Halver/Lüdenscheid. Der Mann verstarb nach schwerer Krankheit umgeben von Unrat, Schädlingen und Müll. Laut Zeugenaussagen soll es dort „bestialisch“ gerochen haben. Der Redaktion liegen Aufnahmen von der Wohnung am Bahnweg vor, die den Zustand dokumentieren und die darauf schließen lassen, dass der Verstorbene am Messi-Syndrom erkrankt war (Anm. d. Red.: Aus Pietätsgründen werden diese Bilder nicht veröffentlicht). Dieser Sonderabfall – es sollen zwischen 40 und 60 Säcke sein – wurde am Mittwochabend, 25. September, größtenteils mitten in Lüdenscheid abgeladen.
Ein Profi-Entrümpler muss sich daher nun wegen illegaler Abfallentsorgung verantworten, das bestätigte Marit Schulte-Zakotnik, Pressesprecherin der Stadt Lüdenscheid, am Donnerstag, 26. September. Ein Ordnungswidrigkeitsverfahren sei eingeleitet worden. In den illegal entsorgten und offensichtlich gesundheitsbedenklichen Müllsäcken „Am Lehmberg“ in Lüdenscheid fand das Lüdenscheider Ordnungsamt auch Briefe, die an den verstorbenen Halveraner adressiert waren und wandte sich daraufhin an die Nachbarstadt Halver. Denn in deren Notunterkunft lebte der Mann zuletzt. Laut LokalDirekt-Recherche erhielt offiziell das Entrümpelungsunternehmen Schulz aus Lüdenscheid für 3000 Euro den Auftrag von der Stadt Halver.
Doch Inhaber André Schulz verweist auf eine Subunternehmerin, die er wiederum mit der Entrümpelung beauftragt habe.
„Ich bin da raus“
„Ich bin froh, dass das Lüdenscheider Ordnungsamt genau nachgesehen hat. Aber ich bin da raus. Die Wohnung ist leer, sauber und ordentlich“, weist er die Schuld von sich. Die Subunternehmerin habe er mit 1000 Euro für ihre Dienstleistung entlohnt; am Mittwoch (25. September) habe sie die Wohnung mit zwei weiteren Personen entrümpelt und gereinigt und ihm dies auch bestätigt. LokalDirekt-Recherchen zufolge sollen die Entrümpler sich lediglich – anders als in solchen Situationen erforderlich – mit FFP3-Masken und teils Maleranzügen geschützt haben.
Verstorbener litt unter Messi-Syndrom
Dass der Verstorbene am Messi-Syndrom erkrankt war, war seit Jahren auch dem Halveraner Ordnungsamt bekannt, wie Leiter Lutz Eicker bestätigt. Schon mehrfach habe er Wohnungen gewechselt, die dann entmüllt und gereinigt wurden. Auch dass der 48-Jährige darüber hinaus schwer krank war, sei seinem Team bekannt gewesen. „Es war aber sein Wille, trotz der Krankheit in seiner Wohnung wohnen zu bleiben. Wir haben mit Engelszungen auf ihn eingeredet. Er hätte Anspruch auf Pflege gehabt und hätte in einem Hospiz unterkommen können, um seinen letzten Weg in Würde zu gehen“, schildert Eicker die schwierige Situation. Da es aber sein Wunsch war, bei seinen Freunden und Bekannten zu bleiben, hätte er dort bleiben dürfen. Eine Bekannte, die ihn ehrenamtlich betreute, hatte laut Eicker täglich Kontakt zum 48-Jährigen. Seit 2001 lebte der Mann in wechselnden Unterkünften der Stadt.
Ordnungsamt und Polizei finden Verstorbenen in seiner Wohnung
Zuletzt rückten die prekären Lebensumstände des Verstorbenen bei einem Feuerwehreinsatz in seiner Wohnung am Bahnweg in den Fokus; das Ordnungsamt wurde alarmiert. Die Menge an Unrat und Müll, die auf den aktuellen Bildern zu sehen ist, lässt darauf schließen, dass der 48-Jährige offenbar schon länger unter diesen Umständen dort lebte. „Und dann haben wir die Entscheidung getroffen, ihm für seine letzten Lebensmonate den Umzug in eine frisch sanierte Wohnung im Dachgeschoss anzubieten“, so Eicker.
Doch als ein Mitarbeiter dem 48-Jährigen die Botschaft überbringen wollte, fand man ihn bereits leblos in seiner Wohnung. Das war am 19. September. Polizei-Pressesprecher Marcel Dilling bestätigt auf Anfrage, dass die Beamten um 13.43 Uhr eine verstorbene Person aufgefunden haben. Ein Arzt habe dann den natürlichen Tod bescheinigt.
Nach dem Tod des Halveraners und der Entrümpelung seiner Wohnung muss nun die Frage geklärt werden, wer für den illegal entsorgten Müll haften muss. Laut André Schulz sei mit der Subunternehmerin besprochen worden, die Säcke zum Containerdienst Tatay in Lüdenscheid zu bringen. Da dieser am Mittwochabend bereits geschlossen hatte, hätte sie abends einen Teil beim STL entsorgt und sollte den Rest am Donnerstag zu Tatay bringen.