Nachdem der Designer Christoph Sandkötter am Donnerstagmittag, 10. April, im Gespräch mit unserer Redaktion bereits darüber informierte (LokalDirekt berichtete), dass der Fertigstellungstermin für das Holocaust-Mahnmal nicht eingehalten werden kann, wurde am Abend auch die Halveraner Politik über den Sachverhalt informiert.
Entgegen den Aussagen des Künstlers weist die Stadt aber jede Schuld für die Verzögerung von sich. „Wir haben alle von uns auszuführenden Maßnahmen, wie die Erstellung des Fundaments und die Verlegung der Elektrik, abgeschlossen. Dafür wurden bereits rund 10.000 Euro ausgegeben“, erklärten Kai Hellmann, Fachbereichsleiter Bildung, Sport und Liegenschaften, und Michael M. Schmidt, Fachbereichsleiter Bauen, Umwelt und Klimaschutz, in einem Pressegespräch am Freitag, 11. April. „Man kann jetzt ja schon sehen, wo es einmal stehen wird. Wir warten jetzt nur noch auf die Lieferung des Mahnmals“, sagten sie.
Hellmann erläuterte die Terminverzögerung so: „Wir haben heute wieder Zeichnungen und Unterlagen von Christoph Sandkötter bekommen. Allerdings fehlt immer noch die Ausführungsplanung, die für die Stahlbauzeichnung und die Statik unabdingbar ist. Nur so kann sie statisch bewertet werden.“ Der Designer könne noch gar keinen Auftrag für die Stahlschneidearbeiten vergeben, solange er noch keine Zustimmung der Stadt erhalten habe.
„Diese Statik – und darunter verstehen wir die Befestigung des Mahnmals am Betonsockel – ist immens wichtig, denn das Objekt wird im öffentlichen Raum stehen und die Stadt ist in der Sicherungspflicht“, erklärte Schmidt. „Daher wurde in die Planungen von Anfang an auch ein Statiker involviert und Christoph Sandkötter war darüber informiert.“
Hellmann betonte im Gespräch aber auch immer wieder, dass die Stadt den „schwarzen Peter“ auf keinen Fall dem Künstler zuschieben wolle. „Im Endeffekt wollen wir das Projekt mit ihm gemeinsam erstellen und abschließen. Das Wichtigste für uns ist, dass wir definitiv wollen, dass das Mahnmal fertiggestellt wird.“
Es wäre ja auch nicht möglich, den Auftrag nun an einen anderen Künstler zu vergeben, denn es handele sich ja um ein Einzelstück. Außerdem sei ja genau dieses Objekt ausgewählt worden. „Es gefällt uns und deshalb ist unsere Leidenszeit länger als bei Standardobjekten. Er hat den besten Entwurf geliefert“, sagte Hellmann.
Fakt sei aber, dass die Unterlagen für die weitere Bearbeitung der Stahlwelle nicht aktuell sind. „Damit kann man so nicht arbeiten, aber noch mal, wir wollen den Künstler nicht kritisieren und auch keine Schuldzuweisung aussprechen.“
Dennoch stehe die Überlegung im Raum, den Vertrag mit Sandkötter noch einmal zu überprüfen und einen neu zu vereinbarenden Zieltermin schriftlich zu fixieren. Eventuell wäre es auch möglich, den Auftrag an den Stahlbetrieb selber zu vergeben. Das würde allerdings nicht viel an der Zeitschiene ändern, denn nach wie vor fehle es, neben technischer Daten wie zum Beispiel der Festlegung der Verbindungselemente, auch noch an der Visualisierung des Mahnmals seitens des Künstlers.
„Jana Eilhardt und Matthias Clever haben recherchiert und wir haben ihm die Namen, Silhouetten und Biografien der Personen zukommen lassen, die auf dem Mahnmal dargestellt werden sollen. Er muss das umsetzen, denn wir als Auftraggeber wollen das Mahnmal im Vorfeld in Gänze sehen und nicht nur die Silhouetten einzelner Personen. Auf den uns bisher vorliegenden Zeichnungen waren die dargestellten Personen ja sogar nur Platzhalter. Es ist uns aber wichtig, dass die Silhouetten eindeutig die Familie Laubinger darstellen, die seinerzeit vom Bahnhof aus deportiert wurde“, erläuterte Hellmann nochmals die Gründe für die Verzögerung.
Die Meinung von Christoph Sandkötter, dass die Ursache im Wunsch der Stadt, eine bestimmte Lüdenscheider Firma für die Schneidearbeiten zu beauftragen, zu suchen sei, weisen Hellmann und Schmidt von sich. Sie sagten, dass der Künstler sie nach geeigneten Firmen in Halvers Umgebung gefragt habe und ihm daraufhin eine Liste von Betrieben geschickt wurde. Von der Anfrage an explizit diese Lüdenscheider Firma hätte die Stadt erst heute erfahren, als sie das überteuerte Angebot mit der Mail von Sandkötter bekommen habe.
Fachbereichsleiter Hellmann betonte aber nochmal, dass die Stadt das Projekt nun zu einem guten Ende bringen wolle. „Wir haben heute nochmal mit Herrn Sandkötter telefoniert. Wir sind mit ihm im Gespräch, aber wir brauchen, was wir eingefordert haben.“
Eine möglichst kurzfristige Fertigstellung der Planungsunterlagen ist auch für die Finanzierung des Mahnmals wichtig. Denn es war geplant, dass Spenden gesammelt werden sollten, um einen Teil der Gesamtkosten zu refinanzieren. Auch diese Aktion verzögert sich, denn das ist erst möglich, wenn Zeichnungen mit korrekten, visuellen Darstellungen vorliegen, damit potenzielle Unterstützer das künftige Endergebnis auch sehen können.
Über die erneute Terminverschiebung und die Tatsache, dass aktuell auch noch kein neuer Einweihungstermin genannt werden kann, ist Ricardo-Lenzi Laubinger von Kai Hellmann informiert worden. „Er ist zwar verständlicherweise geknickt, aber er versteht die Problematik“, berichtet Hellmann von dem Gespräch. „Auf jeden Fall freut sich Herr Laubinger, dass die Stadt das Mahnmal auf jeden Fall erstellen wird.“
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