Der Ausbau der Windenergie beschäftigt seit Monaten Politik und Verwaltung in Breckerfeld. Hintergrund ist das Windenergieflächengesetz (WindBG), das den Bundesländern verbindliche Flächenziele vorgibt. Nordrhein-Westfalen muss demnach landesweit Flächen ausweisen, und der Regionalverband Ruhr (RVR) hat diese Vorgaben im Regionalplan konkretisiert. Für Breckerfeld stehen demnach rund 50 Hektar Potenzialfläche im Raum — verteilt auf drei Standorte: Langscheid, Krägeloher Forst und Landwehr.
Zustimmung zu zwei Standorten
Über die Flächen in Langscheid und am Krägeloher Forst herrscht in der Stadtvertretung weitgehend Einigkeit. „Mit diesen Bereichen sind wir grundsätzlich einverstanden“, erläuterte Bürgermeister André Dahlhaus in der Stadtratssitzung am Dienstag, 9. Dezember. Beide Standorte werden in einer an den RVR gerichteten Stellungnahme der Stadt ausdrücklich nicht beanstandet.
Streitpunkt Landwehr
Kontrovers bleibt dagegen der Bereich Landwehr an der Grenze zu Halver. Hier steht bereits eine Windenergieanlage der AVU, drei weitere auf Halveraner Gebiet sind geplant. Der RVR sieht hier zusätzlich 13,6 Hektar Potenzialfläche. Aus Sicht der Verwaltung könnte damit dort aber ein ganzer Windpark entstehen – „und mit einer Abstandsregelung von nur rund 550 Metern definitiv zu nah an der Ortslage Branten“, so Dahlhaus.
Bereits in seiner ersten Stellungnahme an den RVR vom Februar 2025 warnte die Stadtverwaltung: „Durch die ausgewiesenen Pozenzialflächen könnten an der Landwehr nochmals mehrere Anlagen entstehen. Aus unserer Sicht könnte hierdurch ein Windpark entstehen, der eine Konzentrationswirkung nach sich zieht, die seitens der Stadt Breckerfeld nicht gewollt ist.“ Auch auf die knappen Einspeise-Kapazitäten im regionalen Stromnetz der AVU wurde hingewiesen. Ebenso wurde darin auf die Pläne der Stadt Halver hingewiesen, die im Bereich Glörfeld den Bau von drei Windenergieanlagen in Betracht ziehe.
Stadt befürchtet "Windpark"
Diese Bedenken wiederholte die Verwaltung nun in einer zweiten Stellungnahme, über die der Stadtrat in seiner ersten Sitzung nach der Kommunalwahl beschließen sollte: „Wir weisen noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass eine Konzentrationsfläche mit diesem Potenzial von uns abgelehnt wird“, heißt es darin erneut. Und wiederum darauf hingewiesen, dass „die Stadt Halver gemäß des Aufstellungsbeschlusses der 33. Änderung des Flächennutzungsplans drei Teilbereiche ausweist, die den projektierten Standort von drei Windenergieanlagen ausweisen.“ Diese drei Teilbereiche umfassen eine Fläche von zirka 9,4 Hektar und befinden sich in unmittelbarer Nähe zu der vom RVR ausgewiesenen Zielfläche an der Landwehr.
„Falls die drei geplanten Windenergieanlagen im genannten Bereich realisiert werden, sind — mit der vorhandenen Anlage auf unserem Stadtgebiet — bereits vier Windenergieanlagen in diesem Bereich“, betont die Stadtverwaltung in ihrer zweiten Stellungnahme. Ab drei Windenergieanlagen, die räumlich dicht beieinander stehen, spreche man üblicherweise schon von einem Windpark. „Durch die Ausweisung der Fläche an der Landwehr kommen weitere 13,6 Hektar hinzu, so dass absehbar weitere vier bis fünf Anlagen errichtet werden könnten“, stellt die Breckerfelder Verwaltung fest.
In ihrer zweiten offiziellen Stellungnahme kritisiert die Stadtverwaltung zudem, dass der Regionalverband nicht von einer „Umzingelung der Ortslage Branten“ ausgehe, und hält dagegen: „Die Mehrbelastung der Ortschaft ist durch die Entstehung eines Windparks dennoch erheblich.“ Wenn auch an der Stelle kein allgemeiner Siedlungsbereich vorliege, so sei eine Abstandsregelung von gerade einmal 550 Metern „unzumutbar für die dortigen Anwohner“. Der Regionalrat der Bezirksregierung Arnsberg habe hierzu beispielsweise entschieden, dass „ein Abstand von 1000 Metern von Windenergiebereichen zur Wohnnutzung im Siedlungszusammenhang beizubehalten ist, um neben der Steuerung und Konzentration des Windenergieausbaus, insbesondere dem Schutz der in der Region lebenden Menschen Rechnung zu tragen.“
Unterschiedliche Meinungen im Rat
In der anschließenden Debatte zeigte sich die Breckerfelder Politik am Dienstagabend dennoch nicht ganz geschlossen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Arno Förster sagte, die sozialdemokratische Fraktion sehe den Ausbau erneuerbarer Energien „außer Frage“, betonte aber: „Die Stellungnahme geht uns etwas zu weit. Wir tun uns schwer damit, die den Regionalplan des RVR kategorisch abzulehnen. Wir würden es vorziehen abzuwarten, bis tatsächlich die ersten Anfragen von Investoren vorliegen.“Axel Zacharias, Fraktionsvorsitzender der CDU, konterte: „Es geht hier nicht um ein Für und Wider der Windkraft, sondern um die Größe der Fläche, die der RVR an der Landwehr ins Auge fasst.“
Für Bündnis 90/Die Grünen standen dagegen insbesondere noch fehlende, aber wünschenswerte Informationen im Mittelpunkt der Diskussion. So erkundigte sich Vorstandsmitglied Dr. Andreas Balster erkundigte, ob bereits Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern geführt worden seien, die im Bereich Braten/Landwehr wohnen. Dahlhaus verneinte dies mit dem Hinweis, dass bislang ja noch kein Investor aktiv Interesse gezeigt habe.
Ines Reiling aus dem Vorstand der Grünen ergänzte: „Interessant wären Informationen der AVU, wie die derzeitige Auslastung der Einspeisemöglichkeiten ist und wie ihre Pläne zur Netz- und Speicherentwicklung aussehen.“ Sie halte es zum jetzigen Zeitpunkt für „voreilig, schon heute eine Entscheidung für oder gegen weitere Anlagen zu treffen.“ Der Bürgermeister räumte daraufhin ein: „Ich kenne die Pläne der AVU nicht und weiß nicht, wie schnell sie ihre Netze diesbezüglich ertüchtigen will — aber perspektivisch muss die AVU hier auf jeden Fall etwas tun.“
Mehrheit für die kritische Haltung
Trotz der teils kontroversen Diskussionen stimmte die Stadtvertretung der zweiten Stellungnahme der Verwaltung mehrheitlich zu. Neun Ratsmitglieder enthielten sich, zwei waren befangen. Damit unterstreicht Breckerfeld gegenüber dem Regionalverband nochmals seine Vorbehalte gegen eine großflächige Ausweisung an der Landwehr, während die Stadt die Potenzialflächen in Langscheid und Krägeloher Forst weiter mitträgt. Ob und wie der RVR die Bedenken aus Breckerfeld in den finalen Regionalplan einarbeitet, bleibt nun abzuwarten.

















