„Der Drogenkonsum ist in zehn Jahren um 23 Prozent gestiegen. Die Drogenkonsumstörungen sind weltweit um 45 Prozent angewachsen“, erklärte Ilona Meuser, die seit dem 1. Januar in einer Doppelspitze mit Jenni Fisch, DROBS-Geschäftsführerin, und ihrer Kollegin Jutta Hendess im Ausschuss für Gesundheit und Soziales des Märkischen Kreises tätig ist. Sie fügte hinzu: „Es gibt keinen Betrieb, keine Verwaltung ohne Suchtproblematik.“
Zurzeit überflutet von Kokain
Die Arbeit der Drogenberatungsstelle müsse sich auf neue Entwicklungen einstellen. Es gebe „multiple Problemlagen“, und die Freigabe von Cannabis führe derzeit zu vielen Anfragen von Angehörigen. „Die Betroffenen selbst haben sich bisher noch nicht bei uns gemeldet – dafür ist es noch zu früh“, erklärt Meuser.
Außerdem sagen die Expertinnen: „Abwasseruntersuchungen haben gezeigt, dass wir zurzeit mit Kokain regelrecht überflutet werden. Berlin liegt dabei an der Spitze, gefolgt von Dortmund.“ Auch die Crack-Szene breite sich weiter aus – sie erreiche inzwischen sogar Iserlohn, erklärten Meuser und Hendess gegenüber den Mitgliedern des Gesundheits- und Sozialausschusses.

Die Arbeitsbelastung steige ebenso deutlich. Umso erfreulicher sei es, dass die personellen Engpässe bei der DROBS nun endlich behoben werden konnten. Dennoch bleibe ein großes Problem bestehen: „Die Kommunen haben leere Kassen – darauf müssen wir auch Antworten finden.“
Mehr Obdachlose drogenkrank
„Unsere Welt wird schneller, auch was den Drogenkonsum angeht“, berichteten die DROBS-Mitarbeiterinnen. Der gesellschaftliche Auftrag sei, den sozialen Frieden zu schaffen. „Das geht nur, wenn wir die Gruppen nicht am Rande stehen lassen“, so Ilona Meuser.
Immer mehr Obdachlose erkranken an Drogenabhängigkeit. Es müsse dringend mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden und zudem werden deutlich mehr Praxen für die Drogen-Substitution benötigt. Aktuell seien es fünf mit zusammen 19 Plätzen in Iserlohn, an den Märkischen Kliniken in Lüdenscheid sowie in Halver.
60 Präventionsveranstaltungen
Viel investiert die Anonyme Drogenberatung in ihre Präventionsarbeit. Allein im vergangenen Jahr habe man zu 60 Veranstaltungen eingeladen – vom Bericht im Schulunterricht bis hin zur erlebnispädagogischen Kanu-Tour auf der Lahn. Wichtiger Bestandteil seien auch die Selbsthilfegruppen, die über großen Zulauf verfügen. Deshalb soll in Lüdenscheid eine neue Gruppe aufgebaut werden, so die DROBS-Mitarbeiterinnen.
Appell an die Nachfolger
Die Ausschussmitglieder zeigten sich beeindruckt vom Bericht und der Arbeit der DROBS. Auf Anregung des Ausschussvorsitzenden Bernd Alban (SPD), der nicht wieder für den Kreistag kandidiert, richteten die Politikerinnen und Politiker einen dringenden Appell an ihre Nachfolger im Ausschuss: „Die Arbeit der Anonymen Drogenberatung im Märkischen Kreis muss in Zukunft finanziell sichergestellt werden.“