Als nächster Schritt folgt nun das gesetzlich vorgeschriebene Anhörungsverfahren. In diesem können die Kreispolizeibehörde und Straßen NRW sich zu der beabsichtigten Sperrung äußern: „Diese Rückmeldungen werden wir dann unsererseits einschätzen und prüfen, ob sie zu unserer Absicht passen“, sagt Michael Schäfer, Fachbereichsleiter Ordnung und Straßenverkehr. Ziel sei es, das Verfahren „ebenso sorgfältig wie zeitnah abzuwickeln“, kündigte die Kreisverwaltung am Mittwoch, 26. Juni, an.
Es gibt eine Prognose für weitere Unfälle
Bereits seit November letzten Jahres ist die Prioreier Straße – nach einer Vielzahl von Unfällen – von freitags 12 Uhr bis sonntags 24 Uhr sowie an Feiertagen wieder für Motorräder gesperrt. Es folgten eine Reihe weiterer schwerer Unfälle außerhalb dieser Sperrzeiten. Ein 22-Jähriger Motorradfahrer verlor bei einem tragischen Unfall am 13. Juni sogar sein Leben. Er soll laut Polizei bei zu hoher Geschwindigkeit in einer Kurve die Kontrolle über sein Motorrad verloren haben und dadurch in den Gegenverkehr geraten sein.
Diese Unfälle „sowie eine Prognose für weitere Unfälle“ hätten die Kreisverwaltung jetzt dazu bewogen, wieder ein komplettes Fahrverbot für Motorräder an der Prioreier Straße verhängen zu wollen.
BVDM: Möglichkeiten nicht ausgeschöpft
Michael Wilczynski, beim Bundesverband Deutscher Motorradfahrer (BVDM) für das Referat Streckensperrungen zuständig, sagte am Mittwoch, 26. Juni, auf Anfrage von LokalDirekt, er habe damit gerechnet, dass die Kreisverwaltung als nächste Maßnahme wieder eine Komplettsperrung einführen werde: „Ich muss zugeben: Auch ich habe beim Thema Priorei kein gutes Gefühl – einfach, weil viele überwiegend jüngere und unerfahrene Fahrer die Raserei einfach nicht lassen können.“
Dennoch ist eine Sperrung der Priorei aus Sicht des BVDM nicht zwingend notwendig: „Es gibt mehrere Möglichkeiten, die seitens der Kreisverwaltung und Polizei in Zusammenarbeit mit dem BVDM bereits im Vorfeld zumindest hätten versucht werden können“, so der Verband. Auf die Vorschläge des BVDM, wie beispielsweise das Anbringen eines Unterfahrschutzes oder auch Präventionsveranstaltungen wie ‚Kaffee statt Knöllchen‘, habe der Kreis nicht reagiert.
100 km/h erlaubt
Wilczynski – selbst erfahrener Motorradfahrer – bemängelt außerdem, dass der Kreis seit der Streckenöffnung für Motorräder im Sommer 2022 kein Tempolimit eingeführt habe: „Formal sind dort 100 km/h erlaubt – das ist meines Erachtens zu viel. Diese Geschwindigkeit auf einem derart kurvigen Streckenabschnitt setzt schon sehr, sehr gute Fahrfähigkeiten und viel Erfahrung voraus.“
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