Obdachlosigkeit ist nicht immer selbst verschuldet. Diese Tatsache bekommen die Schüler des Eugen-Schmalenbach-Berufskollegs im ersten Jahr in ihrer Schule im Religions- und Politikunterricht vermittelt. Beim Adventsbasar am Mittwoch, 17. Dezember, kurz vor Beginn der Weihnachtsferien, sammelten sie Spenden für die Obdachlosenhilfe.
"Das ist eine tolle Aktion hier", freut sich Uli. Der ehemalige Obdachlose, der vielen Menschen in Lüdenscheid bekannt ist, sammelt selbst Schokolade und Bonbons, die er wiederum an Kinder und in Altenheimen verteilt. Was aber die Schüler des Eugen-Schmalenbach-Berufskollegs (ESBK) Jahr für Jahr auf die Beine stellen, berührt ihn sehr. Vor allem auch deshalb, weil er jeden Tag auf der Straße merkt, dass sich das Verhalten der Menschen in Negative geändert hat: "Die Passanten gucken abgeschreckt, wenn sie Menschen wie mich sehen. Früher war das anders. Die Menschen sind heute zurückhaltender", erzählt er. "Aber mein Weihnachtsmannkostüm kommt gut an", freut sich Uli.
Seit mehr als 20 Jahren feiern alle Schüler gemeinsam einen großen Adventsbasar, dessen Erlös den Lüdenscheider Obdachlosenhilfen gespendet wird. "Im letzten Jahr konnten wir 3500 Euro weitergeben", berichtet Ulrich Fröndhoff, Schulleiter des ESBK, stolz. "Insgesamt waren es in den letzten beiden Jahrzehnten rund 50.000 Euro, mit denen wir die Not der Obdachlosen ein wenig lindern konnten."
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Den Adventsbasar wird von den Schülern und Lehrern des ESBK lange vorbereitet. "Wir fangen schon vor den Herbstferien an, uns Gedanken über die Gestaltung des Basars zu machen", erzählt Stefan Nietzke. Der Lehrer für Religion und Wirtschaftslehre ist seit 2017 zuständig für die Durchführung des Vormittags. "Ich bin zwar offiziell der Organisator, aber die Arbeit ist auf zig Schultern verteilt", wiegelt er bescheiden das Lob für seinen Erfolg ab.
Jahr für Jahr zählen das angebotene Gebäck, die alkoholfreien Cocktails, Crêpes und Sandwiches zu den Verkaufsschlagern. In diesem Jahr gab es auch noch einen Nikolauslieferservice. An diesem Stand konnten Schokoladen-Weihnachtsmänner gekauft werden, die dann von den Verkäufern am nächsten Schultag als Überraschung an die beschenkten Schüler oder Lehrer übergeben werden. Außerdem haben die Religionsklassen von Schulpfarrer Dirk Pollmann im Unterricht Lichtertüten gebastelt, die dem Obdachlosenförderkreis für dessen Weihnachtsfeier geschenkt wurden.
Live-Musik einer Band aus Schülern und Lehrern, ein Badminton-Turnier, bei dem auch in diesem Jahr wieder die Lehrer gewonnen haben, sowie der Auftritt des Zauberers Arnd Clever rundeten die zweistündige Basarveranstaltung ab.
Uli, der mit seinem motorisierten Rollstuhl zu Besuch gekommen war und den Schülern im Vorfeld davon erzählt hatte, wie hart das Leben auf der Straße sei, wurde von vielen der jungen Männer und Frauen zu einem gemeinsamen Foto gebeten. Eine Bitte, die der freundliche Mann nie ausschlug.
Anna Ridders und Lisa Nübold, die anwesenden Vertreter der Caritas Lüdenscheid aus der Beratungsstelle für Menschen in besonderer Lebenslage und vom Projekt "Endlich ein Zuhause", haben die Schüler des ESBKs über die Situation der Wohnungslosen informiert und noch einmal daran erinnert, dass nicht jeder, der auf der Straße lebt, an diesem Zustand selber schuld ist. "Wir wollen den Schülern mit diesem Projekt zeigen, dass man auch in der direkten Nähe Hilfe leisten kann. Es ist wichtig, den Schülern auch die Wichtigkeit der Hilfsorganisationen näherzubringen", betont Direktor Dirk Fröndhoff noch einmal.
Die Spendensumme werden sie voraussichtlich zu Ostern erhalten. Alle Beteiligten hoffen auf eine mindestens so hohe Spendensumme wie im Vorjahr. Die Lehrer haben dazu auf jeden Fall ihren Beitrag geleistet. "Im Lehrerzimmer haben wir eine Extrasammlung durchgeführt. Die gespendeten 450 Euro kommen natürlich mit in den Topf des Betrages, den die Schüler heute gesammelt haben", versichert Stefan Nietzke.
Was mit den Spendengeldern genau gemacht wird, können die Caritas-Vertreterinnen heute noch nicht sagen. "Noch haben wir keine Verwendung geplant", sagt Anna Ridders. "Wir werden sehen, wo der Bedarf liegt, wenn das Geld übergeben wird. Jetzt im Winter haben wir natürlich einen hohen Bedarf an Schlafsäcken", erläutert sie. Sicher ist aber, dass die Zahl der Obdachlosen in Lüdenscheid steigt. "Aus dem Jahresbericht 2024 geht hervor, dass im Vorjahr die Zahl der uns bekannten Obdachlosen von 581 auf 604 gestiegen ist. Und das sind nur die, die wir kennen, weil sie unser Angebot der postalischen Adresse, die Tagesaufenthaltsräume oder die Möglichkeiten zum Wäschewaschen nutzen", unterstreicht Lisa Nübold die Wichtigkeit der Arbeit der Obdachlosenhilfen.
Neben der Caritas werden auch die Johanniter, das Amelia-Sieveking-Haus und der Obdachlosenfreundeskreis Lüdenscheid-Oberrahmede einen Teil der in diesem Jahr erreichten Spendensumme überreicht bekommen.







