Im ehemaligen Kino unter der Stadthalle hält sie den Besuchern den Spiegel vor. Mit der Schriftstellerin, Kabarettistin, Schauspielerin und Artistin hatte der KUK-Verein eine hier eher unbekannte Künstlerin verpflichtet. Mit ihrem Programm „links rechts Menschenrecht“ hat Teichmann, die in Graz lebt, bereits zwei Kleinkunstpreise gewonnen. Grundlage der Speisekarte in ihrem Gasthaus sind die 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Gleichheit vor dem Gesetz oder die Unschuldsvermutung, Diskriminierungsverbot, Leben in Freiheit und Sicherheit. An etlichen Beispielen zeigt sie auf, wie Ideal und Realität auseinanderklaffen und wie kommod sich unsere Gesellschaften damit abgefunden haben.
Dazu gehören österreichische Verhältnisse, wo offenbar über manipulierte Umfragen, die über Inserate bezahlt wurden, der smarte Ex-Kanzler Kurz mit ins Amt gehievt wurde. Sie nimmt das Bildungssystem ins Visier, geißelt dessen soziale Ungerechtigkeit. So fühle sich arm, wer seinem Kind nicht die Klassenfahrt zum Whale-Watching in Kanada finanzieren kann. Sie skizziert am Beispiel des Irak die Doppelmoral, mit der die Bush-Administration wegen angeblich versteckter Massenvernichtungsmittel Krieg gegen den Irak geführt hat, dessen Waffen bis heute nicht gefunden wurden. Aktuell geht sie auf den Tabu-Bruch der Merz-CDU ein, sich Mehrheiten mit der AfD zu sichern und fragt, ob das „C im Parteinamen vielleicht die englische Schreibwiese für Kapitalismus (capitalism , die Red.) ist“.
Beim Schachspiel macht sie das Nord-Süd-Gefälle deutlich. „Vereinzelt lassen wie Schwarze auf unsere Seite“, sinniert sie. Zum Beispiel auf Spargelfelder in Spanien. Und wer nach dem „Angriff eines Irren auf ein Kind“ gleich die ganze Menschenrechts-Konvention infrage stelle, dem sollte man auch das passive Wahlrecht entziehen, kommentiert sie die aktuelle Debatte hierzulande. Für sie ist es klar, dass es offensichtlich „keine Korrelation von Intelligenz, Bildung und Menschlichkeit“ gibt.
Christine Teichmann entlarvt Lebenslügen. Während Comedians Säle füllen, mit billigen Schenkelklopfern reüssieren, macht sie tiefgründiges Kabarett. Intelligent, herausfordernd, bitter. Zwischendurch auch mal schelmisch, augenzwinkernd. KUK hat mit der vielseitigen Künstlerin eine gute Wahl getroffen. Ein Abend, der mehr als 50 Besucher verdient gehabt hätte. Sie dankten es mit kräftigem Applaus und Spenden für Amnesty International. Eine Unterstützung, die für Christine Teichmann Herzenssache ist.