Drei Meter lang und zwei Meter hoch ist die Doppelwelle aus Cortenstahl. Ihre Silhouetten sind in dem doppelwandigen Objekt ausgespart; die Beleuchtung des Mahnmals ist vorgesehen, um sie zu betonen. Die Welle sollte schon im vergangenen Jahr direkt neben den alten Gleisen errichtet werden. Doch der Termin wurde verschoben.
Neuer Termin: Der 8. Mai. Doch auch dieser Termin kann so offenbar nicht gehalten werden. Das zumindest geht aus einer E-Mail von Ricardo-Lenzi Laubinger, Vorsitzender der Sinti-Union Hessen, an die Stadtverwaltung Halver hervor, die auch LokalDirekt vorliegt. Darin heißt es, dass Laubinger eher zufällig von der Verschiebung des Termins erfahren habe, als er mit Fachbereichsleiter Kai Hellmann organisatorische Einzelheiten zum Festtag habe besprechen wollen. Die Nachricht habe ihn „mehr als erschrocken und erschüttert“. Laubinger: „Es wäre nun ja nicht das erste Mal, dass man es verschieben würde!“
Als Grund für die Verschiebung habe ihm die Stadt Halver fehlende, technische Details für die Statik des Mahnmals angegeben. Christoph Sandkötter habe noch diese Woche Zeit, das nachzureichen. Ansonsten müsse man alles wieder verschieben.
Eine Aussage, die Kai Hellmann, Fachbereichsleiter der Stadt Halver, so nicht stehen lassen will. „Zum einen verstehe ich nicht, dass Herr Laubinger die Fragen um die termingerechte Fertigstellung des Mahnmals öffentlich macht“, wundert er sich. Das seien Interna, die so nicht in die Öffentlichkeit gehören. „Wir sind derzeit noch in der Feinplanung und halten regelmäßig Rücksprache mit Christoph Sandkötter, der Probleme damit hat, sein Werk fertigzustellen. Deshalb müssen wir von Seiten der Stadt Druck ausüben“, erklärt Hellmann.
Diese Aussagen kann der Künstler so nicht stehen lassen. „Ich stehe mit meiner Skulptur sozusagen ‚ Gewehr bei Fuß“ , sagt er in einem Telefonat mit der Redaktion. „Von meiner Seite aus ist alles fertig, alle Teile sind da.“ Den Grund für die Verzögerung sieht er darin, dass die Firma, die die Schneidearbeiten im Cortenstahl hätte durchführen sollen, kurzfristig abgesprungen ist, da ihr die technischen Möglichkeiten für die Aufgabe fehlte. Auf Empfehlung der Stadt sei nun die Firma Schürmann Metallbau aus Lüdenscheid angefragt worden.
Dem aber widerspricht wiederum Kai Hellmann, aus dessen Sicht ein Vertrag mit dem Künstler geschlossen wurde. Dieser beinhalte, dass das Mahnmal zu einem definierten Termin am Kulturbahnhof aufgestellt werden soll. Die Firmen, die in die Produktion des Kunstwerkes involviert sind, müsse Christoph Sandkötter eigenständig beauftragen. Das sei nicht Aufgabe der Stadt. „Ich möchte aber nicht, dass die Meinung entsteht, die Stadt würde gegen den Künstler schießen“, betont Hellmann. „Wir machen nur Druck, damit der Termin am 8. Mai bestehen bleibt.“
Als Grund dafür, dass die endgültige Planung so spät erstellt wurde, sieht Sandkötter verschiedene Gründe. „Zum einen war angedacht, dass die Schüler der Stadt Halver Inhalte für die Gestaltung ausarbeiten sollen. Da ist aber nichts gekommen. Schließlich sind Jana Eilhardt und Matthias Clever eingesprungen und haben sich um die Inhalte gekümmert. Die stehen erst seit letztem Freitag fest und liegen der Firma Schürmann seit Dienstag vor“, erklärt er. Nun müsse abgewartet werden, ob das Angebot der Lüdenscheider Firma ins Budget passe. „Wenn der Preis stimmt, ist das Einhalten des Termins am 8. Mai kein Problem“, ist sich der Künstler sicher. Sollte die Firma Schürmann aber zu teuer sein, gäbe es einen Plan „B“.
