Viele Nachrodt-Wiblingwerder kennen den Hinweis bei LokalDirekt inzwischen gut: Die Pflegeberaterinnen des Märkischen Kreises kommen ins Nachrodter Gemeindehaus. Doch was genau passiert dort eigentlich? Was leisten die Beratungen – und warum werden sie immer wichtiger? Um diese Fragen zu klären, hat LokalDirekt eine Anfrage an den Märkischen Kreis gestellt. Die Antworten kamen gebündelt vom Team der Pflegeberatung – gemeinsam mit Kreispressesprecher Alexander Bange.
Die Pflegeberatung des Märkischen Kreises ist im Kreishaus II in Altena angesiedelt und besteht aus sieben ausgebildeten Pflegefachkräften mit entsprechender Zusatzqualifikation. Ihr Auftrag: Menschen beraten, die mit dem Thema Pflege konfrontiert sind – egal ob sie selbst pflegebedürftig sind, Angehörige unterstützen oder sich frühzeitig informieren möchten. Die Beratung, so heißt es, sei unabhängig, umfassend und kostenlos.
Zwar könnten die Gespräche auch im Kreishaus stattfinden, in der Praxis aber sind die Pflegeberaterinnen vor allem dort unterwegs, wo Hilfe gebraucht wird: bei den Menschen zu Hause. Hausbesuche machen einen großen Teil der Arbeit aus – auch in Nachrodt-Wiblingwerde, wo die Nachfrage zuletzt spürbar gestiegen ist. Ergänzt wird das Angebot durch Telefon-, Video- und Sprechstunden vor Ort, etwa im Nachrodter Gemeindehaus. Gerade für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder ohne Auto seien diese flexiblen Formate entscheidend.
Inhaltlich geht es in den Beratungen um ganz konkrete Fragen: Wie beantrage ich einen Pflegegrad? Welche Leistungen stehen mir zu? Wie kann Pflege organisiert und finanziert werden? Und welche Unterstützungsangebote gibt es überhaupt? Viele Ratsuchende, so die Erfahrung der Expertinnen, empfinden das deutsche Pflegesystem als unübersichtlich und überfordernd. Genau hier setze die Pflegeberatung an – als Lotsen im System, die Orientierung geben und helfen, individuelle Lösungen zu finden.

Ein deutlicher Trend zeige sich besonders bei den Angehörigen. Immer häufiger wenden sie sich an die Pflegeberatung, weil sie die Versorgung zu Hause übernehmen – zusätzlich zu Beruf, Familie und eigenen Verpflichtungen. Themen wie Überlastung, Vereinbarkeit von Pflege und Alltag oder der Wunsch nach Entlastungsangeboten spielen dabei eine große Rolle. Die Sorgen ähneln sich dabei, egal ob in Nachrodt, Lüdenscheid oder Iserlohn: Reicht die Versorgung aus? Bekomme ich einen ambulanten Pflegedienst? Ist das alles finanzierbar? Und halte ich das langfristig durch?
Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt es dennoch. In ländlichen Regionen wie Nachrodt-Wiblingwerde sind die Versorgungsstrukturen teilweise dünner. Manche Angebote – etwa Tagespflege – müssen dann auch in Nachbarkommunen gesucht werden. Umso wichtiger sei es, dass die vorhandenen Möglichkeiten bekannt sind und gut vernetzt werden. Genau hier sieht die Pflegeberatung eine ihrer zentralen Aufgaben.
Trotz aller Herausforderungen ziehen die Pflegeberaterinnen eine positive Bilanz. Die Nachfrage ist gestiegen, besonders bei Erstberatungen. Immer wieder erleben sie Situationen, in denen Familien spürbar entlastet werden können – etwa wenn durch frühzeitige Beratung eine Heimaufnahme vermieden und der Verbleib im eigenen Zuhause ermöglicht wird. Für viele Angehörige sei allein das Gefühl, nicht mehr allein zu sein, eine große Erleichterung.
Grenzen sieht das Team weniger im Finden von Lösungen, sondern eher darin, dass Angebote nicht immer bekannt sind oder zu spät genutzt werden. Ein häufiger Fehler sei der Versuch, Pflege komplett allein zu stemmen. Die Pflegeberatung rät deshalb dringend, frühzeitig Kontakt aufzunehmen und Hilfe anzunehmen, bevor Überforderung entsteht.
Für akute Pflegesituationen – etwa nach einem Krankenhausaufenthalt – verstehen sich die Pflegeberaterinnen zunächst als Lotsen. Sie arbeiten dabei auch eng mit den Case-Managern der Krankenhäuser zusammen. Zusätzlich empfehlen sie, rechtzeitig Vorsorge zu treffen, etwa durch Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung, und innerhalb der Familie über Wünsche und Vorstellungen zu sprechen.
Neben den persönlichen Beratungen bietet der Märkische Kreis weitere Informationsangebote an: ein Pflegeinfo-Telefon, das mehrmals wöchentlich erreichbar ist, Online-Formate wie das „Pflegecafé“ sowie den Podcast „Pflegeberatung hörbar“, der über die Homepage des Kreises abrufbar ist.
Für die Zukunft wünscht sich das Team vor allem drei Dinge: mehr Versorgungsangebote, mehr Zeit für individuelle Beratung und eine noch stärkere Vernetzung aller Akteure. Vor allem aber einen Gedanken, der ihnen besonders wichtig ist: Niemand muss eine Pflegesituation allein bewältigen. Oder, wie sie es selbst formulieren: „Kommen Sie gerne vorbei. Wir hören zu und beraten Sie. Gemeinsam finden wir aus den vorhandenen Möglichkeiten die bestmögliche Versorgung.“










