Hörer in die Hand nehmen und anrufen.“ Bürgermeisterin Birgit Tupat fand klare Worte. Inzwischen habe sie auch versucht, den zweiten Bewerber zu erreichen. Shqiprim Hasani hatte sich im Mai 2023 ebenfalls um das Gelände an der Lenne beworben. Konnte jedoch mit seiner etwas wirren Präsentation und dem Vorhaben einen Musterhauspark mit Gastronomie zu errichten, die Ratsmitglieder nicht überzeugen. Auch waren sich nicht alle einig, ob dieses Angebot wirklich seriös sei. Die Entscheidung fiel auf Klaus Weihrauch, der ein rundes und professionell ausgearbeitetes Konzept präsentierte.
„Ich habe den zweiten Bewerber versucht zu kontaktieren, die Telefonnummer scheint es nicht mehr zugeben, die E-Mail kam als unzustellbar zurück und auf den Brief habe ich bislang keine Antwort“, sagte Tupat. Die Chancen stünden also schlecht. „Wir müssen jetzt überlegen, was wir mit dem Grundstück machen. Vielleicht kann man Fördergelder umswitchen“, schlug Tupat vor. So gäbe es noch Gelder für die Gestaltung des Märkischen Platzes, wenn die Amtshaus Container weg sind. Die könnte man ihrer Meinung nach eventuell dort gebrauchen: „Ich könnte mir einen Spielplatz vorstellen oder einen kleinen Park mit Café oder einer Art Pavillon für Veranstaltungen, oder, oder, oder.“ Nun gelte es aber erst einmal den Ratsbeschluss zurückzunehmen und offen zu sein für neue Ideen.
Philipp Olschewski, Fraktionsvorsitzender der CDU, stimmte zu: „Es kann ja nicht sein, dass die Bürgermeisterin da hinterher rennt. Ich denke, dass man gerade in der aktuellen Lage von dem Gedanken zwingend eine große Gastronomie zu errichten, absehen sollte.“ Er appellierte an seine Ratskollegen kleiner zu denken, gegebenenfalls in Richtung Pavillon. Ronny Sachse, SPD, ist ebenfalls dafür, die Pläne mit Klaus Weihrauch an den Nagel zu hängen. Aber auch an eine Rückkehr von Shqiprim Hasani glaubt er nicht. „Wenn es die Telefonnummer nicht gibt und er sich auch noch nicht zurückgemeldet hat, sagt das ja schon was aus. Ich denke, jetzt auf ihn umzuschwenken, nur damit etwas da ist, ist auch Quatsch.“ Außerdem bedeute die Rücknahme des Beschlusses nicht, dass dort nie wieder eine Gastronomie entstehen könnte. Die wirtschaftliche Lage sei schwierig, auch könnte man erstmal abwarten, wie sich die Situation mit der Lennebrücke entwickle. „Vielleicht machen wir daraus ein Leader-Projekt. Ich glaube schon, dass man das Gelände erstmal entwickeln kann“, erklärte Sachse. Ideen, was dort entstehen könnte, gebe gewiss.
Sonja Hammerschmidt (UWG) ist ebenfalls optimistisch, dass eine gute Lösung gefunden wird. „Der Arbeitskreis tagt sehr konstruktiv, dort können bestimmt Ideen entwickelt werden.“ Wenn es erste Überlegungen gibt, könne man gemeinsam schauen, wie man dann die Bürger in den Prozess einbeziehen kann. Bürgermeisterin Tupat erklärte zudem, dass ein Treffen des Arbeitskreises am Jahresanfang stattfinden soll. „Der Drops ist gelutscht“, sagte der fraktionslose Aykut Aggül. Die Hoffnung sei groß gewesen, doch nun gelte es, neue Ideen zu entwickeln und nach vorn zu schauen.
Pohlmann in Wahlkampf-Stimmung
Christian Pohlmann, Parteivorsitzender der SPD und Bürgermeisterkandidat, nutzte die Debatte für eine sehr umfangreiche Stellungnahme. Obwohl eigentlich schon Ronny Sachse die Sicht der SPD geschildert hatte. Mehr als fünf Minuten referierte er in Wahlkampfmanier und fast ohne neue Inhalte zu dem Thema und wiederholte noch einmal alle zuvorgenannten Aspekte – weite Teile seiner Ansprache stammten aus seiner Rede zur Nominierung im Rahmen der SPD Mitgliederversammlung. „Die Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Neue Perspektiven sind erforderlich“, sagte Pohlmann. Seiner Meinung nach solle ein Platz entstehen, an dem Kultur erlebbar werde. Auch einen Wochenmarkt könne er sich vorstellen und ein multifunktionales Gebäude.
Mit seiner langen Rede erntete er wenig Begeisterung. Der fraktionslose Matthias Lohmann: „Ich erinnere daran, dass es schwer wird, einen Ivestor zu finden, wenn Vorschriften gemacht werden.“ Damit spielte er auf Pohlmanns Forderungen an, die er damals gerne Klaus Weihrauch gestellt hätte. Michael Schlieck, CDU, drückte derweil aufs Tempo. „Ich denke wir nehmen den Beschluss jetzt zurück und im nächsten Jahr fassen wir einen neuen.“ Und so war es dann auch. Einstimmig wurde das Aus für die gemeinsamen Pläne mit Investor Klaus Weihrauch beschlossen.