„Wir könnten dann auf die Beko GmbH aus Cloppenburg ausweichen. Von dieser Firma liegt bereits ein Angebot vor, das in den Rahmen passt. Allerdings besteht die Stadt Halver bei der Auftragsvergabe an diese Firma im Vorfeld auf die Berechnung einer Statik“, erklärt er die Problematik bei der Auswahl der beteiligten Firmen.
Ihm selbst sei es sehr wichtig, den 8. Mai als Einweihungstermin zu halten, und das nicht nur, weil das Budget so klein sei, dass er damit nicht noch länger arbeiten könne. Daher versteht er auch die Forderung nach einer statischen Planung nicht. „Der Beton, in dem die Skulptur aufgestellt wird, wiegt acht Tonnen. Das fällt so schnell nicht um“, meint er.
Eine Aussage, die Kai Hellmann so nicht stehen lassen will: „Aufgrund der Größe des Objektes besteht für manche vielleicht auch die Verlockung, daran hochzuklettern. Da muss die Statik stimmen“, ist seine Meinung zu dem Thema.
Das Fundament, das immer wieder als Verzögerung für die Fertigstellung genannt wird, ist laut Sandkötter überhaupt kein Problem. „Die Firma Fastenrath kann sofort loslegen. Auch wenn die Stadt Halver jetzt noch andere Baufirmen ins Gespräch gebracht hat, möchte ich bei Fastenrath bleiben.“
Bliebe noch als Letztes, die Frage der Beleuchtung zu klären. „Den Anschluss wird die Firma Panne aus Halver machen“, erklärt Sandkötter. „Das Beleuchtungssystem können wir selber mitbringen, wenn das von der Stadt gewünscht ist. Das ist ein komplexes Lichtsystem, das mit einem Trafo am Bahnhof verbunden sein wird. Wenn die Stadt das nicht möchte, muss sie für die Beleuchtung des Objektes selber Sorge tragen.“
Alles in allem sieht der Künstler den terminlichen und finanziellen Ablauf für die Erstellung des Mahnmals aber in einem völlig normalen Rahmen. Er vergleicht den Prozess mit der Elphi in Hamburg. „Budget verzehnfacht, Termin vergeigt, aber Hamburg hat heute eines der besten Wahrzeichen in Deutschland.“
Wenn alle Beteiligten ihren Teil zur Einhaltung des Termins beitragen, kann der Wunsch von Ricardo-Lenzi Laubinger doch noch erfüllt werden. Er schrieb in seiner E-Mail an die Stadtverwaltung: „Ich bitte Sie, alles in die Wege zu leiten, um unser gemeinsames, immer wichtiger werdendes Projekt, umzusetzen und endlich Wirklichkeit werden zu lassen.“ Er erinnerte daran, dass er es war, der mit diesem Projekt, das sich auch auf das Ansehen der Stadt Halver auswirken wird, an die Verwaltung herangetreten ist. „Soll es nun an so wenigen Punkten, die für eine Stadt wie Halver- die Stadt im Grünen, mit Sicherheit schnell und einfach zu lösen sind, scheitern?“, fragt er und ergänzt: „Das kann und will ich nicht glauben!“
Er selbst hat für den 8. Mai andere, wichtige Termine abgesagt und Freunde und Familie bewogen, Urlaub zu nehmen, um an diesem wichtigen Tag nach Halver zu kommen. Mit der Verwirklichung des Mahnmals wollte er zeigen, dass, entgegen des Glaubens vieler, in Halver sehr wohl etwas zum Gedenken der ermordeten Sinti getan wird.
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