Edwin Jette Nieuwenhout, so heißt der Eigentümer der Immobilie, ist verschwunden. Allerdings kriegen einige noch Geld von ihm – und nicht gerade wenig. So hat unter anderem die Gemeinde jüngst eine sogenannte öffentliche Zustellung gemacht. Eine öffentliche Zustellung ist eine besondere Form der Zustellung, die eingesetzt wird, wenn die reguläre Zustellung nicht möglich ist, beispielsweise wenn der Aufenthaltsort des Adressaten unbekannt ist oder eine Zustellung ins Ausland nicht möglich ist. Die Zustellung erfolgt durch Aushang einer Benachrichtigung an der Gerichtstafel oder durch Veröffentlichung in den Medien.
„Wir machen das, wenn wir den Adressaten nicht ausfindig machen können. Der Vorteil für uns ist, dass wir rechtliche Schritte einleiten können, wenn die Forderungen aus dem Bescheid nicht beglichen werden“, erklärt Bürgermeisterin Birgit Tupat. Beispielsweise könne dann eine Sicherungshypothek auf das Grundstück im Grundbuch eingetragen werden. Einfach erklärt: „Für uns ist das ein nicht unerheblicher Betrag. Würde das Gebäude verkauft, müsste diese beglichen werden und wir kämen an unser Geld.“ Es sei nicht unwahrscheinlich, dass es noch deutlich mehr Menschen mit offenen Forderungen gibt. Irgendwann könne dann eine Zwangsversteigerung beantragt werden. „In der Regel machen das die Banken, die in den meisten Fällen mehr Geld darin haben“, sagt Tupat.
Einer, der die Problematik kennt, ist der Nachrodter Rechtsanwalt Armin Speckmann. Auch ihm schulde der Eigentümer noch Geld. Und er wisse auch von offenen Rechnungen eines heimischen Handwerkbetriebs. Speckmann selbst bekommt noch Honorare für Prozesse, die Edwin Jette Nieuwenhout verlor. Speckmann vertrat frühere Mieter der Immobilie. Unter anderem ging es darum, dass der Gasanschluss wieder in Stand gesetzt werden sollte. Der Eigentümer verlor die Prozesse und muss folglich die Kosten des Verfahrens tragen. Inzwischen sind die Mieter, die Speckmann vertrat ausgezogen. Lediglich acht Menschen leben in dem Wohnkomplex an der Kampstraße noch.

Dass Edwin Jette Nieuwenhout pleite ist, gilt eher als unwahrscheinlich. Ein Insolvenzverfahren in Duisburg mit zuvor am 23. Oktober 2024 angeordneten Sicherungsmaßnahmen wurden durch Beschluss vom 12. November 2024 aufgehoben. „Das Problem ist, wir konnten uns diesem Verfahren nicht anschließen. Denn das Gebäude ist im Privatbesitz und läuft nicht unter Nieuwenhout Immobilien. Folglich ist weder die Anschrift des Hauses, noch des Eigentümers in Nachrodt und hat mit Duisburg rein gar nichts zu tun“, erklärt Speckmann.
Speckmann setzt derweil auf ausländische Unterstützung und hat einen niederländischen Amtskollegen beauftragt, in dem Fall tätig zu werden. „Bisher habe ich aber keine Rückmeldung“, sagt Speckmann. Fakt sei, dass er unter seiner letzten niederländischen Anschrift nicht mehr zu finden sei. Mieter hätten derweil von Gerüchten berichtet, dass sich der Eigentümer nach Thailand abgesetzt habe. Ob das stimmt, ist nicht bekannt. „Auf jeden Fall ist er ziemlich gut im verstecken“, erzählt Armin Speckmann.
Ende des vergangenen Jahres gab es an der Kampstraße einen größeren Sturmschaden. Ein Stück des Dachs wurde angehoben. Die Feuerwehr befestigte es notdürftig. Seitdem passierte dort nichts. Heizung und warmes Wasser gibt es seit Anfang 2024 nicht mehr. Was die Bausicherung betrifft, ist der Märkische Kreis zuständig. „Am 10.12.2024 wurde der Märkische Kreis vom Ordnungsamt der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde darüber informiert, dass durch ein Unwetter das Dach der Kampstraße 8 beschädigt wurde und eventuell Dachteile vom Gebäude stürzen könnten. Als Sofortmaßnahme hatte die Feuerwehr den Gefahrenbereich abgesperrt. Am 11.12.2024 hat eine örtliche Überprüfung durch die Bauaufsicht stattgefunden. Es wurde festgestellt, dass sich die Dachabdichtung im Eckbereich auf einer Fläche von ca. 12m² vom Untergrund gelöst hat und durch Windeinwirkung Dachprofile mit abgerissen wurden. Zur Sicherung und Gefahrenabwehr wurde eine Fachfirma mit Sicherungsmaßnahmen beauftragt“, erklärt Ulla Erkens, Pressesprecherin des Märkischen Kreises, auf Anfrage von LokalDirekt. Die Fachfirma habe die Sicherungsmaßnahmen am 12. und 13. Dezember des verganenen Jahres durchgeführt. Damit sei die Gefahr beseitigt. Eine abschließende Instandsetzung liege in der Verantwortung des Eigentümers.
„Eine Ordnungsverfügung über die Durchführung der Sofortmaßnahme im Rahmen der Ersatzvornahme wurde am 16.12.2024 per Postzustellungsurkunde versendet. Weitere bauliche Probleme sind hier nicht bekannt“, erklärt Erkens.